Djihad, mon ami

Autor*in
Bouzar, Dounia
ISBN
978-3-95728-041-1
Übersetzer*in
Pasquay, Sarah
Ori. Sprache
Französisch
Illustrator*in
Hamburg, Formlabor
Seitenanzahl
156
Verlag
Knesebeck
Gattung
Buch (gebunden)Erzählung/Roman
Ort
München
Jahr
2017
Lesealter
16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
14,95 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Teaser

Ein Roman über Freundschaft, Treue und den Djihad. Dounia Bouzar schildert in ihrem Buch die Geschichte zweier Mädchen und das vorschreitende Sympathisieren der einen Protagonistin mit der Terrororganisation IS. Ihr gelingt dabei eine erschreckend authentische Darstellung dieser Entwicklung. Die Leser werden mit verschiedensten Gefühlen konfrontiert und zum Nachdenken angeregt. Bouzar klärt auf, ohne abzuwerten und greift dabei eines der derzeitig aktuellsten Themen auf

Beurteilungstext

Die Freundinnen Sarah und Camille sind unzertrennlich. So scheint es für Sarah immer zu bleiben. Doch als die beiden beginnen sich für ein Referat vorzubereiten, fängt Camille an, an der westlichen Gesellschaft zu zweifeln. Was mit Videos über Verschwörungstheorien beginnt, mündet für das 17-jährige Mädchen schnell in einer Internetfreundschaft mit einem Islamisten. Abucobra – anonymer Name des Mannes - führt Camille in die Welt des Islam ein. Sie gerät immer tiefer in seine Fänge und lässt ihre Wurzeln hinter sich. Camille fängt an, die Werte der westlichen Welt zu verleugnen und abzutun. Sie trifft sich bei Facebook mit Gleichgesinnten und würdigt ihre Freundin Sarah keines Blickes mehr. Camilles Familie und Sarah wundern sich zunächst über die Verschlossenheit Camilles und erkennen, erst als es schon zu spät ist, dass sie mit der radikalsten Form des Islams sympathisiert. Camille geht bis zum Äußersten und will Frankreich verlassen. Sie will in Syrien im Namen Allahs Kindern zu helfen, die von Giftgasangriffen des Assad-Regimes attackiert wurden. Ihr Umfeld erfährt währenddessen, dass solche Amnestieversprechungen meist nur Vorwände sind, um junge Rekruten nach Syrien zu locken. Doch als Camilles Ausreise kurz bevorsteht, überschlagen sich die Ereignisse. Sarah wird Zeugin des Terroranschlages auf das Bataclan in Paris. Im Zuge des französischen Ausnahmezustandes wird Camille festgenommen und in psychologische Obhut gegeben. Auch ihre Familie und Sarah beginnen eine psychologische Betreuung in der sie erfahren, wie Camille gerettet werden kann. Mit Hilfe von Sarah und ihren Eltern schafft Camille es sich von den Islamisten abzugrenzen und neue Hoffnung zu schöpfen.
Der Roman Djihad, mon ami zeigt an einem großartigen Beispiel, wie Terrororganisationen jugendliche Europäer in ihren Bann ziehen und sie aus ihrem Umfeld entfesseln können. Beängstigend authentisch schreibt Bouzar über zwei Freundinnen im Alter von ca. 17 Jahren. Durch die realistisch dargestellten Charaktere, bietet der Roman hohes Identifikationspotential. Es besteht immer noch ein alltagsweltlicher Bezug und die Handelnden agieren sehr glaubwürdig. Dadurch ist der Roman auch für ältere Leser zu empfehlen. Das Buch beginnt mit einem wahren Zitat eines 15-jährigen Mädchens, der ein ähnliches Schicksal widerfahren ist, und schließt ab mit einem Nachwort der Autorin in dem auf die geschilderte Handlung Bezug genommen wird. Interessant am Stil ist die tagebuchartige Erzählstruktur. Jedes Kapitel beginnt mit einem Beitrag von Sarah und schließt mit Camilles „Eintrag“ ab. Dabei werden einige Fragen, die sich aus Sarahs Bericht ergeben, durch Camille aufgeklärt. Die Autorin ergänzt an einigen Textstellen Fußnoten, in denen Worte arabischer Abstammung, bspw. Kuffar (Plural von Ungläubiger), erläutert werden. Auffällig ist auch der sehr aktuelle Bezug des Romans. Neben der Nutzung moderner Medien und Socialmediaplattformen, lassen sich auch Bezüge zu realen Geschehnissen ableiten, wie den Terroranschlägen in Paris (Charlie Hebdo; 07.01.15, Bataclan; 13.11.15) oder den Giftgasangriffen des Assad-Regimes in Syrien. Durch diese Aktualität gewinnt der Roman noch mehr an Authentizität.
Die Autorin schreibt ihren Roman aus einem persönlichen Kontext heraus. Sie ist selbst Muslima und arbeitet viel mit anderen Moslems zusammen. Das Buch wirkt, als möchte die Bouzar damit aufklären und den Unterschied zwischen radikalen Islamisten und gläubigen Moslems darstellen. Sie regt zur Nachfrage und zur objektiven Debatte über den Islam an. Dadurch kann dieses Buch als Grundlage einer schulischen Auseinandersetzung mit diesem Thema dienen. Trotz des komplexen Themas schreibt die Autorin sehr verständlich. Dennoch muss das Werk meines Erachtens mit gewissem Respekt behandelt werden. Daraus ergibt sich eine Alterseinordnung zwischen 16-17 Jahre, da in dieser Altersgruppe die nötige Reflexivität vorherrscht.
Somit lässt sich zu Djihad, mon ami sagen, dass es ein sehr zu empfehlendes Buch ist, dass mit gewissen Vorurteilen gegenüber dem Islam aufräumt, eine spannende Geschichte erzählt und aufgrund der intensiven Gefühlsdarstellung ein hohes Potential zur Identifikation bietet.

(Höflich, Marcel)

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Diese Rezension wurde verfasst von schr33; Landesstelle: Nordrhein-Westfalen.
Veröffentlicht am 30.07.2017

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