DIKTATUR DER STILLE

Autor*in
Davidson, Ellen Dee
ISBN
978-3-596-80833-5
Übersetzer*in
Fritz, Franca
Ori. Sprache
Amerikanisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
304
Verlag
FISCHER Schatzinsel
Gattung
Fantastik
Ort
Frankfurt
Jahr
2009
Lesealter
12-13 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
7,95 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Fantasygeschichte einer Utopie, in der die Menschen willenlos in einer ummauerten Stadt gehalten werden und die von einem heranwachsenden Mädchen befreit werden

Beurteilungstext

Miri ist 15 und lebt in Noveskina, einer Stadt, die vom so genannten Maskierer beherrscht wird. Die Menschen werden zu einheitlichem Denken und Handeln erzogen, niemand hat eine eigene Meinung oder einen eigenen Willen. Alle 10-Jährigen kommen in ein Trainingscenter, in dem sie fünf Jahre üben, ihr Talent zu entdecken. So können einige fliegen, Gedanken lesen, Geschichten erzählen oder akrobatische Kunststücke vorführen. Mit 15 Jahren unterziehen sie sich einer besonderen Zeremonie, bei der sie maskiert werden und miteinander seelenverbunden sind. Miri kennt ihr Talent nicht und darf deswegen zu ihrem großen Leidwesen nicht an der Zeremonie teilnehmen. Da sie als einfache Magd ihr Leben fortführen soll, beschließt sie aus Noveskina zu fliehen und im „Geheimen Tal“ Unterschlupf zu suchen. Nach einer dramatischen Flucht kommt sie schließlich dort an und erkennt, dass hier die Menschen singen und musizieren dürfen, miteinander diskutieren und auch mal Meinungsverschiedenheiten haben dürfen. Durch viele Begegnungen mit Menschen dort beginnt Miri, den Einheitsgedanken von Noveskina in Frage zu stellen. Schließlich entdeckt sie auch ihr persönliches Talent, nämlich Klangfarben von Instrumenten zu sehen und zu ordnen, so dass sie in der Lage ist, wie ein Dirigent eine Musikgruppe zu führen. Mit Hilfe der Bewohner des Geheimen Tals gelingt es ihr letztendlich, den Maskierer in Noveskina zu stürzen, die Bewohner zu befreien und ihnen die Musik und den Gesang wiederzubringen.
Auf knapp 300 Seiten beschreibt Ellen Dee Davidson eine zunächst interessante Situation einer Lebensweise, in der die Bewohner von Noveskina einem charismatischen Führer, dem Maskierer, verfallen sind. Er erinnert phasenweise an einen kommunistischen Diktator bzw. an Gott, denn man liest Aussprüche wie „Dem Maskierer sei Dank“ oder „Wir danken dem Maskierer für seine Gaben.“. Spätestens nach dem Maskierungsfest weiß man als Leser, dass der Maskierer nur dadurch weiterleben kann, weil er die frischen Farben der Jugendlichen schluckt und aufsaugt. Nach der Maskierung sind sie willenlos, apathisch und völlig verändert. Als Miri das erkennt, besucht sie das Geheime Tal, in dem die Welt noch in Ordnung ist. Dass die Musik, die Gesänge und die Instrumente aus Noveskina verbannt wurden, erscheint mir ein bisschen an den Haaren herbeigezogen und nicht ganz passend zu dem düsteren – teilweise horrormäßigen – Rest der Geschichte. Auch dass die 15-Jährige schließlich die Noveskiner vom Maskierer befreit, ist unglaubwürdig. Insofern schwingt die ganze Zeit beim Lesen im Unterbewusstsein mit, dass es sich nur um einen Fantasyroman handelt, auch wenn teilweise richtige Moralpredigten ausgesprochen werden, wie z.B. auf S. 229 „Es gibt immer mehr als nur eine Wahrheit oder einen richtigen Weg.“.
Für 15-jährige Fantasyliebhaber, die sich auf ein Happy End freuen, wahrscheinlich lesenswert.

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Diese Rezension wurde verfasst von REI.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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