Die wilden Abenteuer des jungen Capt’n Hook

Autor*in
Hart, J.V.
ISBN
978-3-499-21372-4
Übersetzer*in
Jung, Carsten
Ori. Sprache
Amerikanisch
Illustrator*in
Helquist, Brett
Seitenanzahl
352
Verlag
Rowohlt
Gattung
Ort
Reinbek
Jahr
2006
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
12,90 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Als der 15jährige James nach Eton kommt, begegnet er bereits in den ersten Minuten seinem größten Feind Arthur Darling und seinem einzigen Freund Jolly Roger. Er ist zwar klüger, geschickter und besser aussehend als die anderen Schüler, doch seine zweifelhafte Herkunft macht ihn zum stetigen Anstoß. Als er sich auch noch in eine Prinzessin verliebt, verliert er den letzten Rückhalt und muss die Schule verlassen. Doch neue Abenteuer, gemeinsam mit Jolly Roger, warten auf ihn.

Beurteilungstext

Der Autor “ohne Vornamen” kennt die Materie “von früher”: Er war der Drehbuchautor des Spielbergschen “Hook”-Abenteuers. Befasste der Film sich mit Peter Pan als Erwachsenem, der noch einmal seinem Gegenspieler Hook begegnen und ihn besiegen musste, so geht es hier um die Jugend eben dieses Gegenspielers. Der junge Mann, der am Ende zu Capt’n Hook wird (übrigens ohne Handverlust und Krokodilfütterung), faszinierte nicht nur den Autor Hart. Auch J. M. Barrie konnte im Original-Peter-Pan-Buch seine Sympathien für den stilvoll-bösartig agierenden Antihelden nicht ganz verbergen. Ihm zu Ehren heißt “Hook” hier mit vollem Namen James Matthew B., wobei der Nachname seines illegitimen Lordvaters niemals genannt wird. Übrigens nicht die einzige Anspielung auf den Ur-Pan: Auf Seite 45 liest man “Der Barrieknirps” sei “während des Betens eingeschlafen” - eine Erinnerung an die mit 1,55 Meter geringe Körpergröße des Schriftstellers.
Die Bewunderung Harts für seinen Helden ist jedenfalls nahezu grenzenlos. Dieser JMB (er selbst nennt sich “König Jas”) sieht blendend aus, ist überdurchschnittlich intelligent und begabt und kennt keinerlei Grenzen, schon gar nicht, was seine Bosheiten angeht. Zu diesen wird er freilich von einer bigotten und standesdünkelhaften Umgebung getrieben, er ist nicht böse aus Lust, sondern als Rache für ungerechte Behandlung. Vor allem sein erklärter Gegner Arthur Darling (wird er später Wendys Vater sein?) spuckt ihm in jede erreichbare Suppe. Doch einfaches Zurückschlagen wäre nicht der Stil eines James Hook - und Stil ist für ihn überaus wichtig. So spinnt er (wie doppeldeutig dieses Wort im Buchzusammenhang!) ein feines, aber sehr wirkungsvolles Geflecht aus Fallen, in denen sich Darling bis zum Zusammenbruch verfangen wird. Und ob Königinnen oder Sultane ihn bedrohen, das berührt ihn nicht wirklich.
Seine Art zu agieren ist die einer akademisch gebildeten Pippi Langstrumpf, Konventionen und Autoritäten gäbe es nur, wenn sie sich auch legitimierten, was sie in den seltensten Fällen zustandebringen. Und ähnlich wie Pippi bricht auch er aus in die harte Schule der Seefahrt, wobei James mit List und menschenfreundlichem “Stil” selbst Sklaven befreien und Schiffe in seine Gewalt bringen kann. Und obwohl er “seine” Insel der Träume, sein “Nimmerland” noch nicht gefunden hat, wird er nicht aufhören davon zu träumen. Und wir wissen doch, wie die Geschichte weiterging...
Ein Buch, das seinem Titel “Die wilden Abenteuer...” vollauf gerecht wird. Von der ersten Seite an fesselt die Geschichte, verteilt eindeutig seine Sympathien und spart nicht mit Kritik an der verkrusteten Gesellschaft im England um 1870. Dabei wird das Leben in dieser Gesellschaft und der Schule in Eton scharf konturiert und bis in feine Details nachvollziehbar, eine starke Leistung bei einem Abstand von mehr als 135 Jahren. Aber die wortgewaltige, sehr plastische Sprache, die eloquente Wortwahl (der “Stil”) und die raffinierte Linienführung der Geschichte beeindrucken durchgängig. Anders als etwa im gleichzeitig erschienenen “Peter und die Sternenfänger” wird der nahtlose gedankliche Übergang in die Urgeschichte nicht so in den Vordergrund gestellt, hier gibt es durchaus Brüche und passungenaue Zielrichtungen zum Ur-Pan, doch in sich ist die Geschichte konsequent, schlüssig und völlig logisch durchdacht. Jede Szene ist bildhaft und stimmungsvoll, unterstützt noch durch die Illustrationen und Vignetten, die mit ihrer leichten Manieriertheit wunderbar zu James eigenem Auftreten passen.
Es kann nur eine Frage der Zeit sein, bis auch hier ein Film folgen wird, man meint ja oft genug schon das Drehbuch zu lesen.
Das macht Spaß, liest sich “wie Nachtisch” und liefert sogar noch eine schöne Portion ernstzunehmende Sozialkritik und Philosophie mit - was will man mehr?

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von bh.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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