Die Welt steht Kopf

Schlagwörter

• Familie
• Historisches

Teaser

Eines Tages steht ein fremder Mann vor der Tür. Schlimm, wenn man so erfährt, dass man doch einen Vater hat, und noch schlimmer, wenn die Mutter darüber ganz aus dem Häuschen gerät. Karo ist fest entschlossen, der Turtelei ein Ende zu setzen - bis sie anfängt, die Hintergründe zu verstehen.

Beurteilungstext

Eine einfühlsame Geschichte um eine Familie, die wieder zusammenfindet. Elf Jahre lang hat Karo geglaubt, ihr Vater sei tot. Nun steht er plötzlich vor der Tür, und die Mutter freut sich auch noch unbändig darüber. Sogar Zukunftspläne schmieden die beiden, doch Karo ist fest entschlossen, dazu nicht ihren Segen zu geben. Strickt widersetzt sie sich dem Zuhören; Erklärungen geht sie aus dem Weg. Doch gegen ihren Willen muss sie mehr und mehr feststellen, dass dieser Martin gar nicht so übel ist, wie sie denkt. Im Einzelschicksal, das Renate Ahrens-Kramer hier erzählt, lässt sie gleichzeitig ein Stück Schicksal einer Nation lebendig werden: Überrascht von dem Mauerbau im Jahre 1963, wurden die Liebenden getrennt, ohne Chance auf ein gemeinsames Leben. Ein deutsch-deutsches Schicksal, das zu Herzen geht, ohne jede Sentimentalität erzählt. Der Lernprozess Karos ist der Lernprozess des Lesers, der - 13 Jahre nach der Wiedervereinigung - bereits in ein Deutschland hineingeboren wurde, in dem es keine DDR mehr gab. Umso wichtiger sind solche Bücher, die sich - noch dazu so schlicht erzählt - mit dem Thema auseinandersetzen und ein Stück deutsche Geschichte, allerjüngste Vergangenheit, die längst nicht bewältigt ist, aufarbeiten helfen. Trotz des eher ernsten Hintergrundes ein über weite Strecken witzig und heiter zu lesender Roman. Ausgezeichnet, und nachdrücklich empfehlenswert!