Die Wahrheit über Ivy

Autor*in
Stinson, Kathy
ISBN
978-3-570-30912-4
Übersetzer*in
Reh, Rusalka
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
184
Verlag
Gattung
Ort
München
Jahr
2014
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
7,99 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

David ist 15 und hat eine 11-jährige schwerstbehinderte Schwester. Sie sitzt im Rollstuhl, kann kaum sprechen und muss gewickelt werden. Die Eltern kümmern sich nur um Ivy, Freunde kommen kaum noch zu David nach Hause, und er hat mehr Pflichten als andere Jungs in seinem Alter.

Beurteilungstext

Nicht mal Hannah kann er in Ruhe treffen, das Mädchen aus der Nachbarschaft, an dem er sehr interessiert ist. Aber sie darf mit ihm und seiner Familie in die Ferien fahren, weil ihre Mütter sich kennen. David wittert seine Chance.

Noch ehe er seine Pläne umsetzen kann, geschieht etwas Schreckliches: Ivy stirbt, als sie mit ihrem Vater im Meer plantscht. Sie habe einen Krampfanfall bekommen, und er habe sie nicht halten können, sagt der Vater. Später jedoch erklärt er, er habe Ivy ""gehen lassen"".

David ist entsetzt. Hat er sie wirklich bewusst untergetaucht oder ihr einfach nicht geholfen? Wie kann sein Vater einfach über Ivys Leben entscheiden? Hatte Ivy nicht trotz all ihrer Einschränkungen Freude am Gesang der Vögel, an bunten Blumen und Regenbogen? Auch mit seinen eigenen Schuldgefühlen muss David sich auseinandersetzen, weil er seine Schwester nicht immer vorbildlich behandelt hat.

Die Wahrheit über Ivy beschreibt sehr einfühlsam und nachvollziehbar das Leben mit einem behinderten Geschwisterkind in all seinen Facetten. Der Zwiespalt zwischen Belastung und Zuneigung wird sehr deutlich, ebenso der Ärger über taktlose Reaktionen von Fremden oder das Gefühl der Vernachlässigung durch die Eltern.

Zusätzliche Brisanz erhält der Roman durch die angedeutete Möglichkeit, dass der Vater seine behinderte Tochter aktiv getötet oder ihr zumindest nicht geholfen hat, also durch den Aspekt der Sterbehilfe. Davids innerer Konflikt wird verschärft durch die kritische Position, die er seinem Vater gegenüber einnimmt.

Die Figuren sind lebendig gezeichnet, gerade auch die schwerstbehinderte Ivy, was sie dem Leser sehr nahe kommen lässt. Dennoch gibt es keine Werturteile oder klare Positionierungen. Kathy Stinson macht deutlich, wie komplex und emotional anspruchsvoll die Beziehung zu einem behinderten Familienmitglied ist. Sie schafft Verständnis, ohne belehren oder bewerten zu wollen.

Empfehlenswerte Lektüre auch für Jugendliche, die mit dem Thema keine persönlichen Erfahrungen haben!

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von JW.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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