Die sechs Schwäne

Autor*in
Grimm, Brüder
ISBN
978-3-314-10188-5
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Raidt, Gerda
Seitenanzahl
32
Verlag
Nord-Süd
Gattung
BilderbuchMärchen/Fabel/SageSachliteratur
Ort
Gossau
Jahr
2014
Lesealter
6-7 Jahre8-9 Jahre10-11 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
13,95 €
Bewertung
empfehlenswert

Teaser

Das bekannte Märchen der Brüder Grimm, als Bilderbuchgeschichte umgesetzt.

Beurteilungstext

Das Märchen ""Die sechs Schwäne"" (KHM 49) gehört sicherlich zu den bekannteren Texten der Kinder- und Hausmärchen. Wie kaum ein anderes thematisiert es jedoch existenzielle Abgründe, Leid und Gewalt, die uns an die Grenzen unserer Empfindsamkeit geraten lassen. Ein König verirrt sich im Wald und muss als Bedingung, dass er den Heimweg erfährt, die Tochter einer Hexe heiraten. Seine Kinder verbirgt er vor ihr, doch sie findet diese und verwandelt sechs von ihnen in Schwäne. Das siebente, ein Mädchen flieht und findet die Brüder, muss aber sechs Jahre verstummen, um sie zu erlösen. Gegen die amourösen Übergriffe eines Prinzen muss sie sich erwehren, bis sie fast nackt mit auf dessen Schloss gebracht wird, wo er sie heiratet - ja, kann sie dazu nicht sagen. Die böse Mutter des Prinzen unterstellt ihr darüber hinaus Kindesmord, und erst in allerletzter Sekunde kann die Unschuld belegt werden, weshalb die Mutter auf dem Scheiterhaufen sterben muss. Was aus dem König vom Anfang geworden ist, darüber erfahren wir wenig. Solche Zusammenfassungen - der Text, aller Poesie beraubt - deuten an, wie tief und existenziell die ambivalenten Menschheitserfahrungen sind, die den Märchen eingeschrieben wurden. Diese sind keinesfalls beschauliche Kindergeschichten, sondern Szenarien der absoluten Bedrohung, des Leids und der Freude ohne Grenzen. In ihnen wird die Menschlichkeit an ihre Grenzen gebracht, Güte und Barmherzigkeit müssen dem bedingungslosen Richtig oder Falsch weichen; eine irritierende Erfahrung in einer Zeit, in der kaum mehr Eindeutigkeit zu finden ist.
Das vorliegende Bilderbuch nutzt den Text der siebenten Auflage ""letzter Hand"" von 1857, um dieses Märchen neu in Szene zu setzen. Ungewöhnlich sind die historischen Bezüge. Während Märchen oft in einer mittelalterlichen Szenerie verortet werden, sind es hier barock-klassizistische Versatzstücke, die die Märchenwelt prägen. Diese Bezüge finden sich z.B. in der Architektur und der Kleidung. Damit wird natürlich auch Bezug genommen auf die Zeit der Hexenverbrennungen, die gerade in den Jahrhunderten zwischen 1500 und 1800 ihren Höhepunkt fanden. Gerda Raidt zeichnet digital kolorierte Bleistiftzeichnungen, die stark die Linienkontur und die Schraffur in den Mittelpunkt stellen. Dadurch entstehen zarte und linienbetonte Bilder, die teils als hängende Vignetten in den Textblock integriert, teils als ganzseitige oder doppelseitige Illustrationen gezeigt werden. Sie werfen einen ungewöhnlichen und neuartigen Blick auf das Märchen und verhelfen diesem schwierigen Text zu einer ganz neuen Gestalt.
Das Bilderbuch ist mit Nachdruck zu empfehlen.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von mr.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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