Die Mühle am Ogowe

Autor*in
Drescher, Peter
ISBN
978-3-931684-86-0
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
76
Verlag
Die Scheune
Gattung
Taschenbuch
Ort
Dresden
Jahr
2003
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Klassenlektüre
Preis
9,90 €
Bewertung
empfehlenswert

Teaser

Ein Berufspraktikum ist angesagt. Andreas Fanfara will nicht den bequemsten Weg gehen, sondern etwas “tun”, “sozial powern”. Gegen den Willen seiner Eltern nimmt er einen Job im Altenheim an und bildet sich ein, etwas bewegen zu können. Aber die Wirklichkeit ist nicht so einfach und idealistisch, wie er gedacht hat ...

Beurteilungstext

Das Thema, das Peter Drescher aus der Sicht des Schülers Andreas Fanfara abhandelt, ist aktuell für alle Schüler: Ein Berufspraktikum steht an, für viele die erste Begegnung mit der Realität, der erste Schritt aus ihrem behüteten Dasein als Schüler. Während viele den Weg des geringsten Widerstandes gehen und einen Job suchen, der wenig Arbeit und viel Freizeit bietet, träumt Andreas von großen Taten. Albert Einstein mit seinem Spital am Ogowe ist sein großes Vorbild, und anderen Menschen zu helfen wird bei Andreas fast zur Besessenheit.
So sucht er sich für sein Praktikum eine Tätigkeit im Seniorenheim, wo er die Alten, die Behinderten, die Verwirrten, die Hilflosen betreuen will. Doch um Licht in das Leben anderer zu bringen, reicht nicht allein der gute Wille - das muss Andreas schnell merken. Sie sind nicht einfach, die alten Herrschaften, und auch das Pflegepersonal reagiert nicht mit überschäumender Begeisterung auf seine idealistischen Vorstellungen.
Peter Drescher hat die Erzählung aus dem direkten Blickwinkel des Jungen geschrieben, wodurch der Leser unmittelbaren Zugang zu den Emotionen erhält. Eingeschoben sind Kapitel, die - wiederum in Ich-Form - geschrieben sind von einer der Bewohnerinnen des Altenheims, einer alternden Schauspielerin. Dieser Kontrast macht die Lektüre interessant, relativiert zugleich die Anschauungen und Ziele des Jungen. Die Lektüre ist nicht immer ganz einfach, vor allem, wenn es um die Gedankenwelt der alten Frau geht, die - wie auch bei Andreas - oft in einer Art innerer Monolog vorgetragen wird, der sich jedoch des öfteren an den Leser selbst wendet, das heißt, Andreas und die Frau spielen gleichsam eine Rolle, schreiben und berichten für ein unsichtbares Publikum.
Die Welt, die sich dem Leser erschließt, wird vielen fremd sein. Peter Drescher gelingt es, beide Welten, die des Jungen und die der Alten, schlüssig darzustellen. Leiderfahrung und die Suche nach Harmonie, Wärme und Verständnis - diese Erfahrung nimmt Andreas aus seinem Praktikum mit. Nein, er hat die Welt nicht verändert mit seinen Ideen, aber vielleicht das eine oder andere Licht angezündet - und er ist den Weg gegangen, den er gehen wollte, allein, denn weder in der Schule noch zu Hause ist er auf große Begeisterung und tieferes Verständnis gestoßen.
Man könnte sich die Erzählung als Klassenlektüre vorstellen, als Vorbereitung des anstehenden Berufspraktikums. Angesprochen werden durch dieses Buch vor allem all jene, die ein Sozialpraktikum machen. Empfehlenswert ist die Lektüre auch für alle, die mit dem Gedanken an ein soziales Jahr spielen; man könnte damit die generelle Frage verbinden, welche Erwartungen sich für die jungen Leute selbst mit diesem Praktikum verbinden, was sie sich für ihren Weg versprechen, was sie glauben, für andere tun zu können. Auch bei der Einsicht, dass viele der Hoffnungen und großen Ideen auf der Strecke bleiben werden, ist das Buch hilfreich.
Der Autor steht für Lesungen und Diskussionen zur Verfügung.

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Diese Rezension wurde verfasst von avn.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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