Die Märchenfrau. Wie die Brüder Grimm zu ihren Märchen kamen

Autor*in
Esterl, Arnica
ISBN
978-3-480-23028-0
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Briswalter, Maren
Seitenanzahl
24
Verlag
Gattung
BilderbuchBiografieMärchen/Fabel/SageSachliteratur
Ort
Esslingen
Jahr
2012
Lesealter
6-7 Jahre8-9 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
9,95 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Literaturhistorische Erkenntnisse aus der Märchenforschung werden hier anschaulich in einer Bilderbucherzählung dargestellt, und zwar am Beispiel einer der Märchenzuträgerinnen der Gebrüder Grimm.

Beurteilungstext

Arnica Esterl erzählt die Geschichte von Dorthe (eigentlich: Dorothea) Viehmann, einer alten Frau aus dem Hessischen Niederzwehrn, die gerne Märchen erzählte und die einige der Märchen aus der zweiten Auflage der Grimmschen Märchensammlung den Brüdern Grimm zutrug.
Die Geschichte fängt recht romantisch an: die alte Frau erzählt Kindern aus dem Dorf ein Märchen. Eingeflochten wird hier das Märchen "Die kluge Bauerntochter" (KHM Nr. 94) als eines der Märchen, die auf Dorthe Viehmann zurückgeführt werden können. Anschließend wird nachgezeichnet, wie sie den Weg zu den Grimms fand: Über die Pastorenfamilie des Ortes, die Kontakte nach Kassel hatte und die die alte Frau überredete, den Weg auf sich zu nehmen. Allerdings bleibt im Dunkeln, warum sich Dorthe hat überreden lassen, denn sie ist sehr zögerlich. Schließlich ist sie da und kommt mehrmals wieder in das Haus von Lotte Grimm, einer Schwester von Wilhelm und Jacob. Die Erzählung endet mit dem Tod der Protagonistin im Jahr 1815.
Ergänzt wird die Geschichte durch ein (in kleinerer Schrift gesetztes) Nachwort mit Hintergrundinformationen und Literaturhinweisen.

Die Geschichte dieses Buches macht Kindern den Weg zugänglich, wie es zu der wahrscheinlich bedeutendsten Märchensammlung gekommen ist. Dabei wird allerdings auf eine Protagonistin zurückgegriffen, die nur ansatzweise exemplarisch für die Vielzahl der Zuträgerinnen der Grimmschen Märchen steht: Viele von ihnen waren eher junge Frauen aus bildungsbürgerlichen Familien. Trotzdem kann hier z. B. die mündliche Tradierung von Märchen, der Weg des Sammelns von Geschichten deutlich werden und für Kinder eine neue Sichtweise auf altbekannte Märchen bringen.

Die Bilder von Maren Briswalter begleiten den Text. Sie sind in eher zarten Farben gehalten und setzen die Geschichte in ihren historischen und geografischen Kontext - dies wird gleich bei der Innenseite des Buchumschlags deutlich: Es wird ein typisch hessisches Dorf in einer hügeligen Kulturlandschaft gezeigt. Die Innenräume zeigen Gerätschaften des beginnenden 19. Jahrhunderts (Spinnrad, Körbe, Holzwägelchen etc.), die Landschaft draußen zeigt sich freundlich und romantisch. Die historischen Figuren (neben Dorthe Viehmann sind das vor allem Lotte, Jacob und Wilhelm Grimm) sind offensichtlich nach bekannten Vorlagen gestaltet. Der Großteil der Bilder erstreckt sich über eine oder 1 1/3 Buchseiten, der Text steht dann daneben. An einigen Stellen werden die Textteile durch Einzeldarstellungen mit liebevollen Details ergänzt (z. B. eine Reihe von Kinderschuhen zur Veranschaulichung, dass die Kinder zur Märchenstunde ihre Schuhe auszogen). Die Binnenerzählung des Märchens "Die kluge Bauerntochter" wird optisch hervorgehoben: Auf eine Doppelseite verteilt, steht das Märchen in kleinerer Schrift jeweils in der Mitte beider Seiten, die Doppelseite ist sandfarben unterlegt und rund um den Text werden Detailausschnitte aus dem Märchen dargestellt.
Ebenso, wie der Text als eine schöne Erzählung daherkommt, können die Bilder als "schön" bezeichnet werden und so zum Verweilen einladen. Sie können als Anlass dazu dienen, sich über das Leben vor 200 Jahren zu unterhalten, dafür finden sich viele Ankerpunkte und Anlässe - ob sie jedoch ein realistisches Bild des Lebens auf dem Lande zu Beginn des 19. Jahrhunderts abbilden, mag bezweifelt werden - vielmehr sind die Darstellungen in Text und Bild leicht romantisierend. Ob dies von Vor- oder Nachteil ist, mag jedeR LeserIn selbst entscheiden.
Das ursprünglich 1997 erschienene Buch ist nun vom Esslinger Verlag neu herausgebracht worden.

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Diese Rezension wurde verfasst von cja.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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