Die Hexenkinder von Seulberg

Autor*in
Flacke, Uschi
ISBN
978-3-551-35250-7
Übersetzer*in
Ori. Sprache
---
Illustrator*in
Seitenanzahl
272
Verlag
Carlsen
Gattung
Ort
Hamburg
Jahr
2003
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
7,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Das kleine Taunusdorf Seulberg hat sich gerade erst vom 30jährigen Krieg erholt, als im Frühjahr 1652 der Hexenwahn ausbricht: Angestachelt durch einen Streit mit Nachbarskindern gibt die kleine Anna vor gesehen zu haben, wie die Müller Els Mäuse und Schlangen herbeigezaubert hat. Damit beginnt eine Reihe von Anklagen, die durch die Aussagen der Kinder immer neue Opfer findet und zahlreichen Menschen das Leben kostet.

Beurteilungstext

"Die Hexenkinder von Seulberg" lehnt sich an historische Tatsachen aus den Jahren 1652-1655 an. Als Grundlage dienten der Autorin Uschi Flacke Protokolle, Briefe und Urteile der Hexenprozesse, aus deren Inhalten sie die Erzählung konstruiert hat und die in Auszügen in den Text integriert worden sind. Auch die Mehrzahl der Figuren ist historisch verbürgt, lediglich die Protagonistin Johanna, ihre Großmutter und der Puppenspieler Richard sind fiktiv.
Die Autorin konzentriert sich in der Darstellung auf den Zeitraum vom Frühjahr 1652 bis Februar 1653. Innerhalb des erzählten Zeitraums erfolgt die Kapitelgliederung anhand der aus den Protokollen entnommenen relevanten Daten, die zusätzlich am Ende des Buches in einer Zeittafel aufgeführt sind. Ebenso finden sich ein Glossar und einführend eine Liste der auftretenden Personen und ihrer Beziehungen zueinander. Dabei ist vor allem das für die Kinder angegebene Alter interessant, sind sie doch diejenigen, die mit unüberlegten Aussagen die Hexenjagd initiieren und immer wieder nähren.
Uschi Flacke gelingt es mit ihrer Erzählung, ein dunkles Kapitel der Geschichte spannend und lebendig zu erzählen, ohne den Blick "nur" auf die Hexenverfolgung zu richten. So sind immer wieder sozialgeschichtliche Details eingestreut, die dem Leser die Andersartigkeit des alltäglichen Lebens in der frühen Neuzeit vor Augen führen: Hygienische Bedingungen, soziale Not, alltägliche Gewalt, Gottesfürchtigkeit und nicht zuletzt der Aberglaube. In eben jenem Aberglauben manifestiert sich auch der Glaube an Hexerei und Zauberkunst, mit denen vor allem heilkundige Frauen in Verbindung gebracht werden.
Die Erzählung führt in frappierender Weise vor, wie anhand einer aus einer Nichtigkeit heraus getätigten, unbedarften Aussage eines fünfjährigen (!) Mädchens zahlreiche Menschen ins Unglück gestürzt werden. Angeheizt durch Nachbarschaftsneid und den religiösen Wahn des Dorfpfaffen werden den Kindern immer neue "Wahrheiten" entlockt, wobei die Mittel der "Wahrheitsfindung" (die Rute des Pfarrers und Süßigkeiten der amtlichen Vertreter) auch die jugendlichen Leser deutlich an der Wahrhaftigkeit zweifeln lassen werden. Neben der abergläubig-religiös motivierten Seite der Hexenverfolgung wird auch die ökonomische Seite dargestellt: Während die Angehörigen der Beklagten für Prozess, Folter und Hinrichtung bis zur Verschuldung zu zahlen haben, verdienen verschiedenste Personen gut am fremden Leid.
Bei allen Grausamkeiten bleibt dem Leser ein kleines Happyend: Die Protagonistin kann dank der Weitsichtigkeit des Puppenspielers rechtzeitig die Flucht ergreifen und bleibt am Leben.
Für den schulischen Einsatz bietet die Erzählung zahlreiche Möglichkeiten. Neben der Lektüre im Deutschunterricht bieten sich vor allem im fächerübergreifenden Unterricht Kooperationsmöglichkeiten zu den Fächern Religion, Ethik und Geschichte. Gerade in Zusammenarbeit mit dem Geschichtsunterricht kann vielfach an Inhalte der Erzählung angeknüpft werden, indem z.B. weitere Quellen (Hexenhammer, cautio criminalis) eingebracht werden oder von Seiten der Schüler vertiefende Referate gehalten werden.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von str.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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