Die Heinzelmännchen zu Köln

Autor*in
Kopisch, August
ISBN
978-3-03934-020-0
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Kallay, Dusan, Thuswaldner, Werner,
Seitenanzahl
28
Verlag
Minedition
Gattung
BilderbuchMärchen/Fabel/Sage
Ort
Zürich
Jahr
2022
Lesealter
8-9 Jahre10-11 Jahre6-7 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Fachliteratur
Preis
18,00 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Die Heinzelmännchen geraten nicht in Vergessenheit, Dusan Kallay hat sie neu in Szene gesetzt. Der Charakter der Figuren verändert sich mit der künstlerischen Gestaltung. Die Handwerkerszenen enthalten eine Fülle von Details, die über den Text hinausgehen und Raum für Entdeckungen lassen. W. Thuswaldner hat die Verse neu bearbeitet, was auf dem Cover nicht vermerkt ist. Das Ziel einer besseren Verständlichkeit der alten Reime kann durch die Auswahl der Textänderungen nicht erklärt werden.

Beurteilungstext

Es gibt sehr viele Fassungen des alten Textes. Die gestalteten Wichtel, Zwerge, Kobolde, Hausgeister sind je nach Deutung, mit Zipfelmützen versehen, mal plump, mal niedlich oder, sie ähneln - ohne besondere Merkmale – den späteren Gartenzwergen.
Diese Heinzel und Handwerker hier sind unterschiedlich. Sie tragen Hüte, Zylinder, Kochmützen oder Kappen, je nach dem ausgeübten Beruf, in dem sie gerade tätig oder im Einsatz sind. Auch das Schuhwerk und die differenziert gestaltete Zunftkleidung sind je Handwerk und je Figur anders.
Ihnen fast vorauseilende neugierige lange Nasen und runde, stets ganz geöffnete Augen zeichnen sie als wache, aktive Wesen aus.
Doch wohin schauen diese Augen? Der Eindruck ist, dass sie ganz bei sich sind und bleiben. Sie kommunizieren nicht mit den Betrachtern, auch nicht miteinander.
Alle arbeiten offenbar dennoch perfekt zusammen, sie helfen einander. Jedes Wesen ist an seinem Platz. Wie viele sind es eigentlich? Mal sind sieben, mal fünf, mal zwölf dieser Heinzel auf einer Seite zu finden. Die meisten braucht es auf dem Bau. Sind es immer dieselben? Sind sie Spezialisten? Sie verstehen jedes Handwerk genau, kennen jedes Werkzeug und scheinen doch jedes ein Wesen für sich zu sein.
Auch, wenn die einzelnen Arbeitsplätze schon mal chaotisch anmuten, das Werk ist über Nacht stets vollbracht.
Skurrile Szenen spielen sich nebenbei ab, das Haus ist z.B. mit überdimensionalen Eistüten dekoriert. Die Küche des Metzgers quillt über von Würsten und Schinken. Es geht auch in dem Winzerkeller zu, wie im Schlaraffenland. Die unterschiedlichsten Werkzeuge und Krüge sind für die winzigen Helfer meist übergroß. Katze und Ratte zerren mit an der großen Baumsäge, eine Ziege schaut durch das Fenster zu Schneider und Frau, die zum Ende ratlos überlegen, wer ihnen nun helfen wird, wo die Heinzelmännchen vertrieben sind. Eine übergroße Erbse erinnert an die unüberlegte, doch vielleicht nachvollziehbare Tat der Schneiderin.
Zum Schluss fliegen die Heinzel mit den größeren Arbeitsgeräten davon. Mal mit Propellerhilfe, mit Flügeln oder auf dem Rücken von Störchen mit Hut.
Die überbordenden Szenen wirken scheinbar wie Zitate historischer Darstellungen. Hier wirken sie aber lebendiger, die Gesichter zeigen fast immer ein Lächeln oder Staunen. Es sind durchweg gute Geister, die hier am Werk sind. Keiner muss sie fürchten. Und, dass jeder neugierige Mensch genauer wissen möchte, wer so hilfreich seine Arbeit tut, ist eigentlich klar.
Unverständlich ist eher, warum die faulen Handwerker daran offenbar gänzlich uninteressiert sind. Nur wenige dieser Nutznießer sind im Bild. Ein Träumer wie im Schlaraffenland, der Metzger, der Küfer und der Schneider mit seiner Frau.
All dies gehört leider der Vergangenheit an. So wie auch das hilfreiche und uneigennützige Tun der kleinen Helfer.
Einige der in Mischfarben aquarellierten Seiten erinnern auf den ersten Blick an Szenen von Bruegel. Es geht um alte Künste, um alte Geräte, Krüge, Stoffe und Ausstattungen. Letztlich ist es ein eigener Stil und eine eigene Deutung der alten Überlieferungen und der Gestalt der mythischen Wesen.

Auch die alten Begriffe verschwinden zunehmend aus der heutigen Welt. Umso schöner, sie hier zu lesen, zu erinnern oder kennenzulernen.
Warum der Text an wenigen Stellen überarbeitet wurde, erklärt sich der Rezensentin nicht. Es sind nur einzelne Wörter ersetzt und durch vorgeblich verständlichere (?) ersetzt worden. Zum Ende holpert es sogar im bekannten und neuen Versmaß durch die Änderungen.
Der Küfer wird zum Fassmacher, was nicht dasselbe ist. Es sind völlig andere Professionen. Im Text geht es um schwefeln, mengen und pantschen, also um den Wein und nicht um Herstellung von Fässern. Zudem gibt es den Küfer und die anderen Begriffe noch heute. Auch „sticken“ ist eine noch heute aktuelle Handarbeit.
Ein grober Fehler ist auch die Schreibweise, die den Meißel nun mit einem „s“ als Meisel schreibt. Wieso ist das übersehen worden?
Ob die Wurst nun wie im Urtext „wapp“ dort hing oder in der Neufassung „wusch“, trägt wohl kaum zum besseren Verständnis bei.
„Doch kommt die schöne Zeit nicht wieder her!“ versus „Doch die schöne Zeit, sie kommt nicht mehr“ sind nur geringe Unterschiede in der Bedeutung. Doch warum dann überhaupt? Vor allem, warum wird darauf nicht deutlich lesbar auf dem Einband schon hingewiesen?
Warum vor allem ausgerechnet der im Zentrum stehende, bis heute bekannte und gesprochene Satz „Neugierig war des Schneiders Weib, und macht sich diesen Zeitvertreib:…“
In: „Des Schneiders Weib dacht‘ sich aus eine List, wollt‘ wissen, was die Ursach‘….ist“, geändert wurde, scheint verfehlt. Genderüberlegungen können es nicht sein. Es bleibt das Weib, auch mit genau dieser Bezeichnung.

Die Textüberarbeitung ist nicht gelungen. Da ohnehin Begriffe erklärt werden müssen, hätte auf die geringe Textveränderung völlig verzichtet werden können.
Wegen der interessanten neuen Illustrationen von Kallay ist es sehr ärgerlich, weil diese Änderungen bei der Ansicht und damit beim Lesen richtig stören.

Anmerkung

Unbedingt auf die nicht erwähnten Überarbeitungen von Werner Thuswaldner hinweisen und ggf. mit Urfassung vergleichen.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von stoni; Landesstelle: Nordrhein-Westfalen.
Veröffentlicht am 07.07.2022

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