Die grüne Wolke

Autor*in
Neill, A.S.
ISBN
978-3-499-21811-8
Übersetzer*in
Rowohlt, Harry
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Waechter, F. K.
Seitenanzahl
256
Verlag
Rowohlt
Gattung
Buch (gebunden)Erzählung/Roman
Ort
Reinbek
Jahr
2018
Lesealter
ab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
14,99 €
Bewertung
empfehlenswert

Teaser

Acht Jugendliche unternehmen gemeinsam mit ihrem Lehrer Neill und dem schwerreichen Pycecraft einen abenteuerlichen Flug im Heißluftballon. Von oben entdecken sie eine grüne Wolke. Die Abenteurer ahnen nicht, welche Folgen diese für ihr weiteres Dasein haben wird.

Beurteilungstext

Die Geschichte wurde bereits 1938 von dem Reformpädagogen A.S. Neill, dem Gründer der bekannten Projektschule Summerhill für seine Schüler verfasst. Der Klappentext bezeichnet diese „als Beispiel für antiautoritären Erziehungsstil – und als Klassiker der Kinderliteratur“. Als Anlass für den Plot wird im Prolog eines der Sonntagabendgespräche genannt, in deren Rahmen Neill seinen Schülerinnen und Schülern Geschichten über den fiktiven Millionär Pycecraft erzählt. Ein Schüler hat die Idee des Plots: eine Geschichte über die letzten Menschen der Erde. Die Resonanz bei den Anwesenden ist gespalten, es gibt Befürchtungen über Grausamkeiten und Schauerliches. Neill beschwichtigt und bietet an, die Geschichte „Die grüne Wolke“ zu erzählen, die sei eine Erzählung vom letzten Menschen. Alles beginnt mit einem Ausflug im Heißluftballon des bereits genannten Millionärs, bei dem die Mitfahrenden eine seltsam grünlich aussehende Wolke wahrnehmen. Da bei der Landung alles im Vergleich zu ihrem Abflug unverändert aussieht, schöpfen sie keinen Verdacht. Wenige Minuten später erkennen sie, dass alles Menschliche während ihres Fluges zu Stein verwandelt worden ist. Wie auch bei den folgenden elf Kapiteln schließt sich an dieses ein Kommentar, in dem die Meinung der Zuhörer zu dem Plot wiedergegeben wird. Der Erzähler greift die Anregungen und Kritiken auf und verarbeitet diese in dem nächsten Kapitel, das, so die Darstellung im Buch, eine Woche später stattfindet.
In seinem Nachwort erklärt Neill, dass er die Geschichte 1938 einer Gruppe von Neunjährigen erzählt und sich dabei nach deren Geschmack gerichtet hätte. Heraus kam eine Story voller Gewalt und Blut, die auch die Verluste mancher Teilnehmer in Kauf nimmt. Dennoch seien die vier Jungen und drei Mädchen, deren Wesenszüge er beim Erzählen aufgegriffen und in dem Plot ‚verarbeitet‘ habe, keine gewalttätigen Menschen geworden, sondern Pazifisten. „Verbale Gewalt scheint keinen großen Eindruck zu hinterlassen.“ (S. 249) Neill postuliert, dass Erwachsene, die ihre frühkindlichen Aggressionen abbauen konnten, weitaus friedlicher seien als diejenigen, denen dies verboten oder nicht möglich war. Abenteuergeschichten kommen bei Kindern so gut an, weil sie sich darin mit Heldentypen identifizieren, die sie vielleicht gerne wären, deren Risikobereitschaft sie aber nie übernehmen würden. In ihrer Fantasie wachsen Kinder über das hinaus, was ihnen möglich ist, sie verarbeiten, was sie erfahren, erleben, wahrnehmen, ohne körperliche Schäden zu vollziehen. „Jedes Kind will Wunder und große Leistungen.“ (S. 250) Daher entwickelte Neill aus den realen Kindern in seiner Geschichte gewissermaßen deren Alter-Ego, aus dem ‚good boy‘ den ‚bad boy‘ und umgekehrt, damit diese sich mit ihrem möglichen ‚Wunschspiegelbild‘ auseinandersetzen und dieses relativieren konnten.
Empfehlenswert wäre es, diese Anmerkungen der Geschichte voranzustellen, damit der Leser den gedanklichen Hintergrund erfasst. Denn fast 90 Jahre später liest man im Buch Szenarien, die Vorlagen für die heute weitverbreiteten Computerspiele darstellen könnten. Es entsteht der Eindruck, dass es nur ums Überleben des Stärksten ginge, und man fragt sich, was dies mit einer Reformpädagogik gemein haben soll. Unbestritten zählt noch heute Summerhill zu den Meilensteinen der Pädagogikbewegung, dieses dokumentieren Neills Darstellungen im Nachwort, die Geschichte selbst enthält enge Bezüge zum historischen Geschehen der 1930er Jahre und bedarf m.E. entsprechender Erklärungen.

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Veröffentlicht am 04.09.2020

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