Die Geschichte vom Elefanten...
- Autor*in
- Lestrade, de
- ISBN
- 978-3-407-79547-2
- Übersetzer*in
- Scheffel, Tobias
- Ori. Sprache
- Französisch
- Illustrator*in
- Plantevin, Guillaume
- Seitenanzahl
- 30
- Verlag
- –
- Gattung
- BilderbuchMärchen/Fabel/SageSachliteratur
- Ort
- Weinheim
- Jahr
- 2013
- Lesealter
- 8-9 Jahre10-11 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
- Einsatzmöglichkeiten
- –
- Preis
- 12,95 €
- Bewertung
Schlagwörter
Teaser
Wenn der Elefant wegen der Fledermaus schlecht geschlafen hat, lässt er das natürlich an seinem Nachbarn, dem Affen aus. Und der wiederum trifft auf die Schlange, die er wütend fort jagt. Als die Schlange auf die Maus trifft...
Beurteilungstext
„Die Geschichte vom Elefanten...“ erzählt vom undurchbrechlichen Kreislauf der schlechten Laune: Die Griesgrämigkeit des Einen wird schnell zum Ärgernis dessen, den er trifft. Und natürlich sucht sich ein schlecht gelaunter Dschungelbewohner immer ein schwächeres Opfer, um seinen Frust loszuwerden. Wie ein Lauffeuer verbreiten sich Unfrieden und Bedrohungen unter den Tieren. Bis die kleine Maus auf den großen Elefanten trifft – genau „den Elefanten, der schlecht gelaunt war, weil er die ganze Nacht wegen einer Fledermaus nicht schlafen konnte“. Mit einem harmlosen „Buuh!“ vermag die Maus es, den Elefanten in seine Schranken zu weisen und den Kreislauf zu durchbrechen. Fatal nur, dass sie und ihre Freundin, die Fledermaus, über diesen Erfolg so sehr lachen muss, und das genau über dem Bett des Elefanten! Und so heißt es auf der letzten Seite: „Und wie geht es weiter...? Lies nochmal von vorn!“
An die Geschichte des Elefanten lassen sich diverse philosophische Überlegungen anknüpfen: Was es bedeutet, aus einer Mücke (bzw. in diesem Fall einer Fledermaus) einen Elefanten zu machen; warum Konflikte immer auf dem nächst Schwächeren abgewälzt werden; wie Konflikte sich zuspitzen können; wie man durch unkonventionelle Reaktionen auch mit kleinen Mitteln große Wirkung erzielen kann; dass dieser Kreislauf trotz des Verdienstes der optimistischen Maus nur kurzfristig unterbrochen, aber nicht langfristig gestoppt werden kann. Diese einfache und vergnügliche Tiergeschichte eröffnet ganz nebenbei einige fundamentale Einsichten in menschliche Verhaltensweisen und Beziehungskonstrukte.
Wie kann dieser verhängnisvolle und sich täglich wiederholende Kreislauf nachhaltig aufgebrochen werden?, ist die Frage, die sich unweigerlich aufdrängt. Auf sprachlicher Ebene findet sich eine mögliche Antwort, versteckt in der wiederkehrenden Phrase: „Dies ist die Geschichte vom Elefanten/ vom Affen/ von der Schlange/ von der Maus“. Jedes der Tiere ist Mittelpunkt seiner eigenen, neuen Geschichte. Anstatt der Verkettung von Ursache und Wirkung auf den Grund zu gehen, überträgt es blind seinen Ärger auf den Nächsten. Anstatt einen Gedanken an die Beweggründe des Elefanten zu investieren und ihn zu fragen, welche Laus ihm über die Leber gelaufen ist, gibt der egozentrische Affe die schlechte Laune unreflektiert an die Schlange weiter. Die so entstehende Abwärtsspirale kann offenbar nur durch einen Perspektivwechsel aufgehalten werden. Diesen gedanklichen Schritt muss allerdings der Leser ganz allein leisten.
Neben philosophischen Denkanstößen und sprachlichen Raffinessen bietet „Die Geschichte vom Elefanten...“ kontrastreiche Bilder, die sich jeweils über eine gesamte Doppelseite erstrecken und mit großen Flächen, einfachen Mustern und wenigen, aber klaren und satten Farben sehr wirkungsvoll das Erzählte darstellen.
Ein ungewöhnliches und ebenso beeindruckendes Bilderbuch!