Die Eiche und der Federschopf
- Autor*in
- Dumon Tak, Bibi
- ISBN
- 978-3-8369-6175-2
- Übersetzer*in
- Blatnik, Meike
- Ori. Sprache
- Niederländisch
- Illustrator*in
- Tolman, Marije
- Seitenanzahl
- 128
- Verlag
- Gerstenberg
- Gattung
- Buch (gebunden)
- Ort
- Hildesheim
- Jahr
- 2022
- Lesealter
- 10-11 Jahre12-13 Jahre
- Einsatzmöglichkeiten
- BüchereiFreizeitlektüreVorlesen
- Preis
- 16,00 €
- Bewertung
Schlagwörter
Teaser
Dieses Buch erzählt die Geschichte der fast 200jährigen Sommereiche, die auf dem Mittelstreifen der A58 bei Ulvenhout (Holland) steht. Kindgerecht lässt die Autorin den Baum selbst erzählen: seine Geschichte, seine Erlebnisse mit Menschen und Tieren und der ständigen Gefahr, gefällt zu werden.
Beurteilungstext
Die Eiche von Ulvenhout streckt um 1840 ihre Keimblättchen in einem Wald von Brabant ans Tageslicht. Sie erlebt hier im Laufe der Jahre fröhliche Jagdgesellschaften ebenso wie Brände und zwei Weltkriege. Auch Königin Wilhelminas Feier zum Ende des Zweiten Weltkriegs kann sie beobachten. Ab 1956 aber beginnt der Bau der Autobahn, wofür sämtliche Bäume gefällt werden, alle, außer der alten Eiche. Seither steht sie auf dem Mittelstreifen der A58 und immer wieder gibt es Termine für ihre Verpflanzung an einen anderen Ort oder ihre endgültige Fällung. Doch es gibt auch immer erfolgreichen Protest dagegen. Im Jahr 2018 wird sie zum Baum des Jahres gewählt und 2019 belegt sie den siebten Platz beim Wettbewerb zum Europäischen Baum des Jahres. Um diese Historie der „Troeteleik von Ulvenhout“ hat die Autorin eine romantische und liebenswerte Geschichte gesponnen. Sie lässt die Eiche selbst erzählen, die in dem jungen Eichelhäher einen Freund und aufmerksamen Zuhörer hat. Liebevoll, heiter und ernst sind die Dialoge zwischen den beiden. Die Eiche ist auch eine echte Philosophin. Sie grübelt darüber, ob ihr „Stillstand“ und das kontemplative Betrachten dieser dahin rasenden Menschen nicht der bessere Teil sei: „Wer rennt, sieht nur nach vorn, wer stillsteht, sieht die ganze Welt um sich herum.“ Der kesse „Federschopf“ erfährt von den vielen Tieren, denen die Eiche einst Wohnung und Nahrung gegeben hat. Er selbst bedient sich ja auch fleißig bei ihr und sorgt damit dafür, dass überall, wo er eine Eichel aus seinem Wintervorrat vergessen hat, ein neues Bäumchen wächst. Für Kinder dürften die Gespräche der beiden Freunde ein Vergnügen sein. Nicht nur die frechen Bemerkungen des jungen Federschopfs tragen dazu bei, sondern auch so beiläufige Gefälligkeiten, die er der Eiche erweist, wenn es in ihrer Krone kitzelt. Dann entfernt er eilig ein paar Käfer, die dort knabbern. Neben den „persönlichen“ Berichten der Freunde wird aber auch sehr viel Hintergrund- und Fachwissen durch den „Wurzelchor“ vermittelt. Dieser „Chor“ ist das Wissenskontor der Bäume, das Wurzel_Weites_Web, kurz „www“ der Bäume, die unterirdisch mit ihrem weitreichenden Wurzelwerk miteinander verbunden sind. Sie übermitteln historisches und fachliches Wissen, aber auch die neuesten Nachrichten zum Thema Verkehr und Straßenbau. Sie berichten auch frühzeitig, dass die alte „Troeteleik“ endgültig gefällt werden soll. Fast findet diese sich mit ihrem Ende ab, aber als die Männer mit ihren Sägen anrücken, werden sie von einem gigantischen Schwarm Vögel angegriffen und in die Flucht geschlagen. Der Wurzelchor und der Chor der Eichelhäher haben sich verbündet und die Eiche auf dem Mittelstreifen der A58 vorläufig gerettet. Auf sehr kurzweilige und heitere Art erfahren Kinder ganz nebenbei die wichtigen Zusammenhänge in der Natur, die Symbiose zwischen Pflanzen und Tieren und deren Gefährdung durch die Menschen, durch den Verkehr und durch die Asphaltierung der Umwelt. Sie lernen aber auch, dass sich Menschen für den Erhalt der Natur erfolgreich engagieren können. Neben der kurzweiligen Sprache tragen auch die Illustrationen zum Verständnis und zur Abwechslung bei. In die ausschließlich in Grautönen gehaltenen Fotografien sind teilweise bunte Tierzeichnungen montiert. Die Texte des Wurzelchors sind in leuchtendem Orange gehalten ebenso wie die vielen eingestreuten kleinen Skizzen. Dieses Buch ist nicht nur ein Lesevergnügen für Kinder, sondern es bietet viele Themen, die in Gesprächen untereinander und mit Erwachsenen vertieft werden können.