Die dunklen Geheimnisse von Heap House

Autor*in
Carey , Edward
ISBN
978-3-95728-555-3
Übersetzer*in
Günther, Ulli u.Herbert
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
384
Verlag
Knesebeck
Gattung
Buch (gebunden)
Ort
München
Reihe
Die Iremonger-Trilogie
Jahr
2022
Lesealter
14-15 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
18,00 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Riesige Müllberge, darauf das Schloss der Iremonger. Clod ist 15 und wie alle anderen mit einem Gegenstand verbunden, den er zu seiner Geburt bekommen hat. Doch er hat eine seltsame Krankheit, hört diese Dinge sprechen und ihre Namen sagen. Als er auf Lucy trifft, die im Schloss als Dienstmädchen arbeiten soll, ändert sich sein sonst so geordnetes Leben und Unheil braut sich zusammen. Je tiefer er in die Geheimnisse seiner Familie eintaucht umso größer wird die Bedrohung - für alle.

Beurteilungstext

Seltsam düster und bizarr stellt sich die Ausgangssituation dieses Fantasy-Romans schon auf dem altmodisch anmutenden Titelbild dar. Vor einem aus Müllbergen aufragenden verwinkelten Schloss steht ein Junge in kurzem Hosenanzug mit bravem Scheitel und bangem Blick. In der Hand hält er einen Badewannenstöpsel an einer Kette wie eine kostbare Taschenuhr. Es ist der 15jährige Clodius, einer von vielen Sprösslingen, Verwandten und Anverwandten, die samt Dienerschaft diesen Herrschaftssitz der Iremonger Dynastie im Jahre 1875 bevölkern und die eine rätselhafte Tradition miteinander teilen: Jeder bekommt bei seiner Geburt einen Gegenstand zugewiesen, mit dem er sein Leben lang verbunden bleibt und auf den er achten muss. Allein der kränkliche und sensible Clod verfügt über die Gabe, diese Dinge sprechen zu hören und kennt ihre Stimmen, weiß ihre Namen. Vom Rest der Familie wird er oft deswegen verspottet und bleibt ein Außenseiter. Zufällig lernt er Lucy kennen, die als Dienstmädchen neu im Schloss ist. Ihr selbstbewusstes Auftreten imponiert ihm, und durch sie erfährt Clod von den unwürdigen Zuständen, unter denen sie und ihresgleichen in den unteren Stockwerken arbeiten müssen und ihrer Identität beraubt werden. Bei weiteren heimlichen Treffen ermutigt Lucie ihren neuen Freund, tiefer in das Geheimnis der Beziehung zwischen den Familienangehörigen und ihren Geburtsobjekten einzudringen . Währenddessen geschehen unheimliche Dinge im Schloss und es zieht ein gewaltiger Sturm auf, der offenbart, auf welch gefährlich unsicherem Fundament das Gebäude errichtet ist. Gegenstände rotten sich zusammen, erheben sich im wahrsten Sinn des Wortes und drohen nicht nur das marode Gebäude sondern das gesamte Herrschaftssystem zusammenbrechen zu lassen. Meisterhaft versteht es der Autor, die beklemmende Situation, in der sich Schlossbewohner befinden, mal aus der Sicht der Herrschenden, mal aus der der Untergebenen in ihrer ganzen Dramatik darzustellen. Eine Vielfalt an skurrilen Gestalten und bizarren Einzelheiten sorgen zusätzlich für Spannung und Gruseleffekte. Edward Harley lässt abwechselnd Clod und Lucy zu Wort kommen und jeweils ein Kapitel in der Ich-Form erzählen. Jeder hat seine eigenen Sprachstil, um die unterschiedliche Herkunft und den Charakter zu verdeutlichen. In immer rasanterem Tempo stürmt die Handlung voran, prasseln Namen und Beschreibungen von Gegenständen ihrer Besitzer auf den Leser ein und lassen die Bedrohung fast körperlich spürbar werden. Kurze Verschnaufpausen und Orientierung bieten die ganzseitigen Illustrationen in Schwarzweiß und die Darstellung des Inneren von Heap House auf der ersten und letzten Umschlagseite. Hier zeigt sich der Autor auch als brillanter Illustrator. Zu Beginn eines jeden Kapitels unterstreichen Gemälde im Stil des Titelbildes hervorragend die düstere Stimmung und charakterisieren perfekt die jeweilige Person, mit der man es im folgenden zu tun hat. So reihen sich wie in einer Ahnengalerie Portraits der Iremonger und ihrer Bediensteten aneinander und stehen in ihrer Steifheit im krassen Gegensatz zum brodelnden Untergangs-Szenario ringsum. Mit einem zu erwartenden Cliffhanger endet die Geschichte von Clod und Lucy vorerst. Der nächste Teil der Trilogie ist bisher nur in englischer Sprache zu bekommen. Dieses Buch bietet alles, was einen spannenden Fantasy Roman ausmacht und ist nichts für zart Besaitete. Jugendliche ab 14 können bei aller Dramatik den manchmal aufblitzenden britischen schwarzen Humor wahrnehmen und die Kritik am damals vorherrschenden Gesellschaftssystem nachvollziehen. Möglicherweise spielt der Autor auch auf heutige Verhältnisse an, in denen Unter-Privilegierte von einer reichen Oberschicht ausgebeutet werden. Düstere Zukunftsvisionen, in denen die Menschheit in ihrem Müll unterzugehen droht, und die dadurch sich ergebenden Überlebenskämpfe scheinen sich in diesem Roman zu bewahrheiten und regen zum Nachdenken und zu Diskussionen an.

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Diese Rezension wurde verfasst von 174; Landesstelle: Nordrhein-Westfalen.
Veröffentlicht am 26.06.2022

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