Die Abenteuer des Konrad Frühling

Autor*in
Schirneck, Hubert
ISBN
978-3-7026-5979-0
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Roher, Michael
Seitenanzahl
126
Verlag
Jungbrunnen
Gattung
Buch (gebunden)Märchen/Fabel/Sage
Ort
Wien
Jahr
2023
Lesealter
8-9 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
BüchereiFreizeitlektüreKlassenlektüreVorlesen
Preis
16,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Ist es so schlimm, wenn man ein ganz normaler, durchschnittlicher und nicht sehr aufdringlicher, schüchterner Junge von neun Jahren ist? Doch die anderen in der Schule lachen oder spotten über ihn. Er ist eigentlich mit seinem Leben ganz zufrieden. Bis er eines Tages ein Geschäft betritt, das sein Leben komplett auf den Kopf stellt.

Beurteilungstext

Konrad Frühling ist fast neun Jahre alt. Nur ein paar Tage fehlen ihm noch bis zu diesem Geburtstag..
Doch das ist nicht sein Problem. Wirklich problematisch ist, dass er der Zweitkleinste in der Klasse ist, wegen seines Nachnamens sehr oft gehänselt wird und er vor vielen Dingen Angst hat, wie z.B. vor Spinnen, Hunden, Käselöchern undundund. Somit ist er schüchtern und nicht sehr mutig.
Aber alles ändert sich, als er - er muss inzwischen alleine zur Schule gehen, was auch nicht so einfach war - einen seltsamen Laden entdeckt. An der Eingangstür steht: "Agentur für Abenteuer - Treten Sie sorglos ein!" Konrad folgt dieser Aufforderung und er lernt die beiden Schwestern Olga - sie ist schon siebzehn - und ihre neun Jahre alte Schwester Florida kennen. Florida ist lang und dürr und sehr wortgewandt. Trotzdem freunden sich Konrad und Florida nach einigen Tagen an. Doch wo sind deren Eltern?
Konrad lernt, dass in diesem Laden Abenteuer vermittelt werden. Er selbst bekommt eine Büchse geschenkt, in der kleine Zettel liegen. Jeden Tag muss er einen Zettel lesen und dann stehen da Anleitungen für Abenteuer, wie z. B. Gehe mit geschlossenen Augen durch deine Wohnung, mache etwas, was du noch nie gemacht hast, oder: dusche dich einmal kurz kalt ab, oder .... Und er darf für die beiden Schwestern Botengänge machen, wie Pakete austragen, Briefe verteilen. So lernt er viele neue Menschen kennen und kommt in Gegenden seiner Kleinstadt, wo er noch nie gewesen war. Konrad wird neugieriger und mutiger.
In der Schule versteckt er sich nicht mehr hinter einem großen Schüler, sondern meldet sich freiwillig oder fragt seine Lehrkräfte nach Lebenseinstellungen, die nichts mit irgendeinem Lehrplan zu tun haben..
Ein ungewöhnlicher Auftrag ist einmal: Eine Kundin bekommt einen Würfel, auf dem stehen nur drei Richtungen: geradeaus, links oder rechts. Jedes Mal an einer Kreuzung würfelt die Kundin und geht den Anweisungen folgend weiter. Konrad soll sie verfolgen und beobachten. Wieder kommt er in völlig unbekannte Gegenden, lernt aber so seine Stadt kennen und sich zu orientieren.
Vergleicht man den Anfang der Geschichte, wo er noch Angst hatte alleine in die Schule zu gehen und die Schritte zur Schule zusammen mit seiner Oma zählte um nicht aus Versehen in einer anderen Schule zu landen, mit dem Jetztzustand, wo er sich in der Kleinstadt auskennt, so ist dieses Wachsen an Selbstständigkeit ein Symbol für sein neues und selbstbewusstes Leben. Auch Krille in Peter Pohls Roman "Jan mein Freund" von 1985 erweitert ständig seinen Aktionsradius Straße um Straße, Stadtviertel um Stadtviertel in der Großstadt Stockholm. Beide Romanhelden treten aus ihrem engen Lebenskreis heraus und erobern sich die Welt und das Leben.
Hubert Schirneck hat einen hintersinnigen und absolut fröhlichen Kinderroman zum Thema Freundschaft und Mut geschrieben. Mut muss man manchmal lernen und Konrad erlernt ihn in vielen kleinen und zum Teil lustigen und überraschenden Abenteuern. Er kann seine Schüchternheit überwinden. Ein Mut-mach-Buch für mutlose und schüchterne Kinder - geschrieben ohne den berüchtigten pädagogischen Zeigefinger.
Michael Roher hat dazu altersgemäße Schwarz-Weiß-Illustrationen beigesteuert, die meist der Schabtechnik zugerechnet werden müssen. Manchmal wirken sie ironisch, wenn der übergroße Konrad über das Bein einer Schildkröte stolpert, dann sind sie wieder wie ein Wimmelbild organisiert. Auf einer Doppelseite sieht man den noch etwas ratlosen Konrad vor der Fülle des Ladens: Da sind Gitarren, alte Grammophone, Kuckucksuhren, ein Stadtplan, der später wieder detailliert auftaucht, Schlagzeug, eine Schreibmaschine, .... Hier kann man wunderbar mit Kindern durch den Laden stöbern und immer neue und für sie vielleicht unbekannte Gegenstände entdecken. Da wird bewusst übertrieben, wenn die etwas umfangreiche Opernsängerin auftritt und wenn Oma einen Skisprung versucht, so stellt sie fast einen kompletten Kreis dar. Und auf dem Ladentisch von Olga liegt neben Büchern über Reisen, Vulkane, der Welt auch der Roman: 20 000 Meilen unter dem Meer. Ein Roman von Jules Verne, der sich auch heute noch gut liest und seine interessanten Stellen hat - wenn auch für ältere Leser*innen.
"Die Abenteuer des Konrad Frühling" ist ein märchenhaftes Abenteuerbuch, das Mut macht, das in die Geburtstagsfeier von Konrad mündet, bei der sich alle Akteure nochmals treffen.
Nur der Auftritt des Yeti, der Olga und Florida endlich eine beruhigende Nachricht von ihren Eltern überbringt, wirkt dann doch etwas konstruiert.
Dennoch liegt hier ein Kinderroman vor uns, der in keiner Schulbibliothek fehlen sollte.

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Diese Rezension wurde verfasst von Walter Mirbeth; Landesstelle: Bayern.
Veröffentlicht am 13.09.2023

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