Diamanten Eddie

Autor*in
Kray, Sabine
ISBN
978-3-627-00203-9
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
693
Verlag
Frankfurter Verlagsanstalt
Gattung
Ort
Frankfurt/M
Jahr
2014
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
24,90 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Auf 693 Seiten beschreibt die Enkeltochter Sabine Kray in Romanform, aber auf genauer Recherchearbeit beruhend, das Leben ihres polnischen Großvaters Edward Kray in der Zeitspanne von 1939 bis 1985. Bei ständig wechselnden Zeitebenen spielt sich der umfangreichere und interessanteste Teil während des Zweiten Weltkrieges als Häftling in diversen Lagern ab, dann folgt eine Darstellung der ersten Nachkriegszeit als Schwarzhändler und schließlich seine Rolle als Krimineller im Rheinland.

Beurteilungstext

Der umfangreiche Roman setzt im September 1939 im heutigen Zamosc ein mit einem Stuka-Angriff, bei dem die Mutter und zwei kleine Geschwister Edwards ums Leben kommen, sein Vater und der ältere Bruder beim polnischen Militär dienen und von diesem Zeitpunkt an der 15-jährige Edward ganz auf sich allein gestellt ist.
Im Oktober rückt die deutsche Wehrmacht in Zamosc ein, die Gestapo nimmt Edward gefangen und bringt ihn nach Mielec, wo er mit vielen anderen gefangenen Polen die zerstörte polnische Flugzeugfabrik aufräumen helfen soll. Von hier aus flieht er, wird aufgegriffen, kommt in ein Übergangslager in Krakau und von dort in ein Lager nach Köthen. Hier verbleibt er die längste Zeit und ist als Schreiner damit beschäftigt, Holzkisten für Junkers-Flugzeugmotoren zu fertigen. Eindrucksvoll wird dabei das unmenschliche Lagerleben geschildert. Während eines Bombenangriffs auf das Lager im Juli 1944 flieht Edward erneut, wird in Minden aufgegriffen und in ein Arbeitserziehungslager nach Lahde gebracht, wo die Schikanen noch zynischer werden. Ab Mai 1945 befindet er sich in Krefeld in einem Lager für D(isplaced) P(ersons), von wo aus er im Schwarzmarktgeschäft erfolgreich mitmischt. Die anschließenden Handlungsorte sind vor allem Düsseldorf und Mönchen-Gladbach, wo die Handlung im Februar 1985 im Rahmen eines Strafprozesses gegen ihn endet.
Was hier in chronologischer Abfolge wiedergegeben wurde, erscheint im Roman auf ständig wechselnden Zeitebenen: Auf den Stuka-Angriff 1939 folgt die Vorbereitung für einen Einbruch in der Schmuckabteilung 1971 in einem Düsseldorfer Kaufhaus und so geht der Zeitenwechsel konsequent weiter. Eine tiefere Sinnhaftigkeit dieses ständigen Wechsels erschließt sich mir nicht, zumal eine genauere Verknüpfung zwischen dem grauenvollen Lagerleben und seinem Leben als erfolgreicher Krimineller nicht geliefert wird. Allenfalls ist es die handwerkliche Geschicklichkeit, die Edward nach dem Krieg für seine Einbrüche prädestiniert, und möglicherweise erklären seine traumatisierenden Erlebnisse in den Lagern sein exzessives Leben als Krimineller, der das gerade mühsam ergaunerte Geld mit vollen Händen ausgibt.
Vor allem offenbart sich dieser umfangreiche Recherchenzeitraum als bewundernswerte Fleißarbeit seiner Enkelin,
die dem aufgeschlossenen Leser eindrucksvoll das grauenhafte Lagerleben, aber auch die erste Nachkriegszeit und das beginnende Wirtschaftswunder an seinem Schicksal vor Augen führt!

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von ks.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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