Deutsche Orthographie. Historisch - Systematisch - Didaktisch

Autor*in
Thomé, Günther
ISBN
978-3-942122-24-5
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
148
Verlag
ISB
Gattung
Taschenbuch
Ort
Oldenburg
Jahr
2018
Lesealter
16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
16,80 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Teaser

Richtiges Schreiben(können) ist kein Selbstzweck. Die Geschichte der Orthographie kann sogar spannend sein, das Umsetzen von Sprechlauten in Schriftzeichen noch viel mehr.

Beurteilungstext

Informationen aus erster Hand zu erhalten von jemandem, den ich nie sah, der eventuell viel früher lebte und an ganz anderem Ort? Ohne die Verschlüsselung durch Schrift und die Entschlüsselung durch Lesen gäbe es sie nicht und damit auch keinen Fortschritt wie wir ihn heute kennen. Die beiden Fertigkeiten Ver- und Entschlüsselung scheinen jedoch ein wenig ‚außer Mode' zu kommen, und der angebliche Beweis, dass auch rudimentäre Schriftzeichen ("Ich heise Ana und hape ein Buda ...") Sinn entnehmend zu lesen sind, erfordert die Lesefähigkeit des Adressaten.
Man mag einwenden, dass es Gestik, Mimik und Sprache zur Informationsweitergabe gebe, jedoch erfordern alle drei ein Gegenüber oder einen Boten. Der größte Nachteil ist jedoch die Flüchtigkeit des gesprochenen Wortes oder - wie die digitale Welt es zeigt - die Flüchtigkeit der Geräte, die Sprache oder Bild transportieren und wiedergeben können.
Günther Thomé beginnt sein Buch "unter historischer Perspektive": von bildhaften Schriftzeichen über Verschlüsselungen, Verkürzungen, Silbenschriften zu Alphabetschriften ("... abgeleitet ... 'alf (Rind) und bet (Haus) ... Wörter im Phönizischen ..."). Sehr interessant sind solche Nebensächlichkeiten, wie sich aus fünf phönizischen Konsonantenzeichen ('Alef, He, Jod, 'Ajin, Waw) die griechischen Vokale entwickelten, die mit den dazu passend abgedruckten Bilder leicht mit lateinischen Schriftvokalen korrespondieren, wir deutlich entziffern lassen.
Noch im ersten der drei Teile des Buches betrachtet Thomé die Entwicklung der modernen deutschen Orthographie und verweist hier besonders darauf hin, dass die lateinischen Buchstaben nicht eindeutig den Sprechlauten zugeordnet werden können, Grapheme, und da sind wir im zweiten Teil ("Systematische Aspekte der deutschen Orthographie"), die sich auf ein Phonem beziehen und dann exakter sind als Buchstaben, wenn man Schrift als verfestigte Sprache auffasst. Dem theoretischen Teil folgt ein empirischer, der Ergebnisse von Häufigkeitszählungen aufzeigt.
Der letzte Teil, hier spricht der Autor als Didaktiker, behandelt sowohl die Konzepte des Rechtschreibunterrichts, als auch den unbewussten, phonologischen Erwerb der Orthographie, orthographische Fehler und verschiedene Formen der Rechtschreibschwäche.
Dass in einer wissenschaftlich fundierten Arbeit ein Abbildungs- und Tabellenverzeichnis gehört sowie ein Literaturverzeichnis und ein Sachregister, wird der Ordnung halber hier auch erwähnt. Der eigentliche Text liest sich fast spannend, viele Informationen scheinen Günther Thomé selbstverständlich zu sein, erstaunen den Leser aber mehr als einmal.
Zu Beginn verweist der Autor darauf, dass er selbst sein Buch als Ergänzung zu anderen sieht, besonders durch "einen schrifthistorischen Ansatz, eigene empirische Forschung und einen praxisnahen Didaktikteil". Das ist sehr bescheiden formuliert.

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Diese Rezension wurde verfasst von uhb.
Veröffentlicht am 21.07.2023

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