Der Zwerg Nase

Autor*in
Hauff, Wilhelm
ISBN
978-3-86566-184-5
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Zwerger, Lisbeth
Seitenanzahl
53
Verlag
minedition
Gattung
BilderbuchMärchen/Fabel/SageSachliteratur
Ort
Bargteheide
Jahr
2014
Lesealter
6-7 Jahre8-9 Jahre10-11 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
16,95 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Eine sparsam, aber schön bebilderte Ausgabe des alten Märchens von Hauff.

Beurteilungstext

In dieser Neuausgabe des 1993 zuerst erschienen Bilderbuches steht das Märchen von Wilhelm Hauff im Mittelpunkt, die Bilder bleiben Ergänzung. Der Text erzählt - weitgehend im Originalwortlaut - eine verwickelte Zaubergeschichte:
Ein Junge, Jakob, gerät durch eine unüberlegte, aber ehrliche freche Bemerkung in Gefahr. Die beleidigte Alte verzaubert ihn zunächst in ein Eichhörnchen und lässt ihn sieben Jahre für sich arbeiten. Dabei lernt Jakob viel, vor allem vorzüglich zu kochen. Nach sieben Jahren findet Jakob ein Kräutlein, das ihn wieder in einen Menschen verwandelt - allerdings in einen hässlichen Zwerg ohne Hals und mit sehr, sehr langer Nase. Es gelingt ihm, zu fliehen, er muss aber feststellen, dass ihn seine eigenen Eltern nicht wiedererkennen und ihn sogar aus dem Haus jagen. So stellt er fest: ""Hatte das böse Weib seine Gestalt unterdrückt, so hatte sie doch seinem Geist nichts anhaben können, das fühlte er wohl"".
Vollkommen unbescheiden und zunächst zum Gaudi des Hofstaates des Herzogs möchte Zwerg Nase alias Jakob der Koch des Herzogs werden. Durch seine außergewöhnlichen Kochkünste ist der für seine Feinschmeckerei bekannte Herrscher schnell überzeugt und macht ihn zu seinem Koch. Bei einem Einkauf auf dem Markt kauft Nase aus Versehen eine sprechende Gans, Mimi, die auch verzaubert wurde. Nase hütet die Gans und füttert sie durch.
Doch dann wendet sich das Blatt, als der Herzog einen Nachbarfürsten zu Gast hat, der nach einer Pastete Souzeraine verlangt, die Nase jedoch nicht zur Zufriedenheit bereiten kann. Erst mit Hilfe der Gans Mimi gelingt es ihm, das fehlende Gewürz, Niesmitlust, aufzutreiben. Doch statt die Pastete zu kochen, stellt der Zwerg fest, dass es genau dieses Gewürz ist, das ihn zurückverwandeln kann, und so wird er in einen schönen Jüngling verwandelt, kann auch für die Rückverwandlung Mimis sorgen und hat von da an ein schönes Leben.

Der lange Text - in einer reinen Textausgabe immerhin gut 35 Seiten - scheint für die Form ""Bilderbuch"" zunächst wenig geeignet zu sein, zum Teil gibt es Doppelseiten ganz ohne Bilder. So ist das Buch eher zum Vorlesen geeignet, verteilt auf mehrere Vorleseabende oder -stunden. Die Sprache Hauffs kommt, etwa im Vergleich zur Sprache der Grimm'schen Märchen, erstaunlich modern daher, im Erzählen verweilt Hauff an einigen Stellen ausführlich, schmückt aus, baut Spannung auf. An anderen Stellen wird eher flächenhaft erzählt, die Handlung schreitet schnell fort. Immer wieder zeigt sich eine Lust am Fabulieren, an der Darstellung von Nebenhandlungen, aber auch am sprachlich witzigen Gestalten, etwa bei den Namen der Kräuter oder bei der Beschreibung von Personen: ""Da kam ein altes Weib über den Markt her; sie [...] hatte ein kleines, spitziges Gesicht, vom Alter ganz eingefurcht [...]; sie ging an einem langen Stock, und doch konnte man nicht sagen, wie sie ging, denn sie hinkte und rutschte und wankte; es war, als habe sie Räder in den Beinen und könne alle Augenblicke umstülpen und mit der spitzigen Nase aufs Pflaster fallen.""
Solche Sätze mögen für junge Leserinnen und Leser schwierig sein, nicht nur wegen der Länge, sondern auch wegen der vielen ungewohnten Wendungen. Werden sie jedoch (gut!) vorgelesen, bilden sie schon für Kinder im Vorschulalter eine wunderbare Grundlage, um sich die Person vorzustellen.

Genau solche Szenen greift Zwerger in ihren Illustrationen auf: Das alte Weib hat tatsächlich zwei Räder statt der Füße und ein sehr weites Kleid, das sich wohlmöglich ""umstülpen"" kann, wenn die Alte auf den Kopf fällt. In ihren teils flächigen Bildern, teils Ausschnittdarstellungen wird so der Text einerseits nahezu wortgetreu umgesetzt, andererseits werden Aussagen vertieft, pointiert, ""übertrieben"". Manches wird durch die Bildperspektive verstärkt, etwa bei der winzigkleinen Darstellung des Zwerges auf einer Ecke eines Sofas, dargestellt aus einer Froschperspektive. Oft bleiben die Bilder wortwörtlich im Hintergrund, drängen sich nicht auf, stellen beim Betrachten aber auch Fragen an den Text. So können sie zu einer Kommunikation über den Text beitragen, in heimeligen Vätervorlesesituationen oder mit deutlicher Lernperspektive in der Schule.

Zwergers Märchenbilderbücher sind inzwischen Klassiker. Sie bilden ein breites Spektrum ab, sowohl bezogen auf die Märchenauswahl (z. B. ""Die Bremer Stadtmusikanten"" oder ""Die sieben Raben"" der Gebrüder Grimm, ""Nussknacker und Mausekönig"" von E.T.A. Hoffmann, ""Die kleine Meerjungfrau"" von Andersen) als auch in Hinblick auf die künstlerische Ausgestaltung. Da wundert es nicht, dass Zwerger für viele ihrer Bücher Auszeichnungen bekommen hat.

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Diese Rezension wurde verfasst von cja.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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