Der Wald der träumenden Geschichten

Autor*in
McNeill, Malcolm
ISBN
978-3-596-85670-1
Übersetzer*in
Schmidt, Sibylle
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Heidelbach, Nikolaus
Seitenanzahl
542
Verlag
Gattung
Ort
Frankfurt
Jahr
2014
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
16,99 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Menschen verschwinden überall in Europa, lassen ihre Kleidung zurück und werden nie mehr gesehen. Vor allem lässt sich nicht voraussagen, wann und wo es wieder geschehen wird. Seltsamerweise trifft es nur Erwachsene, niemals Kinder. Eines Tages wird ein Säugling, offenbar ausgesetzt, in einer Londoner Buchhandlung gefunden. Seine Adoptiveltern nennen ihn Max, er jedoch akzeptiert sie nicht und wird sein Leben lang nach seinen wahren Eltern suchen, sogar bei den Drachen im Wald des Anfangs.

Beurteilungstext

Die Gegenwart, in der dieser Jugendroman spielt, scheint das 19. Jahrhundert zu sein. Es war eine besondere Epoche: Freiheitskämpfe waren erfolgreich gewesen, neue Staaten hatten sich formiert und die industrielle Revolution beflügelte den Glauben an ein unermessliches Wachstum und den Wohlstand für alle. Das Werden der modernen Welt war nicht mehr aufzuhalten. Dass Menschen plötzlich spurlos verschwinden können, war nicht akzeptabel, also gründete man ein ISVVV = Internationales Symposium zur Vorbeugung und Verhinderung des Verschwindens, natürlich mit Sitz in Paris. Allerdings tagten seine Mitglieder so geheim, dass man auch sie bald nicht mehr wahrnahm. Dafür tauchen andere Personen auf, die so gar nicht in die neue Zeit zu gehören scheinen; Personen mit einem weit zurückreichenden Erinnerungsvermögen an den Wald des Anfangs und dessen skurrile Bewohner. Diese scheuen das elektrische Licht, lieben Laternen und handgefertigte Bücher, reisen jedoch schon durch die Lüfte - mit einer Montgolfiere. Nikolaus Heidelbach stimmt mit dem Cover und den Vorsatzblättern auf die Motive und Personen des Romans ein. Unterschiedliche Schrifttypen helfen bei der Orientierung.
Je weiter man in die Handlung einsteigt, desto fantastischer wird sie. Bekannte Klassifizierungen greifen nicht, denn man kann nicht von einer Parallelwelt sprechen. Alter Wald und moderne Welt drohen zu kollidieren, aber sind sie doch nicht nur ein und dasselbe - wie die zwei Seiten einer Münze? Die Bewohner des AltenWaldes haben die Welt, wie sie jetzt ist, geschaffen, sie haben experimentiert, Fehler gemacht und diese zu korrigieren versucht. Hexen, Riesen, Zauberer und Wölfe folgen je ihrer eigenen Bestimmung. Max, das Findelkind und jugendliche Hauptperson, sieht wie ein Kobold aus, ist aber für das Dorfmädchen Martha, das ihm vertraut, ein junger Ritter, der tapfer allen Gefahren zu trotzen und sogar Drachen zu besiegen hat. Er selber ist indessen überall auf der Suche nach seinen ‘immerwährenden Eltern’ oder hat er sie sich nur erträumt?
Der Autor verbindet seine überbordende Fantasie mit einem stupenden Erzähltalent. Er beginnt mit der uralten Menschheitsfrage “Woher komme ich und wer bin ich?”, gibt sich einen seriösen Anstrich mit Zitaten eines Forschers (von dem man irgendwann erfährt, dass auch er verschwunden ist), führt den Leser auf immer neue Fährten und ersinnt sowohl gruselige und gefährliche wie auch romantische Situationen. Seine Personen wechseln oft ihr Aussehen und doch glaubt man sie leibhaftig vor sich zu sehen. Letztlich geht es um den Gegensatz Fantasie/Träume versus Wissenschaft/Technik. Dieses Buch verlangt nach einem geduldigen Leser; seine Erzählstränge kreisen umeinander, sind miteinander verflochten und dann - nach einer letzten Drehung - beginnt etwas Neues.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von OAL.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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