Der Vorhang fällt

Schlagwörter

• Politik

Teaser

Die 12-jährige Anna, Tochter eines Theaterregisseurs, erlebt 1968 den Sommer in Leipzig - eine Zeit politischer Spannung und Entladung.

Beurteilungstext

Die Autorin, geboren in Frankfurt an der Oder und im Alter ihrer Protagonistin Anna, führt den Leser in das nicht nur für Deutschland bedeutungsvolle Jahr 1968. Zu diesem Zeitpunkt ist Berlin 7 Jahre lang offiziell geteilt, durch geschlossene Grenzübergänge, dann durch den Bau der Mauer, die die Stadt fast weitere 20 Jahre lang teilen wird.
Anna verbringt ihre Kindheit in der DDR, scheinbar sorglos und unbekümmert. Doch mehr und mehr Einzelheiten treten in ihr Leben, die sie nachdenken und fragen machen. Warum darf der Vater nicht Macbeth am Theater aufführen, wie geplant? Was tut Andreas, der große Bruder ihres Kinderfreundes Peter, nachts heimlich in der Waschküche?
Der Leser erlebt eine Welt des Kommunismus mit “der Partei” und ihren Bonzen, den Pionieren und dem Fahnenappell. Er lernt die Bedeutung von Christenlehre, Kapitalistischem Ausland, Konterrevolutionären, Erweiterter Oberschule, FDJ. Er erlebt den Einmarsch sowjetischer Truppen in die damalige CSSR und intern das leben in der Pionierorganisation Ernst Thälmann - und alles aus der Sicht Annas, eines Kindes. So wie Anna in ihrer Neugier lernt, so erweitert der Leser sein Wissen über ein Land, das heute wieder Teil seines Heimatlandes ist.
Viola Türks Roman ist hochpolitisch, ein mittlerweile als “historisch” zu bezeichnender Roman, der besonders fesselt, da sie das anonyme politische Geschehen an persönlichen Schicksalen festmacht.
Ein eindrucksvoller nachdenklicher Roman, der viel Wissen vermittelt und dem man eine Taschenbuchausgabe wünschen möchte, damit er als Schullektüre Klassen 5-7 dienen kann.