Der Struwwelpeter

Autor*in
Hoffmann, Heinrich
ISBN
978-3-257-01115-9
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Hoffmann, Heinrich
Seitenanzahl
48
Verlag
Diogenes
Gattung
BilderbuchSachliteratur
Ort
Zürich
Jahr
1997
Lesealter
4-5 Jahre6-7 Jahre8-9 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
12,90 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Der berühmte Kinderbuchklassiker mit Geschichten u.a. vom bösen Friedrich, Paulinchen, Konrad, Hans und Robert und ihren Erlebnissen, als sie sich guten Ratschlägen widersetzen. Nachdruck der 100. Auflage von 1876 mit handkolorierten Blättern.

Beurteilungstext

Dass sich die Vorstellungen von "richtigem" Verhalten und die Grundlagen der Pädagogik seit der Mitte des 19. Jahrhunderts verändert haben, sollte niemanden verwundern. Und so wenig ernsthaft daran gedacht wird, Moden und Verhaltensweisen aus dem Buch in die Jetztzeit zu transponieren, so wenig will der "Struwwelpeter" heutigen Eltern als Erziehungsleitfaden dienen. Doch es muss Gründe haben, dass nicht nur Ältere, sondern gerade auch immer wieder kleine Kinder heute noch Spaß an den Bildern und Reimgeschichten haben, sie nach kürzester Zeit auswendig können und oft ihr ganzes Leben nicht mehr vergessen.
Diese Gründe liegen sicher zunächst in der Durchschnittlichkeit der Verhaltensmuster, die vorgestellt werden. Natürlich peitscht nicht jedes Kind seine Umgebung (selbst die Mädchen!), verbrennt zu Asche oder fliegt durch die Luft davon, aber aggressive Regungen sind sicher Jedem bekannt, das Spiel mit dem Feuer lockt, zappelnde Kinder bei Tisch sind heute eher häufiger als früher und träumende Versunkenheit oder Daumenlutschen sind auch immer noch geläufig. Die Qualität (wenn man dieses Wort gebrauchen will) herabsetzender Äußerungen zu und über Fremde hat sogar in unserer Zeit ebenso wie Essstörungen bei Jungen und Mädchen ganz neue Tiefpunkte erreicht.
Die Sicht unerwünschter menschlicher Verhaltensweisen als unter Umständen durch psychische Krankheiten oder Defekte verändert und nicht nur Produkt von Mutwillen oder mangelhafter Erziehung ist mehr eine Errungenschaft späterer Jahrzehnte, doch die Schilderung heute als typisch für bestimmte Krankheitsbilder erkannter Symptome im Fehlverhalten gelang Hoffmann schon auf eindrucksvolle Weise. So können wir einzelnen Teilgeschichten mühelos als zugrunde liegende Störungen Hyperaktivität, Anorexie und Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom zuordnen, Auffälligkeiten, die wir gerne als heutige "Neuheiten" betrachten. So neu sind sie also gar nicht.
Doch betrachten wir noch einmal das Originalbuch, das hier in einem schönen Reprint der 100. Auflage mit Wiedergaben besonders gelungener handkolorierter Frühdrucke vorliegt.
Da diese Form den meisten Kinderreimen zugrunde liegt, sind die Verse stets in AaBbCc-Schema gehalten, etwa die Hälfte ist jeweils als Jambus und als Trochäus angelegt. Die Bilder der einzelnen Geschichten bilden Bewegungsfolgen ähnlich den Comicstrips oder auch den etwa 20 Jahre später entstandenen "Fliegenden Blättern" Wilhelm Buschs, deren Zeichen- und Typisierungsstil auch verwandt ist. Stärker als bei Busch gibt es allegorische und dekorative Elemente, die die Seiten strukturieren und den Rahmen späterer Comics ersetzen. Über die Geschichten im Detail zu sprechen, hieße sicher Eulen nach Athen tragen. Auch wenn die Vornamen heute teilweise seltener geworden sind: Welcher Philipp, Konrad, Friedrich, Robert, Hans, Pauline oder Kaspar wäre nicht schon ganz selbstverständlich mit den entsprechenden Versteilen aus dem "Struwwelpeter" begrüßt worden?

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Diese Rezension wurde verfasst von bh.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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