Der Sonne nach

Autor*in
Clima, Gabriele
ISBN
978-3-446-26260-7
Übersetzer*in
Neeb, BarbaraSchmidt, Katharina
Ori. Sprache
Italienisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
151
Verlag
Hanser
Gattung
Erzählung/RomanTaschenbuch
Ort
München
Jahr
2019
Lesealter
10-11 Jahre12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
14,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Teaser

Seitdem sein Vater weg ist, rebelliert Dario gegen alles und jeden, besonders in der Schule. Deshalb muss er Sozialstunden leisten bei dem Schwerbehinderten Andy. Aus einer Laune heraus reißt Dario mit Andy aus. Beide reifen auf dieser Reise aneinander und miteinander. Dario sucht seinen Vater und damit seine Kindheit, Andy entfaltet Fähigkeiten, die ihm bisher niemand zugetraut hat, weil Dario ihn im Rahmen seiner Behinderung wie einen Gleichaltrigen behandelt.

Beurteilungstext

Die Geschichte von Dario und Andy wird von einem personalen Erzähler aus Darios Sicht erzählt. Dabei dominieren Jugendsprache und anschauliche Schilderungen von Gefühlen, so dass sich mancher Jugendliche phasenweise sicher leicht mit Dario identifizieren kann, wenn ihm seine Lehrerin, die Schule oder das Leben wieder einmal „am Arsch vorbeigehen“. Seit neun Jahren lebt Dario allein mit seiner immer liebenswerten, aber wie versteinert wirkenden Mutter, und er fragt sich, warum sein Vater die Familie verließ. Er nannte Dario immer „Darius, den Großen“ und verlangte von ihm Stärke, so dass Dario manchmal glaubt schuld an seinem Weggang zu sein, weil er nicht „groß“, stark genug war.
Andy ist schwerstbehindert am Rollstuhl gefesselt, kaum bewegungsfähig und kann nicht sprechen. Weil Dario ihm im Rahmen seiner Sozialstunden zugeordnet ist, um seiner Betreuerin vor allem beim Rollstuhlfahren zu helfen, begegnet er Andy zunächst fast feindlich. An einem heißen Sommertag erkennt er, dass Andy schwitzt, aber die Betreuerin der festen Überzeugung ist, dass Andy warm angezogen bleiben müsse, weil Kälte ihm schade. In einem unbewachten Augenblick fährt Dario Andy in den Park, wo dieser die Sonne genießt, aber für Andy zur Ursache einer weiteren, ultimativ letzten Verwarnung wird. Dario fühlt sich von der Art, wie die Betreuerin mit Andy umgeht, immer mehr genervt, so dass er spontan mit Andy im Rollstuhl Schule und Pflichten entflieht, um sich und ihn in die Sonne und Freiheit zu bringen.
Was als Flucht beginnt, wird für Dario eine Reise in die Vergangenheit und zu dem Ort am Meer, wo er als Kind mit Vater und Mutter die Sommer verbracht hat. Durch seine Erinnerungen und Träume lernt der Leser immer mehr Darios Inneres kennen und kann die Ängste und Selbstzweifel, aber auch seine Verachtung für die Menschen und das Leben nachvollziehen.
Im Gegensatz dazu steht die unkonventionelle Art, wie Dario die auftauchenden Probleme einer Reise mit einem behinderten Menschen löst, die immer wieder eine gewisse Situationskomik verursacht. Wie selbstverständlich sorgt er für trockene Kleidung, als Andy sich in die Hose gemacht hat, füttert ihn oder trägt ihn, damit er den Sand unter sich fühlen kann. Indem Dario Andy wie seinesgleichen behandelt und auch so mit ihm spricht, beginnt Andy Worte nachzubilden und versucht seine Hände und Arme zu bewegen. Auch für den Leser wird Andy immer mehr zu einer Persönlichkeit, was dem Autor dadurch gelingt, dass die Textpassagen, in denen Andys Gedanken und Träume erzählt werden, immer größeren Raum einnehmen. In dem Maße, wie sich Dario und Andy annähern, können sie sich mit den Augen „unterhalten“, was im Text durch Kursivdruck deutlich gemacht wird.
Beide Jugendliche entdecken auf ihrer gemeinsamen Reise, dass mehr Fähigkeiten in ihnen stecken, als sie bisher geglaubt haben. Andy gewinnt an Persönlichkeit und Freiheiten im Rahmen seiner Möglichkeiten, und Dario kann mit seiner Vergangenheit abschließen und erkennen und annehmen, dass er tatsächlich in manchen Bereichen - dem Umgang mit Menschen wie Andy - „Größe“ besitzt.
Für viele Jugendliche dürfte Dario zumindest partiell eine Identifikationsfigur sein mit seinem Frust, seiner Verachtung und seinen Zweifeln. Mit ihm erleben sie aber auch, behinderte Menschen wie Andy als Personen wahrzunehmen, was ihren Umgang mit ihnen verändern könnte. Deshalb sollte dieses Buch in vielen Klassen gelesen werden.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von Anmq; Landesstelle: Nordrhein-Westfalen.
Veröffentlicht am 30.05.2019

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