Der Schreiber von Cordoba
- Autor*in
- Little, Melanie
- ISBN
- 978-3-446-24016-2
- Übersetzer*in
- Broermann, Christa
- Ori. Sprache
- Englisch
- Illustrator*in
- –
- Seitenanzahl
- 298
- Verlag
- Hanser
- Gattung
- –
- Ort
- München
- Jahr
- 2012
- Lesealter
- 14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
- Einsatzmöglichkeiten
- –
- Preis
- 16,90 €
- Bewertung
Schlagwörter
Teaser
Eine Geschichte aus dem spanischen Mittelalter über zwei 15-jährige Jungen, einem Mauren und einem Juden.
Beurteilungstext
Eingerahmt von einem in Prolog und Epilog gebetteten Abriss des historischen Kontextes, der auf das konfliktreiche und letztlich zerbrechliche Zusammenleben von Christen, Juden und Muslimen in Spanien bis 1492 fokussiert ist, erzählt der Roman in drei Kapiteln die Geschichte zweier Jungen im Alter von 15 Jahren und ihr Heranwachsen in eine von drei Kulturen und religiös begründeten Vorherrschaftskriegen beherrschte Gesellschaft zur Zeit der Katholischen Könige, Ferdinand und Isabella, und der mächtigen Inquisition. - Im ersten Teil (1485-86) erzählt Ramon, Sohn einer zum Christentum konvertierten, aber weitgehend entrechteten jüdischen Familie, wie er den angesehenen Schreiberberuf seines Vaters erlernt. Ramons Familie wird zunehmend verachtet und verarmt aus Mangel an Aufträgen und Pergament/Papier. Aus Verzweiflung heuert Ramon schließlich als Schreiber beim Heiligen Offizium (Inquisition) an. Der zweite Teil (1486 - 87) wechselt in die Erzählperspektive Amirs. Der Maure Amir ist der Familie als Sklave geschenkt worden. Die Eltern achten den Jungen als Vertreter einer geschätzten Kultur und schenken ihm die Freiheit. Ramon dagegen möchte den Gleichaltrigen gern wie einen Sklaven behandeln; dieser widersetzt sich dem Bestreben aber freundlich und selbstbewusst. Als Amir für Ramon einen Botendienst übernimmt, gerät er in eine für Ramon gestellte Falle, wird schwer verletzt und wie durch Vorsehung im maurischen Viertel von Cordoba gesund gepflegt. Als Freigelassener kann er sich auf die Suche nach verbliebenen Verwandten in Malaga machen. In Rückblenden werden Teile sowohl der siegreichen Eroberungs- und Verteidigungsgeschichten der Mauren dargestellt als auch das Schicksal von Amirs Familie und sein Weg in die Skaverei. Bei seiner Ankunft in Malaga wird er unfreiwillig Zeuge der brutalen Eroberung der Stadt. Amir wird wie alle Überlebenden erneut versklavt und muss auf einer Kriegsgaleere als angeketteter Ruderer schuften. Ein dritter Teil befasst sich, wiederum mit Ramon als Erzähler, mit dessen grausamen Beobachtungen als Schreiber des Offiziums und seiner Umsiedlung nach Malaga auf Weisung der Königin. Dort trifft er auf der Kriegsgaleere Amir wieder, den Gefährten der Jugendzeit. - Der Text mutet an wie ein Versepos. Am linken Rand findet der Leser durch das Schriftbild abgehoben Stichworte und Fragen in Art einer Überschrift zu der dann unterschiedlich lange Strophen in freien Rhythmen folgen. Das könnte auf den ersten Blick zu einer Lesebarriere führen. Die Sprache ist jedoch nicht überhöht, sondern einfach und anschaulich. Viele eingängige sprachliche Bilder verdeutlichen Denk- und Sprechweise der handelnden und erzählenden Hauptpersonen. Auch der Satzbau ist einfach und überschaubar; wörtliche Rede trägt bei zur Lebendigkeit, so dass jugendliche Leser keine Probleme beim Lesen haben werden. Die Erzählperspektive lädt ein zur Identifikation, zum Hineinversetzen in die Kulturgeschichte Spaniens von “El Andalus” 711 bis zum Ende der “Reconquista” 1492. Dies kann zum Hinterfragen eigener Werteparadigmen und vorgegebener gesellschaftlicher Strukturen führen. Ihrem Anliegen “ den Opfern von Intoleranz überall auf der Welt sowie jenen (...), die dadurch Widerstand leisten, dass sie Fragen stellten” (vgl. Widmung) Unterstützung und Verstehen zukommen zu lassen, wird die Autorin allemal gerecht.