Der Sandmann

Schlagwörter

• Angst
• Liebe
• Tod/Sterben

Teaser

Zum 200. Todestag von E.TA. Hoffmanns nimmt der Kindermann Verlag die schaurige Sandmann-Geschichte in seine Reihe „Weltliteratur für Kinder“ auf.

Beurteilungstext

Als kleiner Junge hört Nathanael die beängstigende Geschichte vom Sandmann, der Kindern zunächst Sand in die Augen streut und sie ihnen anschließend herausreißt. In dieser Zeit erhält sein Vater häufig Besuch von einem unheimlichen alten Anwalt namens Coppelius. Diese geheimnisvollen Treffen scheinen den stets fröhlichen Vater zu verändern und in seiner kindlichen Fantasie ist Nathanael fest davon überzeugt, dass es sich bei Coppelius um den bösen Sandmann handelt. Die beiden Männer führen alchemistische Versuche durch und bei einem dieser Experimente kommt der Vater durch eine Explosion ums Leben. Erst durch die Freundschaft mit Lothar und Clara, die seine große Jugendliebe wird, findet Nathanael neue Lebensfreude. Zum Studium bei dem bekannten Professor Spalanzani zieht Nathanael in eine andere Stadt und trifft dort wieder auf Coppelius. Dieser nennt sich jetzt Coppola und ist mit seinem Professor befreundet. Nathanael verliebt sich unsterblich in Olimpia, die Tochter des Professors und bricht deshalb mit Clara. Doch als er entdeckt, dass seine geliebte Olimpia nur eine mechanische Puppe ist, geschaffen von Spalanzani und Coppelius, verfällt er dem Wahnsinn. Scheinbar nach langer Krankheit genesen besteigt er mit Clara einen Turm, von dem er sich letztendlich in den Tod stürzt.
Anna Kindermann erzählt die Sandmann-Geschichte nah am Original und spart nicht mit gruseligen Szenen. Ganzseitige Illustrationen von Dorota Wünsch, die überwiegend in düsteren Braun- und Grüntönen gehalten sind, unterstützen den Text und geben ihm Lebendigkeit. Gleich auf den ersten Seiten wird man als Betrachter*in mit dem unheimlichen Sandmann konfrontiert. Ein Blick in das nur von einer Tischlampe beleuchtete Wohnzimmer der Familie zeigt Personen mit ängstlichen Gesichtern, die auf etwas Bedrohliches zu horchen scheinen. Auf einer weiteren Zeichnung, die an eine Art „Hexenküche“ erinnert, ist der grässlich aussehende Coppelius zu sehen, neben ihm steht Nathanaels furchtsamer Vater. Grimmig, mit einer großen Nase und schlitzartigen Augen blickt er zum ängstlichen kleinen Nathanael hinüber. Solche schaurigen Bilder ziehen sich durch das ganze Buch. Im Gegensatz dazu wirken die Figuren manchmal fast ein wenig harmlos, mit ihren großen kugeligen Augen und der arglosen Mimik. Das nimmt dem Inhalt einiges an Schrecken, was für jüngere Leser*innen sicher positiv ist.
Wer sich für fantastische Geschichten interessiert, wird das Buch sicher gerne lesen. Verlagsseitig ist es ab 8 Jahren angegeben. Da aber doch einiges an Text gelesen werden muss, was für die meisten Kinder dieser Altersgruppe wahrscheinlich eine gewisse Hürde darstellt, bietet sich das gemeinsame Lesen und Anschauen an. So kann auch gleich über das Verschwimmen von Realität und Fantasie in der Geschichte gesprochen und die Illustrationen genau betrachtet werden. Ab 10 Jahren kann das Buch gut alleine gelesen werden.