Der Nachtgarten

Autor*in
Horvarth, Polly
ISBN
978-3-8489-2109-6
Übersetzer*in
Ott, Bernadette
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
334
Verlag
Aladin
Gattung
Buch (gebunden)Erzählung/Roman
Ort
Stuttgart
Jahr
2018
Lesealter
10-11 Jahre12-13 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
14,95 €
Bewertung
empfehlenswert

Teaser

Franny lebt mit ihren Pflegeeltern Sina und Tom an der kanadischen Küste in einem nicht näher bezeichneten Ort. Es ist die Zeit des zweiten Weltkriegs, der auch das Leben der nicht direkt betroffenen Kanadier beeinflusst. Als die Nachbarin Alice eines Tages ihre drei Kinder bei Sina und Tom abgibt, um sich auf die Suche nach ihrem Mann zu machen, kommt eine fantastische und berührende Handlung in Gang.

Beurteilungstext

Tom ist leidenschaftlicher Gärtner, und Franny und Sina beschäftigen sich vorwiegend mit künstlerischen Aktivitäten. Sie leben zurückgezogen, aber nicht isoliert, und haben freundschaftliche Beziehungen in der kleinen Nachbarschaft. Der Krieg ist auch hier zu spüren: Die Nachrichten, Geheimhaltungsverpflichtungen für bei der Armee Beschäftigte, auf dem weitläufigen Grundstück von Sina und Tom einquartierte Soldaten, abwesende Väter, Ehemänner und Söhne...
Eines Tages bringt die zu hysterischen Weinanfällen neigende Nachbarin Alice ihre drei Kinder zu Sina und Tom, da sie meint, ihren Mann, der bei der Armee ein spezielles und besonders ausgestattetes Flugzeug der Luftwaffe wartet, vor einer unüberlegten Tat bewahren zu müssen.
Im Anschluss häufen sich dramatische Ereignisse und Nachrichten. Der Vater der drei Kinder scheint entgegen allen Weisungen das Flugzeug entführt zu haben und ist mitsamt diesem Fluggerät verschollen. Aber er scheint wiederum geheimen Kontakt mit seinem jüngsten Sohn zu haben. Soldaten suchen ihn überall, und wenn er gefunden wird, drohen ihm wegen Geheimnisverrat hohe Strafen.
Franny und die Tochter von Alice finden heraus, dass der Vater das Flugzeug unbedingt einmal selber fliegen wollte und haben die Idee, die Flugzeugentführung mit Hilfe des Nachtgartens rückgängig zu machen. Der Nachtgarten ist ein abgeschlossener Bereich des Gartens, in dem angeblich jedem Menschen ein Wunsch erfüllt werden kann. Diese Wunscherfüllung ist nicht unkompliziert, deshalb sollen ihn vor allem Kinder nicht betreten - ein unbedacht geäußerter Wunsch kann ungeahnte, auch negative Folgen haben.
Doch am Ende arbeiten die Kinder, Sina, Tom und ein rätselhafter Einsiedler erfolgreich zusammen, und der magische Garten erfüllt sogar den Wunsch, dass alles Geschehen rückgängig gemacht wird.

Die auf den ersten Blick verworren erscheinende Handlung ist voller Rätsel, aber trotzdem stringent und logisch. Die in weiten Teilen realistische Erzählung, in der es unter anderem um Freundschaft und Vertrauen geht, hat mit dem Nachtgarten eine fantastische Komponente. Der Nachtgarten fasst das beliebte Thema des Wünschens in ein poetisches Bild und stellt ein beliebtes fantastisches Motiv auf den Kopf: das des romantischen Kindes, dessen Wünsche mächtiger sind und sicherer die (Er)Lösung bewirken als die der Erwachsenen. Hier sind es die Erwachsenen, die wünschen sollen - weil sie genauer abschätzen können, welche Folgen ihre Wünsche haben können. Und im Zuge der Auflösung erfährt Franny, dass auch ihr Leben bei Sina und Tom die Folge eines Wunsches im Nachtgarten war.

Erzählt wird aus Frannys Perspektive in der ersten Person. Philosophische und nachdenkliche Abschnitte wechseln ab mit solchen, in denen das Mädchen von den Aktivitäten mit ihrer Freundin Winifred erzählt. Die beiden Mädchen beobachten und verfolgen Zebediah, Winifreds Bruder, um herauszufinden, welchen Kontakt er mit dem Vater hat. Diese Verfolgungen haben auch den Charakter eines Kinderspiels, aber nicht nur. Und immer zieht sich auch ein Hauch Melancholie durch das Buch, ohne aber in Schwermut zu münden. Dafür sorgt die Geborgenheit, Ehrlichkeit und Liebe, die Sina und Tom Franny und auch den drei Geschwistern geben.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von Gudrun Stenzel; Landesstelle: Hamburg.
Veröffentlicht am 24.12.2018

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