Marthas Boot

Autor*in
Horvarth, Polly
ISBN
978-3-7725-2974-0
Übersetzer*in
Anne, Brauner
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
247
Verlag
Freies Geistesleben
Gattung
Buch (gebunden)Erzählung/Roman
Ort
Stuttgart
Jahr
2021
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
BüchereiKlassenlektüre
Preis
18,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Die vier McCready-Schwestern stehen allein da, denn ihre Eltern sind gestorben und auch ihre Tante, bei der sie leben sollten, stirbt vor ihrer Ankunft. Doch die vier lassen sich davon nicht entmutigen und arbeiten hart daran, eine neue Existenz aufzubauen.

Beurteilungstext

Fiona, Marlin, Natascha und Charlie wollen zusammenbleiben, und das gelingt nur, wenn sie nicht auf Pflegefamilien aufgeteilt werden. Als die vier im kanadischen British Columbia bei ihrer Tante Martha ankommen, ist auch die plötzlich verstorben, wie auch ihre Eltern ein Jahr zuvor. Um nun nicht vom Jugendamt in Obhut genommen zu werden, bauen die vier eine Scheinvormundschaft mit dem heruntergekommenen Nachbarn Al Farber auf. Der wenig umgängliche Mann ist Herausforderung und Chance zugleich, denn er kannte Tante Martha sehr gut und er ist ein bekannter Bestsellerautor, der auch ein großes Herz hat, wie sich bei näherer Betrachtung erkennen lässt. So finden die vier Mädchen in der kanadischen Provinz eine neue Heimat, in der die vier besonderen Kinder ihren Weg ins Leben suchen. Dabei sind sie nicht allein, doch sind Erwartung und Leben nicht immer in Einklang zu bringen. So stellen sich hoffnungsvolle Gegenüber als Enttäuschung heraus, an mancher Chancen scheitern die Kinder oder der chaotische Al selbst. Trotzdem finden alle einen Weg, das Leben immer ein Stück weiter zu leben, Freundschaften aufzubauen, den eigenen Leidenschaften nachzugehen und damit schließlich sogar wieder fast eine ganz normale Familie zu werden. Unsichtbarer Fixpunkt der Gemeinschaft ist dabei die verstorbene Tante Martha, die über ihren Tod hinaus für alle – auch unbekannterweise – eine prägende und heimelige Funktion übernehmen kann.
Der neue Roman von Polly Horvath arbeitet sich an einer grenzwertigen Verlusterfahrung ab. Diese wird nicht abgeschwächt, aber so gewendet, dass sich der Fokus auf die Frage richtet, wie die betroffenen Kinder eine neue Existenz in Selbstbestimmung aufbauen können. Die Geschichte spitzt zu und übertreibt, manchmal ist sie erstaunlich detailgenau realistisch, manchmal eher utopisch oder auch irritierend verkürzt. Aber gerade dieses Wechselspiel macht den besonderen Reiz aus. Denn damit wird immer wieder auf das Wesentliche Bezug genommen, das für die Kinder zum wahren Haltepunkt jenseits gesellschaftlicher Normvorstellungen und bürokratischer Korrektheit wird. Die Erzählperspektive ist auktorial, changiert aber zwischen dichter und eher loser Fokalisierung auf die vier Mädchen. Die anschauliche Erzählweise bietet auch Einblicke in die Sorgen und Nöte der Kinder, besonders bei der ältesten Schwester, der vierzehnjährigen Fiona. Damit schafft es die Autorin, viel Erwartungsdruck zu erzeugen, der eine große Spannung hervorbringt und auf ein Ende hinsteuert, das dann doch eher überraschend ist – auch in seiner Einfachheit. Das Leseerlebnis überzeugt auf ganzer Linie. Sehr spannend – absolut zu empfehlen!

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Diese Rezension wurde verfasst von Michael Ritter; Landesstelle: Sachsen-Anhalt.
Veröffentlicht am 19.05.2022

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