Der Junge, der Ball und die Mauer

Autor*in
Schneider, Noemi
ISBN
978-3-446-27433-4
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Stangl, Katrin
Seitenanzahl
40
Verlag
Hanser
Gattung
Bilderbuch
Ort
München/Wien
Jahr
2022
Lesealter
4-5 Jahre6-7 Jahre8-9 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
15,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Der Junge hat einen neuen Ball. Er wirft ihn hoch und höher bis er über die hohe graue Mauer fliegt. Unüberwindbar ist diese Mauer und soll es scheinbar auch sein. Die Mutter will dem Jungen einen neuen Ball kaufen. Denn diesen Ball kann er nicht zurückbekommen. Er ist auf der anderen Seite der Mauer bei den Anderen. Da kann man nicht hin, weil es verboten ist. Aber dann ist der Ball auf einmal wieder da und eine Stimme hinter der Mauer flüstert: Willst du mit mir spielen.

Beurteilungstext

Allen voran: Das ist ein wundervolles Buch mit einer wichtigen Botschaft: Es gibt die Chance hohe Mauern zum Beispiel des Schweigens oder des Streits zu überwinden. Menschen können zueinander finden, wenn sie merken, dass sie etwas verbindet.
In dieser Geschichte spielt der Ball diese Rolle. Er ist die Verbindung zwischen zwei Menschen: Auf der Titelseite ist das Wort Ball in orangener Schrift abgedruckt und auch die Illustration zeigt den Ball in orangener Farbe. Aber was hat es auf sich, mit dem Jungen, dem Ball und der Mauer?
Die erste Doppelseite zeigt den Jungen vor einer hohen grauen Mauer. Die Zeichnungen von Katrin Stangl sind minimalistisch. Sämtliche Motive werden abstrahiert. Dennoch ist dem Gesicht des Jungen zu entnehmen, dass er sich über den Ball freut. Text und Bild ergänzen sich: Unten rechts im Bildrand steht: „Der Junge hat einen neuen Ball.“
Die nächste Seite zeigt den Jungen in Bewegung. Auf der linken Seite fröhlich spielend mit dem orangenen Ball. „Wirf mich!“, sagt der Ball und wird personifiziert. Die rechte Seite wiederum ist vollflächig grau illustriert. Es ist die hohe Mauer, gegen die der Junge den Ball wirft.
Als der Ball über die Mauer fliegt, steigert sich die Spannung. Übergroß wird der Ball jetzt dargestellt. Die Emotionen des Jungen sind authentisch, wenn er auf den Zeichnungen überrascht, traurig und wütend schaut, weil sein Ball weg ist.
Die vollflächige graue Illustration der Mauer wiederholt sich mehrfach. Am Ende steht der Junge vor ihr, schaut an ihr hoch, aber „Die Mauer antwortet nicht. Mauern sprechen nicht.“
„Wo ist dein Ball?“, fragt die Mutter. Hell gelb ist der Hintergrund und das grau der Mauer nur am Rand der Illustration zu sehen. Der Dialog mit der Mutter ist in zweifarbig abgedruckt. Das macht umso mehr deutlich, dass der Junge nicht versteht, warum es verboten ist, hinter die Mauer und zu den Anderen zu gehen. Traurig mit hängenden Schultern und den Händen in den Hosentaschen steht er da. Er verkriecht sich im Garten und weint.
Kinder werden diese Emotionen des Jungen wiedererkennen: Traurig zu sein, weil man etwas verloren hat. Obgleich kleine Rezipienten sich sicher auch fragen, warum es auf der anderen Seite der Mauer Menschen gibt, zu denen man nicht darf.
Die Dramaturgie der Handlung ist stringent: Der Hauptteil der Geschichte bringt dem Jungen den Ball zurück und löst im Weiteren einen Konflikt aus: Es folgt ein Dialog mit dem Ball. Der Junge will ihn nicht mehr hochwerfen, aber der Ball sagt, dass er fliegen will. Aber der Junge hört noch eine andere Stimme, die durch die Mauer flüstert: „Willst du mit mir spielen?“ Doch der Junge weiß, dass er nicht mit den „Anderen“ spielen darf. Er denkt nach und entscheidet sich mutig zu sein.
Und mit einem Mal kann diese hohe graue Mauer überwunden werden. Der Ball wird zum Sinnbild für diese Überwindung, für die Vereinigung von Kindern, die mutig genug sind, den Ball zu werfen.
Dieses Bilderbuch behandelt ein ernstes Thema: Die graue Mauer kann für Streit stehen zwischen Menschen, aber bildet zudem ab, was es in der Welt gibt: Länder und damit Menschen, die durch eine Mauer getrennt sind. Wenn das Spiel der Kinder Hürden überwindet, ist dies eine wundervolle Botschaft.
Hinweis für Eltern und andere Vorlesende: Das Bilderbuch sollte gemeinsam mit Kindern angesehen werden, um Fragen von Kindern zu beantworten und ihnen zu helfen, die Emotionen einzusortieren. (Beu)

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von Gabriele Beutler; Landesstelle: Nordrhein-Westfalen.
Veröffentlicht am 31.03.2023

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