Der Hühnerdieb

Autor*in
Rodriguez, Béatrice
ISBN
978-3-7795-0202-9
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Französisch
Illustrator*in
Rodriguez, Beatrice
Seitenanzahl
24
Verlag
Gattung
BilderbuchSachliteratur
Ort
Wuppertal
Jahr
2008
Lesealter
4-5 Jahre6-7 Jahre8-9 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
9,90 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Ein Hühnerdieb ist eine klare Sache. Er ist böse und folgt lediglich seinen niederen Instinkten. Ihn gilt es zu bekämpfen, ihm das Handwerk zu legen. Dieses Vorurteil scheint auch das vorliegende Buch zu bedienen. Doch im Laufe der Handlung treten Zweifel auf, ob die Situation immer so ist, wie sie auf den ersten Blick erscheint.

Beurteilungstext

Am Anfang herrscht Idylle. Ein Hase, ein Bär, ein Hahn, drei Hühner und einige Küken leben zusammen. Es ist Morgen. Während der Hase die Fensterläden des gemeinsamen Hauses öffnet, tritt der Bär gähnend ins Freie. Der Hahn thront bereits selbstzufrieden über seinen Hühnern auf dem Scheunendach und genießt seinen erhöhten Standpunkt. Doch auch der Fuchs lauert bereits im Hintergrund. Noch unerkannt schaut er hinter einem Busch hervor, begeistert von dem braunen Huhn, das seinen Blick sichtlich fesselt. Im nächsten Bild schnappt er sich das Huhn und flieht vor den Augen der entsetzten Tiere. Bär, Hase und Hahn nehmen die Verfolgung auf. Auf den folgenden Seiten entspinnt sich nun eine turbulente Verfolgungsjagd, bei der der Fuchs den Tieren immer um eine Seite voraus bleibt. Durch die Unwägbarkeiten des Weges kämpfen sich Jäger und Gejagte, ohne dass die Tiere den Mut verlieren. Doch während Bär, Hase und Hahn von der Wut auf den Fuchs und der Sorge um das Huhn stetig vorangetrieben werden, verändert sich die Beziehung des Fuchses zu seinem Opfer, dem Huhn, ganz langsam. Am Anfang sieht alles danach aus, als ob es sich bei dem Fuchs um den klassischen Hühnerfresser handelte. Doch das erst ganz aufgeregte Huhn wird bald sichtlich ruhiger, erst apathisch, dann zutraulich. Es entwickelt sich vom handlungsunfähigen Opfer zum Gegenüber und Reisebegleiter des Fuchses, das am Schluss richtiggehend Freude an dem Abenteuer entwickelt. Als Bär, Hase und Hahn schließlich am Haus des Fuchses ankommen und ihm aggressiv gegenübertreten, setzt er sich nicht zur Wehr. Stattdessen stellt sich das Huhn zwischen die Fronten, und nimmt den Fuchs in Schutz. Es hat sich in den Fuchs verliebt und möchte bei ihm bleiben. Nach dem ersten Erstaunen haben Bär und Hase auch nichts dagegen einzuwenden. Nur der Hahn scheint zuerst empört und schließlich niedergeschlagen.
Beatrice Rodriguez neues Bilderbuch "Der Hühnerdieb" erzählt ganz ohne Worte eine rührende Liebesgeschichte, bei der der Verliebte alles riskieren muss und sich schrecklichen Vorurteilen ausgesetzt sieht, bevor er seine Liebste und die Ankläger von seiner Redlichkeit überzeugen kann. Die turbulente Verfolgungsjagd wird lediglich mit Hilfe der stark linienbetonten Zeichnungen erzählt, wobei sich jede Szene breitformatig über eine Doppelseite des Bilderbuches erstreckt. Dadurch sind Verfolger und Verfolgte immer gleichzeitig im Bild, was die gegensätzlichen Entwicklungen und unterschiedlichen Gefühlszustände, die die Protagonisten durchleben, zusätzlich hervorhebt. Es entsteht ein vergnügliches Nebeneinander, das zuerst Fragen aufwirft, der Geschichte dann aber eine erstaunliche Dynamik verleiht. So dringt der Leser immer stärker hinter die wahren Beweggründe des Hühnerraubes, was die Sympathie mit dem Fuchs erheblich erhöht. Die Geschichte wird damit zu einem reizenden Beispiel dafür, dass es sich lohnt, hinter die Fassaden der Wirklichkeit zu schauen, um ihren Geist bzw. ihre wahren Beweggründe zu verstehen. So entsteht ein Plädoyer gegen das vorschnelle Urteil.

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Diese Rezension wurde verfasst von mr.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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