Der geheime Schatz im Zoo

Autor*in
von Bornstädt, Matthias
ISBN
978-3-12-949518-6
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Döhnel, Grit
Seitenanzahl
48
Verlag
Klett
Gattung
Buch (gebunden)Erstlesebuch
Ort
Stuttgart
Jahr
2018
Lesealter
6-7 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
8,00 €
Bewertung
eingeschränkt empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Vier Tierkinder retten ihren Zoo. Ein Erstlesebuch, das das Lesenlernen in den Mittelpunkt stellt.

Beurteilungstext

Erstlesebücher werden in Deutschland in der Regel von Kinderbuchverlagen herausgegeben. Nun hat der Schulbuchverlag Klett eine Erstlesereihe des erfolgreichen Kinderbuchautors Matthias von Bornstädt ("Bibi und Tina", "Die drei Magier") in ihr Programm aufgenommen - da sollte gründlich geprüft werden, ob die Reihe eher der Kinderliteratur oder Leselernmaterial zuzuordnen ist.

Aber zunächst zur Geschichte:
Der Glücksstädter Zoo steht kurz vor der Pleite, denn ein Dauerregen vergräzt die Besucher*innen. Zoodirektorin Frau Löwenmaul erwägt, den Affen Anton zu verkaufen, um weiterhin die Versorgung der Tiere sicherzustellen. Als dieser das mitbekommt, berät er mit seinen Freund*innen, dem Löwenjungen Erik, Kängurumädchen Lana und Pinguin Kim, was sie tun können. Alle vier haben (unterschiedliche) magische Fähigkeiten - und so zaubert Lana eine Schatzkarte aus ihrem Beutel. Auf der Suche nach dem Schatz müssen sie durch das Elefantengehege und in einen Geheimgang. Dort finden sie eine Schatztruhe, die der Zoogründer Professor Salamander für wirtschaftlich schwere Zeiten versteckt hat. Damit ist der Zoo gerettet.

Ein*e auktoriale Erzähler*in berichtet in kurzen Sätzen und mit einem einfachen Lesewortschatz die Handlung, ergänzt durch Einschübe in wörtlicher Rede. Dabei werden die Charaktere und ihr Innenleben nur rudimentär entwickelt. So bleiben die vier Tiere durch die auf den ersten Seiten befindlichen Steckbriefe auf ihre magischen Fähigkeiten begrenzt, die allerdings nicht alle in diesem Band zum Tragen kommen. Die Spannungskurve ist insgesamt gelungen, auch wenn für erfahrene Lesende vieles vorhersehbar ist. Literarisch wird damit das Potential nicht ausgeschöpft, auch, wenn man die begrenzten Möglichkeiten in Büchern für Erstlesende bedenkt.
Gelungen in Bezug auf literarisches Lernen sind jedoch einige der in die Erzählung eingestreuten Fragen, nämlich die, die nicht auf die Textverstehensebene abzielen. So wird am Anfang gefragt "Wo würdest du dich im Zoo verstecken?" und damit angeregt, sich die Handlungswelt vorzustellen. Auch die sehr frühe Frage "Wer könnte den Schatz versteckt haben?" ist gelungen, denn sie regt zum Mitdenken an und trägt fast bis zum Schluss, denn erst dort erfahren wir Lesenden, wer den Schatz versteckt hat.

Die Illustrationen von Grit Döhnel stellen das Erzählte in bunten Farben dar. Hier wird sehr deutlich, dass der Regen durchgängig präsent ist. Meist stehen die Figuren mit ihren Handlungen im Mittelpunkt - vielleicht hätten sie etwas stärker durch Mimik und Gestik ihre Gefühle und Gedanken ausdrücken können?

Hilfreich ist auch das Vorsatzblatt, auf dem eine Karte des Zoos abgebildet ist und die Vorgeschichte, nämlich dass eine in den Zoo gefallene Sternschnuppe einigen Tieren magische Fähigkeiten verliehen hat, erzählt wird.

Leider sind andere "Zugaben" sehr didaktisch ausgerichtet. Dies scheint intendiert, denn unter dem Innentitel steht: "Lesen lernen - 1./2. Klasse - ab 6 Jahre - Klett Lerntraining". Eigentlich muss man hier gar nicht weiter über literarische Ambitionen des Buches nachdenken... Einige weitere Impulse im Buch bilden dann auch den Lerncharakter ab, etwa wenn in mit Ausrufezeichen gekennzeichneten Kästen (eher belanglose) Sachinformationen gegeben werden: "Der Rüssel [der Elefanten] dient zum Riechen, Tasten, Greifen und um sich zu begrüßen." Für die Handlung ist diese Information nicht wichtig. Was am Ende als "Lese-Jagd durch den Zoo" betitelt wird, ist nichts anderes als ein Leseverstehenstest im Multiple-Choice-Format. Das hat mit Lesespaß oder literarischem Lernen nichts zu tun. Da hilft auch wenig, dass man das Lösungswort einschicken kann, um eine Zoo-Eintrittskarte zu gewinnen - ein sehr offensichtliches Beispiel für extrinsische Motivierung...

In der Bilanz überwiegt in diesem Erstlesebuch der Lerncharakter und eigentlich müsste man das Buch eher dem Bereich des Lernmaterials zuordnen und weniger der Kinderliteratur. Das ist schade, denn eigentlich sollte Lesen literarischer Werke von Anfang an vor allem eines tun: Zum Lesen durch sich selbst motivieren. Und dafür braucht es Geschichten, die vor allem für sich selbst stehen. Hier ist der Eindruck, dass die Geschichte eher das Mittel zum Zweck ist und nicht der Zweck selbst.

Christoph Jantzen, AJuM Hamburg

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Diese Rezension wurde verfasst von Christoph Jantzen; Landesstelle: Hamburg.
Veröffentlicht am 22.08.2018

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