Der Fotograf von Auschwitz - Das Leben des Wilhelm Brasse

Autor*in
Engelmann, Rainer
ISBN
978-3-570-15919-4
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
190
Verlag
Gattung
Biografie
Ort
München
Jahr
2015
Lesealter
10-11 Jahre12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
14,99 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Erst Ende der 90-iger Jahre tritt Wilhelm Brasse (1917 -2012) als Zeitzeuge in die Öffentlichkeit und berichtet über seine Erlebnisse im KZ Auschwitz, wo er als Fotograf im “Erkennungsdiesnst” arbeiten musste. Rainer Engelmann hat ihn noch kennengelernt und bewahrt als Biograf sein Vermächtnis.

Beurteilungstext

In diesem erzählenden Sachbuch werden erschütternde Erlebnisse des polnischen Lagerfotografen von Auschwitz in 30 episodenhaften Kapiteln “nacherzählt” und mit Archiv - Fotos dokumentarisch belegt. Der Autor stützt sich dabei auf Tonbandaufzeichnungen seiner Gespräche mit Wilhelm Brasse , die er durch eigene Recherchen in Auschwitz ergänzt. Darauf basierend entstand ein nichtfiktionaler Tatsachenbericht, geschrieben in einer klaren, nüchternen Sprache. Rainer Engelmann verzichtet auf auktoriale Kommentare zu den Ereignissen, er berichtet sachlich aus dem Blickwinkel des Häftlings, untersetzt mit dessen Gedanken und Gefühlen:
“Warum?” Mit diesem Wort begannen seit seiner Ankunft in Auschwitz am 31. August 1940 fast alle Fragen von Wilhelm Brasse. “Warum werden Menschen hier so gedemütigt...geschlagen...zu Opfern gemacht...Warum haben die Täter offenbar vergessen, dass sie Menschen sind? Warum greift niemand ein?”...(S. 17)
Er konnte nicht begreifen, was mit ihm und vor seinen Augen mit den anderen Häftlingen geschah. Zuerst in verschiedenen Arbeitskommandos beim Straßenbau, als Leichenträger und als Kartoffelschäler beschäftigt, wurde der deutschsprachige Pole bald in seinem erlernten Beruf als Fotograf im “Erkennungsdienst” eingesetzt und hatte dort Porträtfotos von Häftlingen zu machen - das erste Foto mit Mütze, das zweite ohne Mütze von vorne und das dritte im Profil. (siehe S. 52/53, 95)
Bereits 1941 erhielt er den Befehl: “Ab heute wirst du keine Juden mehr fotografieren. das hat keinen Sinn, die sterben sowieso.” Zum Fotografenalltag gehörten Fotoarbeiten unterschiedlichster Art, u.a. für Grußpostkarten, für Banknotenfälschungen, Privatporträts für SS- Leute. Er war aber auch zu Dokumentationen gezwungen, die den Massenmord und das Grauen von Auschwitz belegen - Aufnahmen von der Ankunft der Häftlinge in Birkenau bis zum Betreten der Gaskammer, Aufnahmen von Hauttätowierungen der Häftlinge zur Weiterverarbeitung als Leder, Fotos zu Rassenuntersuchungen des Dr. Mengele, Fotos über medizinische und chirurgische Experimente verschiedener Ärzte an Menschen, die danach in den Gaskammern verschwanden. Einige Negative konnte Wilhelm Brasse vor ihrer Vernichtung bei der Auflösung des Lagers retten. Er überlebte den Todesmarsch ins KZ Mauthausen, das am 6. Mai 1945 von Amerikanern befreit wurde. Damals war Wilhelm Brasse 28 Jahre alt.
- Im Prolog und Epilog setzt sich der Autor mit dem Leben des lange Zeit traumatisierten Wilhelm Brasse nach 1945 auseinander. Er konnte nicht mehr als Fotograf arbeiten und hatte seine Vergangenheit über 60 Jahre lang selbst vor seiner Ehefrau verschwiegen.
- Das Vorwort von Max Mannheimer steht unter dem Leitgedanken:
“Die Menschen zu retten war für Wilhelm Brasse unmöglich. Zeugnis abzulegen unabdinglich. Nie wieder Diktatur! Nie wieder Konzentationslager!
- Zur Ergänzung und Entlastung des Textes gibt es ein Glossar mit lagerspezifischen und historischen Begriffserklärungen.
- Zum Anhang gehören Kurzbiografien von SS - Leuten, denen Wilhelm Brasse während seiner Zeit in Auschwitz begegnet ist.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von Kra.
Veröffentlicht am 01.10.2015

Weitere Rezensionen zu Büchern von Engelmann, Rainer

Engelmann, Rainer

Der Fotograf von Auschwitz Das Leben des Wilhelm Brasse

Weiterlesen