Der Fluss, der rückwärts fließt - Tomek

Autor*in
Mourlevat, Jean-Claude
ISBN
Übersetzer*in
Scheffel, Tobias
Ori. Sprache
Französisch
Illustrator*in
Place, Francois
Seitenanzahl
174
Verlag
Carlsen
Gattung
Fantastik
Ort
Hamburg
Jahr
2007
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
13,00 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Als Hannah Tomeks Lebensmittelladen betritt, verliebt er sich “augenblicklich, absolut und endgültig”. Und weil das so ist, kann er sie nicht vergessen und folgt ihr zum Fluss Qjar, der ewiges Leben verleihen soll. Auf seiner Reise findet er neue Freunde. Aber wird er auch Hannah finden?

Beurteilungstext

Der Fluss, der rückwärts fließt, das sind eigentlich zwei Bücher. Neben “Tomek” steht “Hannah”. In beiden Büchern erzählt Mourlevat eine eigenständige Geschichte, die aber mit der anderen verbunden ist. Dies zeigt sich auch am Buchumschlag. Legt man beide Bücher nebeneinander, dann ergeben sie ein gemeinsames Bild. Obwohl auf dem einen Nacht und auf dem anderen Tag ist und sie im Stil unterschiedlich sind, passen beide perfekt zusammen. Auch die Geschichten sind verbunden. Tomek und Hannah begeben sich getrennt voneinander auf die Suche nach dem Fluss Qjar. Und beide erzählen auf unterschiedliche Weise von ihren Erlebnissen. Dabei scheint es am günstigsten, wenn man mit der Geschichte von Tomek beginnt und danach Hannah liest, die eine schöne Ergänzung darstellt. Zusammen ergeben beide ein Bild.
Illustrationen sind hier nicht notwendig, da Mourlevat eine anschauliche Beschreibung liefert. So sieht jeder die rundlichen und gut gelaunten Parfümeure vor sich, die so viele Süßigkeiten essen. Die Phantasie der Leser bekommt viel Anregung, aber es bleibt noch genug Spielraum für die eigene Vorstellung übrig. Insgesamt ist das Buch für Kinder in einer einfachen und leicht verständlichen Sprache geschrieben.
der 13-jährige Lebensmittelhändler Tomek führt ein beschauliches, ruhiges und geordnetes, aber eben auch langweiliges Leben - bis er Hannah begegnet. Dieses Mädchen ist für ihn das schönste Wesen, das er je gesehen hat. Tomek verliebt sich und folgt ihr ins Ungewisse, ohne überhaupt etwas von ihr zu wissen. Weder kennt er ihren Namen, noch weiß er, warum sie den Fluss Qjar sucht. Ihm genügt es völlig, dass sie auf der Suche nach dessen Wasser ist. Ja, Tomek hat sie voll erwischt, seine erste große Liebe. Und für diese tut man bekanntlich eine ganze Menge.
Unterwegs begegnet er Marie und ihrem Esel Langohr. Gemeinsam durchqueren sie den Wald des Vergessens. Wenn man diesen betritt, ist es, als ob man nicht existieren würde. Keiner kann sich an einen erinnern bis man den Wald wieder verlassen hat. Das erlebt auch Tomek, der sich unterwegs nicht mehr daran erinnert, dass er einer Unbekannten folgt. Er hat nur eine vage Erinnerung. Während Tomek also im Dunkeln tappt, ist es für alle anderen offensichtlich: Hannah muss auch in diesem Wald sein, da Tomek sie ja anscheinend vergessen hat. Der Leser ist immer hautnah dabei. So kann er wenig später mit Tomek mitfiebern, als dieser im Dorf der Parfümeure aufwacht und feststellen muss, dass er Hannah wieder verpasst hat. Nun kennt er den Namen des schönen Mädchens und muss doch wieder warten, denn der Winter hält ihn an Ort und Stelle fest. Es kann einem richtig leid tun, wie er darauf wartet, dass das Wetter sich ändert.
Das Buch enthält viele phantastische Elemente wie den Wald des Vergessens, die Insel-die-es-nicht-gibt oder weckende Wörter, die für jeden einzigartig sind und erst gefunden werden müssen.
Problematisch ist aber vielleicht der Umgang mit dem Thema “Tod”. Manchmal kommt es doch ein wenig zu einfach daher. Dass Tomek als Waise ohne Eltern dasteht, ist nicht weiter schlimm. Ihm geht es gut und er hat Freunde. Marie aber hat ihren Freund verloren, von dessen tragischem Tod in lustiger Form erzählt wird. Betont werden soll wohl, dass der Tod zum Leben gehört. Er bekommt keinen besonderen Platz, weder im Guten noch im Schlechten, aber ob das wirklich so gut ist, das sollte jeder selbst entscheiden. Das Buch ist eindeutig für ältere Kinder gedacht, die mit dieser Problematik umgehen können sollten. Auch die Tatsache, dass Marie ihren Ehemann kurz nach der Hochzeit verlässt, ohne ihn zu informieren, könnte sich als problematisch herausstellen. Scheidungskinder und Kinder, deren Eltern im Streit leben, könnten hier überfordert oder gar verunsichert werden. Die geschilderte heile Welt hat viele versteckte Probleme.
Der Fluss, der rückwärts fließt - das hört sich verrückt an, und ist es auch ein wenig. Das Wasser soll zum ewigen Leben führen. Dabei ist der Ursprung (oder ist es die Mündung?) nicht leicht zu finden und nun wollen ein Mädchen und ein Junge dieses Abenteuer wagen. Ob es den beiden wohl gelingt? Und werden sie von dem Wasser trinken? Kann man sich wirklich vorstellen, ewig zu leben und vor allem, will irgendjemand das wirklich?
Es ist auf jeden Fall eine “märchenhafte Geschichte voller Poesie und Klugheit über die Schönheit und Vergänglichkeit des Lebens.”

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Diese Rezension wurde verfasst von DAGO.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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