Der Fluss, der rückwärts fließt - Hannah

Autor*in
Mourlevat, Jean-Claude
ISBN
978-3-551-55435-2
Übersetzer*in
von Vogel, Maja
Ori. Sprache
Französisch
Illustrator*in
Place, Francois
Seitenanzahl
158
Verlag
Carlsen
Gattung
Fantastik
Ort
Hamburg
Jahr
2007
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
13,00 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Um ihren kranken Indigofinken zu retten, macht sich Hannah auf die Suche nach dem Fluss Qjar, der rückwärts fließt und dessen Wasser ewiges Leben verspricht. In der Wüste führt sie ein zweites Leben und jenseits des Ozeans ist sie Prinzessin. Bleiben will sie aber bei dem Lebensmittelhändler Tomek.

Beurteilungstext

Der Fluss, der rückwärts fließt, das sind eigentlich zwei Bücher. Neben “Hannah” steht “Tomek”. In beiden Büchern erzählt Mourlevat eine eigenständige Geschichte, die aber mit der anderen verbunden ist. Dies zeigt sich auch am Buchumschlag. Legt man beide Bücher nebeneinander, dann ergeben sie ein gemeinsames Bild. Obwohl auf dem einen Nacht und auf dem anderen Tag ist und sie im Stil unterschiedlich sind, passen beide perfekt zusammen. Auch die Geschichten sind verbunden. Tomek und Hannah begeben sich getrennt voneinander auf die Suche nach dem Fluss Qjar. Und beide erzählen auf unterschiedliche Weise von ihren Erlebnissen. Hannahs Geschichte ist als Bericht an Tomek im Ich-Stil gehalten. Dabei scheint es günstig, mit der Geschichte von Tomek zu beginnen und erst danach Hannah zu lesen. Denn Hannahs Erzählung setzt das Wissen um Tomeks Reise voraus, obwohl diese kurz skizziert ist. Zusammen ergeben beide ein Bild.
Illustrationen sind hier nicht notwendig, da Mourlevat eine anschauliche Beschreibung liefert. Jeder kann sich die grotesken und hässlichen Bewohner des kleinen Königreiches vorstellen, die alle ihre besonderen Merkmale wie eine große Nase oder abstehende Ohren haben. Die Phantasie der Leser bekommt viel Anregung, aber es bleibt noch genug Spielraum für die eigene Vorstellung übrig. Insgesamt ist das Buch für Kinder in einer einfachen und leicht verständlichen Sprache geschrieben.
Hannah ist zwölf, als sie sich auf die ungewisse Suche nach dem Fluss Qjar begibt um ihren kranken Vogel zu retten. Der kleine Indigofink ist alles, was ihr von ihrem Vater geblieben ist. Mit der Postkutsche geht es los nach dem sagenhaften Ban Baitan. Dabei spielt der Autor viel mit der Phantasie der Leser. Hannah bekommt in der Wüste die Möglichkeit, ein vollkommen anderes Leben zu führen, als sie auf eine Karawane stößt. Eine alternative Geschichte wird aufgezeigt. Hannah gründet eine Familie und wird älter, bis sie sich dazu entschließt, einen anderen Weg zu gehen. Dieser Zeitsprung ist auf jeden Fall erst für ältere Kinder verständlich. Überhaupt ist das Buch recht komplex. Auf wenigen Seiten werden komplizierte Themen aufgegriffen, und der Leser muss sich mehrfach neu orientieren. Dabei ist Mourlevat immer unterhaltsam und fordert oft auch das Mitdenken heraus. Wiederum erhält Hannah die Möglichkeit, ein völlig neues Leben zu beginnen, als sie in einem Königreich für die lange verschollene Prinzessin Alizee gehalten wird. Doch Hannah will nicht mit einer Lüge leben, die sie beinahe selbst glaubt. Und sie will nicht die Hoffnung der Menschen zerstören, die sich freuen, ihre Prinzessin wiederzuhaben. Dermaßen in der Zwickmühle findet sich aber am Ende noch ein Ausweg.
Problematisch ist auch der Umgang mit dem Thema “Tod”. Manchmal kommt es doch ein wenig zu einfach daher. So wird der alte Kutscher Iorim zum Sterben in einer verlassenen Stadt zurückgelassen. Und Hannahs Vater starb, weil er wie ein Pferd geschuftet hat. Betont werden soll wohl, dass der Tod zum Leben gehört. Er bekommt keinen besonderen Platz, weder im Guten noch im Schlechten, aber ob das wirklich so gut ist, das sollte jeder selbst entscheiden. Die Kinder sollten mit dieser Problematik umgehen können. Die geschilderte heile Welt hat viele versteckte Probleme.
Spannend sind Hannahs Begegnungen auf jeden Fall. Zu sehen, wie sie mit den Menschen umgeht und wie diese auf sie reagieren, ist sehr interessant.
Der Fluss, der rückwärts fließt - das hört sich verrückt an, und ist es auch ein wenig. Das Wasser soll zum ewigen Leben führen. Dabei ist der Ursprung (oder ist es die Mündung?) nicht leicht zu finden und nun wollen ein Mädchen und ein Junge dieses Abenteuer wagen. Ob es den beiden wohl gelingt? Und werden sie von dem Wasser trinken? Kann man sich wirklich vorstellen, ewig zu leben und vor allem, will irgendjemand das wirklich?
Es ist auf jeden Fall eine “märchenhafte Geschichte voller Poesie und Klugheit über die Schönheit und Vergänglichkeit des Lebens.”

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von DAGO.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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