Der Flaschenpostfinder

Autor*in
Cuevas, Michelle
ISBN
978-3-7373-5515-5
Übersetzer*in
Gutzschhahn, Uwe-Michael
Ori. Sprache
Amerikanisch
Illustrator*in
Stead, Erin E.
Seitenanzahl
40
Verlag
Gattung
BilderbuchBuch (gebunden)Sachliteratur
Ort
Frankfurt am Main
Jahr
2018
Lesealter
4-5 Jahre6-7 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
16,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Teaser

Mal ehrlich, eine Flaschenpost haben wir doch alle schon mal versendet. Nachricht verfassen, Korken drauf und ab damit ins Meer. Und dann warten. Auf den Zufall. Das Schicksal. Eine Antwort. Aber wer eigentlich stellt die Post eigentlich zu? Die Amerikanerin Michelle Cuevas erzählt die Geschichte des Flaschenpostsammlers. Und über kostbare Briefe, die manchmal ein ganzes Leben verändern können.

Beurteilungstext

Jeden Morgen steht er auf und macht sich auf die Suche. Auf die Suche dem Glitzern im Wasser. Nach dunklem Grün im Auf und Ab der Wellen. Nach einem wippendem Funkeln zwischen den Seetangteppichen. Den ganzen Tag sitz er in seinem Boot, geht am Strand hin und her. Immerzu hält er Ausschau, nach Nachrichten, die den Weg über das Wasser zu ihren Empfängern suchen. Als Flaschenpostsammler hat er einen wichtigen Beruf. „Seine Aufgabe war es, jede Flasche zu öffnen, die er im Meer fand, und dafür zu sorgen, dass die Flaschenpost überbracht wurde.“ Das ist der andere Teil seiner Arbeit. Die Zustellung. Manchmal schnell und einfach und mit einem kurzen Spaziergang bei herrlichstem Wetter zu erledigen. Manchmal beschwerlich und mühevoll, über Berge, Regen und so weit, „dass sein Kompass rostig wurde und ihm die Einsamkeit wie schafkantige Fischschuppen ins Herz schnitten.“ Aber, was hilft’s. Post ist Post. Ohnehin waren die Nachrichten manchmal schon lange unterwegs, waren „sehr alt und brüchig wie Herbstlaub.“ Aber welche Botschaft sie auch enthalten, ein Brief ist ein Brief und er muss gelesen werden. Und meist sind es Nachrichten, die glücklich machen, „denn ein Brief kann ein Schatz sein. Eine Perle, von einer Muschel umhüllt.“
Michelle Cuevas erzählt die Geschichte eines Mannes, der eine Aufgabe hat. Und der sie mit unerschütterlichem Ernst und dem Wissen um die Wichtigkeit seines Tuns Tag um Tag erledigt. Die Amerikanerin erzählt in poetischer Sprache, luftig leicht und kraftvoll zugleich. Begleitet werden ihre Zeilen von ebensolchen Bildern. Erin E. Steads Bleistiftzeichnungen schweben auf Farbwolken, lassen uns durch den kreisrunden Flaschenboden in das Leben des einsamen Postboten schauen. Und ein bisschen fühlt man sich einsam, beim Betrachten und Lesen.
Denn genauso fühlt er sich, der Flaschenpostsammler. Trotz der Wichtigkeit seiner Aufgabe und obwohl er seine Arbeit liebt. Wie gerne bekäme er auch mal Post. „Doch dann erinnert er sich, dass dies so unwahrscheinlich war, wie am Strand den Zehennagel einer Meerjungfrau zu finden. Denn er hatte ja gar keinen Namen. Er hatte auch keine Freunde. Er stank nach Seetang, Salz und Fischerfüßen. Niemand würde ihm je einen Brief schreiben.“ Und dann kommt doch eine Nachricht. Nicht direkt an ihn. Für wen? Da steht: „Morgen Abend bei Flut am Strand. Kommst du bitte?“ Der Flaschenpostsammler fragt herum, verzweifelt fast daran, den Empfänger nicht zu finden, die Gemeinte nicht rechtzeitig zu erreichen. Der Kuchenmacher ist es nicht, die Bonbonladenbesitzerin nicht und auch die Frau und das Mädchen im grünen Kleid. Die Möwe, der Matrose und auch die Ein-Mann-Kapelle weiß nichts von einer Party am Strand. Niemand weiß etwas. Und es ist das erste Mal, dass eine Nachricht unzugestellt bleibt.
Aber die Autorin weiß natürlich nur zu gut, wen es zum Feiern braucht. Und so treffen sich alle am Abend bei Flut am mit Tang und Seesternen geschmückten Strand. Um gemeinsam zu feiern und zu tanzen und vom Wassersaum aus auf das Meer hinaus zu schauen. Und den Flaschenpostsammler eine Freude zu machen. „‚Vielleicht’, sagt er mit dem Mund voll Kuchen. ‚Vielleicht werde ich morgen noch einmal versuchen, den richtigen Empfänger zu finden.’“
Ach, wunderbar. Das Buch mit einem Seufzer zugeklappt, ein seliges Lächeln im Gesicht rutscht man noch ein kleines Stückchen näher zusammen. Und jetzt noch mal von vorn! Diesmal gucken wir uns die Bilder noch mal ganz genau an, ja? Nur zu gern.

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Veröffentlicht am 31.12.2018

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