Der Duft von Erde und Zitronen

Schlagwörter

• Angst
• Familie
• Gender/Geschlecht

Teaser

Imma lebt im Versteck bei ihrer Tante. Sie hatte sich gewehrt, als sie der Sohn des Clan-Chefs in ihrem süditalienischen Dorf vergewaltigen wollte. Sie glaubt, er sei tot. Die Geschichte Immas ist mit den Schicksalen von Frauen der Familie verwoben. Das Mädchen findet in der “Gefangenschaft” zu sich selbst, auch über das Lesen von Büchern wie “Das Tagebuch der Anne Frank”. Sie entscheidet sich schließlich, selbst zu handeln und zu den Carabinieri zu gehen.

Beurteilungstext

Voller Spannung bis zum Schluss erzählt M. Orrero von der 13-jährigen Imma, die in einem kleinen süditalienischen Dorf aufwächst. Poetisch und einfühlsam ist die Erzählweise, aber auch drastisch in manchen Dialogen, nie realitätsfern. Die Erzählperspektive wechselt und Vergangenheit und Gegenwart sind eng verflochten, aber für den Leser durchschaubar. Immas Gedanken, ihr Fühlen, ihre Erinnerungen bewirken in der Ich-Erzählung die Nähe und Identifikation der Leser mit dieser beeindruckenden Figur. Das Mädchen lässt uns teilhaben an ihrem Erwachsenwerden, der Entwicklung ihrer Weltsicht und am Reifen ihrer Entscheidung, sich von dem Albtraum der Vergangenheit selbst zu befreien. Andere Frauenfiguren wie Immas Mutter, ihre Großmutter, die”Extante” Rosaria werden in ihrem Verhaftetsein in der Denk- und Lebensweise des Dorfes gezeigt. Aber sie nehmen auch wie Rosaria, bei der Imma im Versteck lebt, ihr Schicksal in die Hand und finden ihren Weg. Bildhafte Vergleiche wie “die Schwermut ist wie eine Katze, die einen hinterrücks anfällt” als ein Aspekt der emotionalen Kraft des Erzählten wirken auf den Leser. Imma ist eine Mädchengestalt, die einen nicht loslässt. Ihr Mut, ihr Ideenreichtum, um aus dem Versteck in der Wohnung stundenweise zu entkommen, ihre Sehnsucht nach Zuneigung wirken emotional und wecken Hoffnung auf ein gutes Ende. Das Buch ist besonders für Mädchen sehr zu empfehlen und kann sie auf dem Weg zum Erwachsenwerden begleiten.