Das Wolfslied: Ronja Räubertochters Schlaflied

Autor*in
Lindgren, Astrid
ISBN
978-3-7512-0370-8
Übersetzer*in
The Lindgren Company,
Ori. Sprache
Schwedisch
Illustrator*in
Sjöberg, Lena
Seitenanzahl
28
Verlag
Oetinger
Gattung
BilderbuchLyrikMärchen/Fabel/Sage
Ort
Hamburg
Jahr
2023
Lesealter
4-5 Jahre6-7 Jahre8-9 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
BüchereiVorlesen
Preis
16,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Lovis, die Mutter von Ronja Räubertochter, singt ihr Kind nachts in den Schlaf. Sicher und geborgen verliert Ronja die Angst vor dem Wolfsgeheul draußen. Gelegentlich wirft die Mutter dem Wolf Fleischbrocken über die Burgmauer. Damit kann er seine eigenen Jungen aufziehen – und NEIN! Ihr Kind bekommt er niemals. Ein altes schwedisches Kinderschlaflied, das seine beschwörende Wirkung nicht verfehlt.

Beurteilungstext

Wer Ronja Räubertochter gelesen und die Verfilmung des Kinderklassikers gesehen hat, kennt das berühmte Schlaflied, mit dem Lovis ihre Tochter Ronja in den Schlaf singt. In Schweden ist das Lied, das verschiedene schwedisch sprachige Interpreten auf YouTube eingestellt haben – ein altes Volkslied. Der Oetinger-Verlag stellt passend zum Buch auch eine deutsche Liedversion ins Netz. – Wir stellen uns die kalten, schneereichen Nächte auf der Mattisburg vor. Ronja Räubertochter birgt ihren Kopf im Schoß der Mutter. Geborgenheit umfängt sie. Vor den Burgmauern Wolfsgeheul. Eine von vielen gefährlichen, kalten und dunklen Winternächten in Schweden. Die Mutter singt Ronja in den Schlaf. Im Bilderbuch das fast magisch wirkende Lied: „Wild heult der Wolf des Nachts im Wald. Vor Hunger und Kälte kann er nicht schlafen. Und seine Höhle ist bitterkalt. Er giert nach fetten Schafen“. - Strophe 1 -. Die Menschen hören sein Klagen und werfen ihm – Strophe 2-4 - einen Schweineschwanz hin, vielleicht auch einen Hahnenkamm oder sogar Hähnchenkeulen. Die Mutter beschwört den Wolf mit dem immer gleichen Refrain: „Komm nicht hierher. Mein Kind bekommst du nie mehr“. Das Bilderbuch lebt von den Illustrationen der schwedischen Illustratorin Lena Sjöberg. Es gelingt ihr gut, den Schrecken, den der Wolf auslöst, einzufangen. Der Wolf sieht anfangs sehr gefährlich aus. Ein böser Blick, viele spitze Zähne, eine gefährlich aus dem Maul hängende Zunge, Körper und Kopf überproportional lang! Der Wolf lauert auf ein Opfer. Kaum ist er auszumachen in den grünblauen, kalten und düsteren Farben. Die weitere Doppelseite enthält mehr Rotanteile. Hat der Schweineschwanz das Tier besänftigt? Je mehr Küchenabfälle dem Wolf zugeworfen werden, desto mehr überlagern gedeckte Rot- und hellere Grüntöne die ursprüngliche Düsternis. Überraschend nach Strophe vier ein ausklappbares Doppelbild: Der Wolf versorgt selbst drei Schutz suchende Jungtiere. Kann man ihm seine Nahrungssuche vorwerfen? Zwischen den formatfüllenden Doppelseiten zu den insgesamt vier Strophen vier Doppelseiten mit dem Refrain. Die Refrainseiten zeigen einen Erwachsenen, der ein Kind schützend in seinen Armen birgt, bis es schließlich unbesorgt einschläft. Nähe und Wärme, Fürsorge und Sicherheit versprechen auch die gedeckten, erdfarbenen, hellgelben und gelbgrünen Farben. Die Figurenzeichnungen der Erwachsenen und der Kinder überzeugen nicht ganz. Sie wirken schematisch. Auch der Versuch, Gerechtigkeit hinsichtlich Diversitätsfragen zu üben, und verschiedene Hautfarben aus der ganzen Welt hier unterzubringen, wirkt etwas verunglückt. Überraschend auf dem vorletzten Wolfsbild ein Kraftwerk, eine Fahrstraße und ein Auto. Ist dies als Hinweis auf schwindenden Lebensraum für die Wölfe zu verstehen?
Das Rezitieren des deutschsprachigen Refrains löst ein kleines Stolpern aus: „Du Wolf, du Wolf, komm nicht hierher. Mein Kind bekommst du nie mehr“. Der Verein Cantemus-Regensburg e. V. bietet auf seiner Webseite Lieder an, die mit den Zuhörern gemeinsam eingeübt werden, darunter auch das Wolfslied. Die einfachen Erläuterungen und die Führung der Singstimme erlauben ein gutes Sinnverständnis und ein stolperfreies Mitsingen. Tatsächlich erhält das Buch seine eigentliche Tiefe erst im Verein mit dem gesungenen Lied. Schade, dass der Verlag nicht so weit gehen konnte, das Buch mit einer technischen Lösung auszustatten, um das Lied hör- und mitsingbar zu machen. Im Verein mit dem gesungenen Lied ein empfehlenswertes, fast magisches Buch, das auch allein für sich stehen kann und die Kenntnis der Geschichte selbst nicht zwingend voraussetzt.
Auch im Musikunterricht einsetzbar, dazu geeignete Vorlage für eine theaterpädagogisches Projekt.

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Diese Rezension wurde verfasst von 34; Landesstelle: Nordrhein-Westfalen.
Veröffentlicht am 22.11.2023

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