Das Spiel der Schwalben

Autor*in
Abirached, Zeina
ISBN
978-3-939080-77-0
Übersetzer*in
Bulling, Paula
Ori. Sprache
Französisch
Illustrator*in
Abirached, Zeina
Seitenanzahl
181
Verlag
avant-verlag
Gattung
Comic
Ort
Berlin
Jahr
2013
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
19,95 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Die Comicautorin und -zeichnerin Zeina Abirached berichtet von ihrer Kindheit während des libanesischen Bürgerkrieges (1975-90), vom menschlichen Miteinander und der Bedeutung der eigenen vier Wände auf der Suche nach Sicherheit und Geborgenheit in Zeiten des Chaos.

Beurteilungstext

Ost-Beirut, 1984: In ihrer kleinen Wohnung warten Zeina und ihr jüngerer Bruder auf die Rückkehr der Eltern von einem Familienbesuch. Da sich das Wohnhaus nahe der die Konfliktparteien trennenden Demarkationslinie befindet und immer wieder Bombardements die Stadt erschüttern, ist der Nachhauseweg höchst gefährlich. Die Zeit des bangen Wartens überbrücken die Geschwister mit Spielen und dem Belauschen der Gespräche der erwachsenen Hausbewohner, die sich im Laufe des Nachmittags in der Wohnung einfinden, da sich diese im ersten Stock befindet und damit am wenigsten durch Granateinschlag gefährdet ist. Schließlich erweist sich das Gefühl der Geborgenheit auch in diesem letzten verbliebenen Rückzugsraum als trügerisch.
Auf den ersten Blick erinnert Zeina Abiracheds schwarz-weiß kolorierte Graphic Novel an Marjane Satrapis international erfolgreichen und im Jahre 2007 verfilmten Comicroman „Persepolis“, in dem diese von ihrer Kindheit und Jugend während der islamischen Revolution und der Etablierung des Mullahregimes im Iran erzählt. Auch Abiracheds Bericht ist autobiografisch, auch sie berichtet von Wirren und Leid eines Bürgerkrieges im Nahen Osten. Damit enden aber auch schon die Gemeinsamkeiten. Während Satrapi durch einen eher kindlich-naiv gehaltenen Zeichen- und Erzählstil auf das Einfühlungsvermögen der Leser zielt und Identifikationsangebote mit der kindlichen Protagonistin schafft, bewegt sich der Comicroman „Das Spiel der Schwalben“ erzählerisch und zeichnerisch viel stärker in einem Spannungsverhältnis von Empathie und kritischer Distanz. Die Panelfolgen sind hoch rhythmisiert (enge Bildfolge), und in den Sequenzen einer Comicseite überwiegen die visuellen Redundanzen. Diesen eher einfühlungsfördernden Erzählelementen stehen aber die Geometrisierung der Figurendarstellung und -anordnung im Panel und eine stark dominierende Tableaugestaltung entgegen, wodurch weniger die Akteure und deren Handlung als vielmehr die ihnen übergeordneten Strukturen betont werden.
„Das Spiel der Schwalben“ überzeugt durch seinen spielerischen Umgang mit den Wahrnehmungskategorien Zeit und Raum; die Erfahrbarkeit des fünfzehn Jahre dauernden Bürgerkrieges, der stets auch ein Stellvertreterkrieg der internationalen Großmächte und der Regionalmächte im Nahen Osten war, wird hier auf einen Nachmittag und die wenigen Quadratmeter in der Diele der elterlichen Wohnung reduziert. Obwohl der Krieg immer nur indirekt präsent ist – in den Gesprächen der Figuren und den „Geräuschen“ im Hintergrund – sind die Gefühle der Angst und der Trauer, aber auch des Trotzes und der Hoffnung auf ein Ende des Schreckens und einen Neuanfang stets gegenwärtig.

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Diese Rezension wurde verfasst von mz.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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