Das Schloss am Moor

Autor*in
Pestum, Jo
ISBN
978-3-522-17700-9
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
253
Verlag
Thienemann
Gattung
Ort
Stuttgart
Jahr
2005
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
13,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Eigentlich wollte Daniel mit seiner Oma Ferien machen. Doch dann stürzt diese und muss eine Zeitlang im Krankenhaus bleiben; als Daniel ihr ein paar Sachen bringen soll, fällt ihm ein alter Ausweis von ihr in die Hand. Seine Oma - eine Gräfin? Daniel macht sich auf Spurensuche ihrer Vergangenheit, die auch die seine ist.

Beurteilungstext

“Das Schloss am Moor” - das klingt unheimlich, abenteuerlich, spannend, wie ein Gruselkrimi. Und all das ist es auch, aber anders, als der Leser erwartet. Keine Käuzchen in der Dunkelheit, keine Nebenschwaden über dem Moor. Dafür ein junger Mann, der durch einen Zufall erfährt, dass seine Großmutter, bei der er lebt, nicht die ist, für die er sie immer gehalten hat.
Wie ein Schock ist es, als Daniel erkennt, dass die alte Frau eine Gräfin ist - und schon als Kind den Namen Selbherr trug, damals noch “von Selbherr”. Sein Vater also ein uneheliches Kind? Daniel, der seine Großmutter sehr liebt, fühlt sich zunächst enttäuscht, doch bald drängt es ihn, hinter das Geheimnis zu kommen. Seine Spurensuche führt in eine Zeit, als die Großmutter knapp so alt war wie er selbst es nun ist: die Zeit des Zweiten Weltkriegs. Französische Besatzungssoldaten, im Herrenhaus der Grafen einquartiert, darunter Alphonse. Alphonse? Und der Vater Daniels hieß Alfons? Immer tiefer verbeißt sich Daniel in die Vergangenheit, unternimmt eine Reise zum Schloss, nähert sich den Menschen dort unter dem Vorwand, einen Film drehen zu wollen. Sein Zorn auf die Großmutter verwandelt sich mehr und mehr in Entsetzen über eine unmenschliche Zeit, in der die Liebe zwischen zwei Menschen unterschiedlicher Nationalität keine Chance hatte. In dem Schicksal seiner Großmutter, die während der Schwangerschaft von der eiskalt herrschenden, fanatisch nazitreuen Familie verstoßen wurde, spiegelt sich die Geschichte der Zeit besser, als sie es in jedem Geschichtsbuch könnte.
Pestum vermittelt Wissen, stellt nur dar, überlässt dem Leser (der in etwa über das gleiche historische Wissen verfügen dürfte wie Daniel am Anfang), seine Schlussfolgerungen und Beurteilungen zu ziehen. Durch die Bündelung der vielen schrecklichen Schicksale auf eine einzige Person wird in den Erzählungen der Dorfbewohner und Freunde die Anteilnahme des Lesers sowie die Aufforderung an ihn, Stellung zu beziehen, extrem gesteigert.
Ein starker Roman, einer der ersten, der sich im Jahr 2005 - 60 Jahre nach dem Frieden - mit dem Thema Krieg und Schuld auseinandersetzt. Und ein Roman, der zeigt, dass auch heute noch nicht vergessen werden darf. Nur die Erinnerung und Auseinandersetzung mit einem der dunkelsten Kapitel deutscher Geschichte vermag uns davor zu bewahren, dass die Ereignisse sich wiederholen.

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Diese Rezension wurde verfasst von avn-rp.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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