Das Lied des Flusses

Schlagwörter

• Abenteuer
• Familie
• Natur

Teaser

Cari ist nach dem plötzlichen Unfalltod ihres Vaters mit der Mutter in ein Landhaus gezogen, das in unmittelbarer Nähe eines Flusses liegt. Die Mutter eröffnet dort ein Café, aber Cari ist noch voller Trauer um ihren Vater und lehnt die neue Umgebung ab. Sie sehnt sich in die Stadt zu ihrem alten Leben zurück. Kurz vor dem Ende der Sommerferien wird das Landhaus bei einem heftigen Sturm mit extrem starken Regenfällen bis ins Erdgeschoss überflutet und für einige Zeit unbewohnbar. Die beiden jungen Leute Lukas und Jenny jedoch, die im nahen Naturschutzgebiet arbeiten, haben eine genaue Vorstellung davon, wie man die Gegend in Zukunft vor solch einer verheerenden Überschwemmung schützen kann: Durch die Ansiedlung von Bibern. Nach anfänglicher Skepsis entschließt sich Cari, für die Rückkehr der Biber zu kämpfen.

Beurteilungstext

Dieses gebundene Buch ist in mehrfacher Hinsicht etwas Besonderes: Auffallend ist zunächst das kleine, sehr handliche Format (13,2 x 20,1 cm). Zudem wird der Leser*in durch ein farblich stimmungsvolles Cover, das ein fotografierendes Mädchen, zwei Biber und eine hügelige Flusslandschaft zeigt, besonders angesprochen. Zusätzlich fällt ein großer, roter Aufkleber auf der Titelseite mit der Aufschrift „super lesbar“ ins Auge. Damit ist laut Verlag gemeint: „Jedes Kind soll genau die Bücher lesen können, für die es sich interessiert. Egal wie gut es lesen kann und wie alt es ist. Die super lesbaren Bücher bieten genau das: leichte, altersgerechte Leseabenteuer. Sie sind besonders lesefreundlich gestaltet und helfen Kindern individuelle Lesewiderstände zu überwinden.“ 1) Gerade das lesefreundliche Layout mit vielen Absätzen, die den Text in überschaubare Abschnitte gliedern, vermittelt einen sehr positiven Eindruck und wird für die jungen Leser*innen eine große Hilfe sein.

Das Buch hat 12 Kapitel, die noch einmal in kleinere „Einheiten“ unterteilt sind, gekennzeichnet mit einem mittig gesetzten Sternchen. Der untere Seitenrand ist mit einer schmalen Illustration geschmückt, die eine Flusslandschaft zeigt und sich über alle Doppelseiten des Buches erstreckt. Weitere Bilder gibt es nicht. Die Seitenzahlen befinden sich jeweils rechts und links oberhalb dieser Illustration.

Als eine Art Vorwort ist dem ersten Kapitel „Das Lied des Flusses“ vorangestellt. Es beschreibt in wenigen Zeilen im Wesentlichen die Gefühlswelt der Protagonistin Cari, die diese Geschichte erzählt und im Laufe der Ereignisse immer wieder Bezug darauf nimmt. Die Themen, denen sich die Autorin in diesem Buch widmet, sind für Kinder und Jugendliche hochaktuell und von großem Interesse. Es geht um unterschiedliche Positionen zum Naturschutz, die Bedrohung durch Klimaveränderungen und Umweltzerstörung.

Cari, vermutlich 11 oder 12 Jahre alt, beschreibt ihr neues Leben auf dem Land nach dem jähen Unfalltod ihres Vaters, der von Beruf Fotograf war. Sie kann sich nur schwer im neuen Landhaus nahe eines Flusses eingewöhnen. Zu groß ist noch die Trauer, und alles Gewohnte hat sie verloren: Die gemütliche Stadtwohnung, die Freunde, die Schule. Sie spürt eine große Wut im Bauch, die sich auch gegen ihre Mutter richtet, die mit ihrem Café und der damit verbundenen Arbeit glücklich ist. Dazu kommen die Angst vor der neuen Schule und den neuen Klassenkameraden. Cari fühlt sich einsam. Sie lässt die Leser*innen intensiv an ihrer Gefühlswelt teilhaben. Da viele Jugendliche ähnliche Gefühle kennen, können sie sich gut damit identifizieren.

Mit der Bedrohung durch die Überschwemmung und den vorübergehenden Verlust des Hauses, dem Gefühl, alles verloren zu haben, bekommt die Geschichte jedoch noch einen anderen Tenor und langsam baut sich eine Spannung auf, die einen ersten Höhepunkt nach der Überflutung erreicht: Hier stellt sich die Frage, ob Cari und ihre Mutter vor den Naturgewalten kapitulieren oder ob es einen Ausweg für sie gibt. Zeitgleich ist ein Schlüsselerlebnis für Cari von großer Bedeutung: Sie, die von ihrem Vater schon alles übers Fotografieren gelernt hat, nimmt seine Fotoausrüstung in Gebrauch und entdeckt ihre Leidenschaft für die Fotografie. Und damit ändert sich ihr Blick auf die Ereignisse und ihre Umgebung.

Lukas und Jenny, die beide im nahen Naturschutzgebiet arbeiten, klären Cari und ihre Mutter über die Lebensweise der Biber, deren positive Auswirkungen auf die Natur und die Fließgeschwindigkeit des Flusses auf. Aber es gibt ein großes Problem: Die Ansiedlung der Biber wird von vielen Leuten abgelehnt, deshalb wird es eine Dorfversammlung geben, um darüber zu diskutieren. Cari beschließt, mutig zu sein, für ihren Vater und um den Traum ihrer Mutter vom Café zu retten. „Es kann nicht rückwärtsgehen. Nur vorwärts.“ (S. 53) Cari will sich für die Ansiedlung der Biber einsetzen. Damit wird die Spannung um den Ausgang der Geschichte noch einmal stark erhöht.

Die Autorin wird dem Anspruch, die Leselust von Kindern und Jugendlichen zu fördern, in hohem Maße gerecht: Sie bietet ihren Lesern*innen nicht nur eine spannend erzählte Geschichte, sondern liefert auch grundlegende Informationen über das Leben von Bibern, über die Möglichkeiten ihrer Wiederansiedlung und daraus entstehender Vorteile für die Natur. Dabei spart sie die aktuelle, kontroverse Diskussion um Nutzen oder Schaden durch die Biber nicht aus. Sie konfrontiert die jugendlichen Leser hart mit dem realistischen Zustand unserer Umwelt, aber sie zeigt dabei sehr viel Einfühlungsvermögen und macht deutlich, dass es lohnenswert ist, sich aktiv für Veränderungen einzusetzen.

1) Information des Beltz Verlages: Abrufbar unter www.superlesbar.de

Anmerkung

In der Reihe „super lesbar“ gibt es mittlerweile eine große Anzahl von Titeln, für die ein Lesealter von 11, 12 oder 13 Jahren angegeben wird.