Das hier ist doch kein Dschungel

Autor*in
Isern, Susanna
ISBN
978-3-8337-4041-1
Übersetzer*in
Loew, Renate
Ori. Sprache
Katalanisch
Illustrator*in
Bonilla, Rocio
Seitenanzahl
40
Verlag
Gattung
BilderbuchBuch (gebunden)Sachliteratur
Ort
Hamburg
Jahr
2020
Lesealter
4-5 Jahre6-7 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
14,00 €
Bewertung
eingeschränkt empfehlenswert

Teaser

Die kleine Paula sagt zu gerne „Nein!“. Zum Aufräumen ist sie nicht zu bewegen, ihre Mama mahnt, dass es in ihrem Zimmer bald wie in einem Dschungel aussehen wird. In der Nacht geschieht dann Unfassbares: Wilde Tiere besetzen die Wohnung und sorgen für ein großes Durcheinander in sämtlichen Räumen. Als dem Mädchen ein Schwanz zu wachsen beginnt und das Haus der Familie zwischen Dschungelpflanzen verschwindet, ist Paula verzweifelt. Nun beschließt sie mit dem Aufräumen zu beginnen.

Beurteilungstext

„Das hier ist doch kein Dschungel!“, so lautet der Titel des Bilderbuchs und mit diesen Worten endet auch Paulas Geschichte. Das Mädchen erlebt eine Nacht voller Angst und Schrecken; nur die Erkenntnis, dass Ordnung und Aufräumen nötig sind, hilft ihr daraus heraus und bringt am Ende die Erleichterung.

Es ist schon schlimm genug, dass wilde Tiere wie Bären, Schlangen, Löwen und Affen in der Wohnung so viel verwüsten und in der Küche alle Vorräte verschlingen. Als Paula in ihrer großen Not ihre Eltern nicht finden kann und auf der Suche nach ihnen auch noch das Haus verschwindet, wird sie gänzlich hilflos. „Erschrocken und verwirrt“ will das Mädchen sich in Sicherheit bringen, „verzweifelt“ will sie „diesen Alptraum hinter sich lassen“. „Und dann bemerkte sie etwas Schreckliches. Ein haariger Schwanz wuchs ganz unten aus ihrem Rücken heraus.“
Das Verlassenheitsgefühl, die Ängste und der Wunsch nach dem normalen Leben bringen Paula zum Handeln. Sie beginnt nun ihre herumliegenden Sachen aufzusammeln und in Kisten zu packen. Ja, sie putzt sich sogar die Zähne, nimmt ein „entspannendes“ Bad und fällt endlich müde in einen tiefen Schlaf. Als sie am nächsten Morgen aufwacht, sind nicht nur die Tiere und die Schlingpflanzen verschwunden. Zum Glück fehlt ihr jetzt auch der Affenschwanz. Erleichtert springt Paula in die Luft, nun will sie zuerst einmal das ganze Durcheinander in ihrem Zimmer aufräumen – noch vor dem Frühstück!

Oh je, was hat sich die Autorin da ausgedacht! Ihre Erzählung kann Kindern Angst machen, zumal nicht deutlich wird, dass es sich bei Paulas Abenteuer um einen Traum handelt. Will Susanna Isern wirklich den Kindern diese warnenden Botschaften vermitteln, die ich da heraushöre? (Oh, dein Verhalten wird böse enden! Pass nur auf, dass dir nicht ein Affenschwänzchen wächst!) Mir kommen beim Lesen dieses Buches die Kinder der Struwwelpeter-Geschichten in den Sinn: Paulinchen, die so gerne mit dem Feuer spielt und dabei umkommt, oder der Zappel-Philipp, der unter der Tischdecke verschwindet.

Die Zeiten für solch moralisierende Geschichten sollten doch wohl vorbei sein. Es gehört ja zu einer normalen Persönlichkeitsentwicklung dazu, dass Kinder das „Nein“ entdecken und lernen für ihr Zimmer die Verantwortung zu übernehmen. Dabei benötigen sie gewiss aber keine Angst machenden Geschichten, sondern eine verständnisvolle Begleitung und möglicherweise die Unterstützung der Erwachsenen.

Zum Glück nehmen Rocio Bonillas Illustrationen der Erzählung etwas von dem Schrecken. In warmen Farbtönen und mit zartem Strich werden episodenhaft die Erlebnisse von Paula erzählt. Die Tierfiguren sind meist wenig bedrohlich: Bären mit Lippenstift und Stöckelschuhen, ein Nilpferd mit Hütchen in der Badewanne, Wildschwein und Gorilla in einem Haufen von Lebensmitteln vor der geöffneten Kühlschranktür. Das alles gibt eher Anlass zum Schmunzeln. Auch der Dschungel ist hell und voller phantasievoller Tiergestalten und Pflanzen. Am Ende hüpft ein fröhliches kleines Mädchen auf seinem Bett herum, erleichtert und tatkräftig. Wenn bloß in dieser Geschichte nicht der haarige Affenschwanz wäre!

Erwachsene können sich mit Kindern im Vorschulalter dieses Buch gerne anschauen und werden ihren Spaß an der Horde der wilden Tiere in Paulas Wohnung haben. Sie sollten die Geschichte aber kommentieren und darauf hinweisen, dass so ein Quatsch in der Realität niemals stattfinden wird, auch beim allergrößten Chaos nicht. Das gemeinsame Lachen über die verrückte Idee mit dem Affenschwanz wird der Geschichte den Schrecken nehmen können.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von htd; Landesstelle: Niedersachsen.
Veröffentlicht am 04.09.2020

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