Das heimliche Mädchen und der Dancing Boy

Autor*in
Braig, Maria
ISBN
978-3-7450-6054-6
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
300
Verlag
Verlag 3.0
Gattung
Erzählung/RomanTaschenbuch
Ort
Osnabrück
Jahr
2017
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
13,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Bis zum plötzlichen Tod des Vaters führt die 13-jährige Shirin aus Afghanistan ein recht angenehmes Leben. Dann aber muss sie - da ihre Familie nun ohne ein männliches Familienmitglied lebt - als Bacha Posh (Teejunge) arbeiten. Dies geht nur, wenn sie in die Rolle eines Jungen schlüpft. Aus Shirin wird Shahin. Die Möglichkeiten und Erfahrungen eines Jungen öffnen ihr ganz neue Perspektiven. Das kann nicht problemlos bleiben für ihre Zukunft als Mädchen und Frau.

Beurteilungstext

Shirin geht gerne in die Schule, sie lernt mit Erfolg und erlaubt sich einige Zukunftspläne, obwohl sie ein Mädchen ist. Die Eltern sind aufgeschlossen, aber in der dörflichen Gesellschaft sind ihre Möglichkeiten beschränkt.

Dieses doch recht angenehme Leben endet jäh nach dem Tod des Vaters, denn ein "Frauenhaushalt" kann nicht alleine existieren. Die Möglichkeiten, die Sharins Mutter hat, sind extrem beschränkt. So wird eine Story für die Nachbarschaft kreiert, aus Sharin wird Shanin, aus einer ehrgeizigen Schülerin ein Teejunge. Die Welt der Jungen bietet neben den räumlichen Freiheiten aber auch Gefahren. Aber Shahin lernt schnell.

In Afghanistan gibt es einige Mädchen, die bis zur Pubertät als Junge (Bacha Posh) leben müssen, denn eine Familie ohne Jungen schadet dem Ansehen des Vaters. Auch Missbrauch von Jungen wird in dieser tabubeladenen Gesellschaft mit dem Mäntelchen der Legalität (Bacha Bazi = Tanzjunge) zugedeckt. Die menschenverachtende Respektlosigkeit und die Machtlosigkeit derjenigen, die etwas anders denken, machen sprachlos.

Können diese missbrauchten Kinder aber in der Pubertät schadenfrei zurück in die Rolle, die die Gesellschaft ihnen vorschreibt? Und wird eine solche Jugend mit ihren Folgen hier bei uns als Asylgrund anerkannt? Leider wird die Geschichte der vielen unterdrückten Kinder in der Realität nicht so enden wie die der Protagonisten.

Marie Braig erzählt sehr anschaulich und engagiert eine interessante, informative Geschichte mit einer starken Protagonistin über ein Land, in dem Mädchen und Frauen keine Rechte haben und sich Männer einiges an Rechten herausnehmen und dieses Verhalten legalisieren. Das war aber nicht immer so, wie ein kleiner Exkurs zu Maries Großeltern zeigt.

Die Geschichte regt an, sich intensiver mit der Geschichte des Landes und der Rolle der Bacha Posh sowie der Bacha Bazi zu beschäftigen.
Fazit: Eine lesenswerte Geschichte, die vielleicht auch den Blick auf die Menschen ändert, die bei uns Asyl suchen.

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Diese Rezension wurde verfasst von Fee; Landesstelle: Niedersachsen.
Veröffentlicht am 31.12.2017

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