Das Geschenk

Autor*in
Yamada, Kobi
ISBN
978-3-98585-054-9
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Lirius, Adelina
Seitenanzahl
44
Verlag
Adrian
Gattung
BilderbuchBuch (gebunden)
Ort
Berlin
Jahr
2022
Lesealter
4-5 Jahre6-7 Jahre8-9 Jahre10-11 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Büchereididaktisches MaterialKlassenlektüreVorlesen
Preis
14,95 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Kobi Yamada entführt uns in seinem Bilderbuch „Das Geschenk“ in eine fiktive Welt, in welcher er anhand eines plötzlich auftauchenden Geschenks menschliche Verhaltensweisen wie Undankbarkeit, Egozentrismus und unersättliche Gier thematisiert. Letztendlich werden diese jedoch überwunden – wie und warum? Lies selbst! Eine sehr ästhetisch gestaltete Lektüre, die zur Identifikation und zum Nachdenken inspiriert.

Beurteilungstext

Eigentlich erzählt das Cover schon so ein bisschen die ganze Geschichte. Der Protagonist, der ausdrücklich als Kind bezeichnet wir, erlaubt eine breite Identifikationsdichte im kindlichen Leser*innenkreis. Gleichzeitig erfährt diese jedoch, durch den Verzicht auf einen Namen, einen Touch von Anonymität, der eine gewisse Distanz ermöglicht.
Auf einem Ast mit blauen Blättern sitzend, befindet sich vor dem Kind eine ebenfalls blaue Dose und in seiner Hand hält es ein blaues Bonbon gegen die Sonne – ein neuer Tag scheint anzubrechen. Damit ist bereits die Dreieckskonstellation dieses Werkes beschrieben, aus der heraus sich der rote Faden der Geschichte entspannt: ein Kind, ein Bonbon mit Dose und die Natur. Genaueres verrät uns das Vorsatzblatt, welches zwei Widmungen enthält. Die erste Widmung richtet sich an die eigenen Kinder des Autors mit dem Wunsch immerwährender Wärme und Dankbarkeit, die zweite an die Natur als „Fluss von Inspiration und Wunder“. Und Wunder spielen auch eine mächtige Rolle in der Geschichte, die mit dem typischen Erkennungsmerkmal eines Märchens „Es war einmal“ beginnt. Wir befinden uns folglich in einer fiktiven Welt, die ein harmonisches Zusammenspiel von Kind, häuslicher Umgebung und Natur mit ihrer vielfältigen Tier- und Pflanzenwelt kreiert. Eine heitere Fröhlichkeit entfaltet ihren einladenden Charakter und spiegelt sich im Gesicht des Protagonisten wider. Das Kind ist glücklich und nichts scheint ihm zu fehlen, bis es eines Tages aufwacht und eine blaue, wundersame und höchst anziehende Dose entdeckt. Neugierig öffnet das Kind den Deckel der Dose, in der sich ein zauberhaftes Bonbon befindet, das einen alles umfassenden Sternenschwarm entfaltet, der sich über die Buchseiten hinweg ausbreitet und das Kind in das besondere Empfinden einzigartiger Naturerlebnisse eintauchen lässt. Doch das wundersame Bonbon ist schnell aufgebraucht und hinterlässt einen gierigen Drang nach mehr, der sich im Laufe der Geschichte ins Unendliche steigert. Dieses herrliche Geschenk wird zur Geisel im Leben des Kindes, die seinen Charakter ins Finstere transformiert und die fröhliche Leichtigkeit und Unbeschwertheit mit einem Schlag wegwischt. Die Dose lässt sich nicht zu jeder Zeit öffnen und verwehrt damit den Zugriff ins Innere, den Griff zum begehrten Bonbon. In den magischen Bann der Dose gezogen, provoziert von deren Unzugänglichkeit, verschaffen sich unkontrollierbare Gefühle tiefer Unzufriedenheit und Wut sowie maßloser Zerstörungssucht Raum. Und hier erlaubt Kobi Yamada der Leser*in einen ehrlichen Blick in sich selbst. Wer kennt solche Situationen nicht? Situationen der Unfreiheit, weil bestimmte Wünsche und Begierden unerfüllt geblieben sind und diese damit den Blick auf die kleinen Dinge der Dankbarkeit verstellen. Gekonnt packt der Autor menschliche Charakterzüge in ein Märchen und schafft gleichzeitig durch die Anonymität des Kindes eine ausreichende Distanz, die es der Leser*in erlaubt, sich selbst darin wiederzuerkennen. Vielleicht bietet sich auch ein literarisches Gespräch an, in dem sensibel eigene Schwachstellen thematisiert werden können, um einen befreienden Perspektivwechsel zu vollziehen. Genau dieser Perspektivwechsel wird Realität als das Kind entscheidet, sich der Wunderdose zu entledigen, um deren unerträglichem Bann zu entkommen. Und damit ist die Wende in der Geschichte eingeleitet, denn dem Kind gelingt es das letzte Bonbon zu genießen ohne erneut in fesselnde Abhängigkeiten zu geraten. Vielmehr wird sein Herz mit tiefer Dankbarkeit erfüllt, welche ein Lächeln in sein Gesicht zaubert, das einen Neubeginn verheißt. Nahezu parabelhaft fasst Kobi Yamada die Botschaft des Buches mit folgenden abschließenden Worten zusammen: „Jeder Tag ist ein Geschenk […]. Es liegt an uns, zu genießen, zu schmecken, zu erleben.“
Diese wunderbare, tiefgreifende und zugleich herausfordernde Botschaft wird von Adelina Lirius in vorwiegend sanften Pastelltönen untermalt und in einer durchgängigen Bildtextparallelität in ihrer Wirkung gesteigert.
Insgesamt eine Lektüre zum Genießen, Verweilen und Nachsinnen, die sicherlich in vielfältigen Kontexten ihren Platz finden kann: zu Hause, aber auch in KITA und Schule zu Themen des Religions- und Ethikunterrichts sowie zu relevanten Inhalten einer Bildung für nachhaltige Entwicklung.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von Siglinde Spuller; Landesstelle: Sachsen-Anhalt.
Veröffentlicht am 31.03.2023

Weitere Rezensionen zu Büchern von Yamada, Kobi

Yamada, Kobi

Das Geschenk

Weiterlesen
Yamada, Kobi

Folge deinen Träumen: Wie du deinem Mut auf die Sprünge hilfst

Weiterlesen
Yamada, Kobi

Danke dir, Leben. Wie du in deinem Herzen mehr Freude spürst.

Weiterlesen
Yamada, Kobi

Erkennen

Weiterlesen
Yamada, Kobi; Yamada, Kobi; Gaiman, Neil

Das Buch, das auf deine Geschichten wartet

Weiterlesen
Yamada, Kobi; Hurst, Elise; Gaiman, Neil

Das Buch, das auf deine Geschichten wartet

Weiterlesen