Das alles ist Familie

Schlagwörter

• Familie
• Diversität

Teaser

Erstaunlich was für unterschiedliche Familienkonstellationen es gibt - alle zu entdecken im Meisenweg, wo Lars uns Lina wohnen, die sich auf die Suche machen, die Familien kennenzulernen.

Beurteilungstext

Lars und seine Mutter finden ein Päckchen vor ihrer Haustür - vom Regen ganz durchweicht, so dass die Adresse nicht mehr richtig zu erkennen ist. Sie entziffern nur noch "Familie" und "Meisenweg". Also macht Lars sich auf - denn seine Mutter ist beschäftigt - die Besitzer*innen zu finden. Gegenüber wohnt ein Mädchen namens Lina mit ihren Eltern, die sich gerade mal wieder streiten, aber das macht nichts, denn danach vertragen und küssen sie sich wieder - da kennt Lina sich aus. Die beiden Kinder machen sich nun gemeinsam auf den Weg, die Besitzer*innen des Päckchens zu finden. Welcher Familie mag es wohl gehören? Und was ist eigentlich eine Familie? Lina und Lars lernen sehr verschiedene Familienkonstellationen kennen: Sarah, die mit ihren zwei Müttern zusammen lebt, Paul, der in einer Patchwork-Familie lebt, die "internationale" Familie Perišić, das Mehrgenerationenhaus, in dem die Großeltern gerade sieben Enkelkinder hüten, Herr Schröder und Frau Terkowski, die nicht verheiratet sind und Zwillinge haben, eine Familie mit adoptiertem Kind oder Anna, die mit ihrem Vater allein lebt, da die Mutter bei einem Unfall gestorben ist. Leider erwartet niemand ein Päckchen und so öffnen sie es schließlich selbst. Darinnen ist ein Bilderrahmen mit einem Familienfoto: Der Vater, der genauso aussieht wie Lars nur erwachsen und die Mutter, die genauso aussieht wie Lina nur erwachsen mit zwei kleinen Kindern - und in dieser Offenheit mit Andeutungen endet die Geschichte. Die einzige Interpretation, die mir einfällt, ist, dass es sich um Lina und Lars als Erwachsene handelt, die eine Familie gegründet haben. Doch wie kann das sein? So richtig ergibt sich die Pointe für mich nicht.
Auch generell ist mir das Buch an vielen Stellen viel zu konstruiert. Allein die Dialoge sind an keiner Stelle authentisch. Alle begegnen sich mit "Hallo, ich heiße ... und wie heißt du?" Aus meiner Erfahrung sind Namen für Kinder im Grundschulalter sehr zweitranging. Dazu offenbaren alle nach dem ersten Kennenlernsatz ihre intimste Familiengeschichte, die ein fremdes Nachbarskind eigentlich nichts anzugehen hat: Trennung, Tod, Adoption, Heirat oder nicht - alles Dinge, die man nicht im zweiten Satz von sich gibt. Fast alle Kinder sind zudem im gleichen Alter von Lars, was ebenfalls unrealistisch scheint - Sachbuchlösungen wie bspw. "Alles Familie" (Maxeiner/Kuhl 2010) scheinen mir hier angemessener, um das Wissen zu transportieren, das auch dieses Buch offensichtlich beabsichtigt.
Am Ende werden alle Familien noch einmal portraitiert mit der Aufforderung, ein eigenes Familienfoto einzukleben. Das Buch hat insgesamt auch relativ viel Text, wobei viel wörtliche Rede genutzt wurde. Der Text ist auf weißen bzw. hellen Hintergrund gedruckt, der sich gut in die großflächigen Illustrationen einfügt. Diese sind mit Stift, Aquarell- und Guachetechnik auf das Bild gebracht und zeigen fast ausschließlich fröhliche Kinder verschiedener Hautfarben und körperlicher Gesundheit - so wird bspw. ein Kind der Patchwork-Familie im Rollstuhl gezeigt. Ansonsten handelt es sich aber um sehr bürgerliche Familien, die alle in einem großen Haus mit Garten wohnen - was wiederum an der Realität vieler Kinder vorbeigeht - ich würde es nur mit Einschränkungen empfehlen.