Crispin - Ein Leben vogelfrei
- Autor*in
- AVI,
- ISBN
- 978-3-551-58108-2
- Übersetzer*in
- Stoll, Cornelia
- Ori. Sprache
- Amerikanisch
- Illustrator*in
- –
- Seitenanzahl
- 256
- Verlag
- Carlsen
- Gattung
- –
- Ort
- Hamburg
- Jahr
- 2004
- Lesealter
- 12-13 Jahre14-15 Jahre
- Einsatzmöglichkeiten
- Bücherei
- Preis
- 13,50 €
- Bewertung
Schlagwörter
Teaser
Nach dem Tod seiner Mutter muss der 13jährige Crispin aus seinem Heimatdorf fliehen, denn der böse Vogt Aycliffe beschuldigt ihn des Diebstahls und erklärt ihn für vogelfrei. Hungrig und hilflos durch die Wälder irrend, trifft Crispin auf den Spielmann Bär, der sich um ihn kümmert. Doch hinter der anhaltenden Verfolgung durch den Vogt steckt viel mehr als mögliche Bestrafung und sowohl Bärs als auch Crispins Vergangenheit bringen die beiden in Lebensgefahr. Am Ende bewahrt das beherzte Eingreifen Crispins beide vor Folter und Hinrichtung.
Beurteilungstext
England 1377. Diese zeitliche wie örtliche Umgebung verspricht zunächst interessante historische Milieustudien, doch auch die Geschichte beginnt packend und dramatisch und fesselt vom ersten Satz an.
Doch dann beginnen erste Ungereimtheiten. Ähnlich einem Simplicissimus wird der junge Crispin als tumber Tor in eine fremde Welt gejagt, ohne Schulbildung, ohne Erfahrungen, ohne Wissen. Aber in seinen Erzählungen ist davon wenig zu bemerken, immer wieder glänzt er durch Kenntnisse von Begriffen und Dingen, die einfach nicht passen. Seinem späteren Freund Bär geht es nicht anders: Er verfügt über sprachliche Fähigkeiten und gedankliche Vorstellungen, die einem “normalen” Menschen des Hochmittelalters - und habe er auch eine Klosterschule hinter sich - durchaus fremd gewesen sein dürften. Jedenfalls passen so selbstbewusste religiöse Vorstellungen oder eine so frühe Formulierung der Menschen- und Bürgerrechte nur mühsam in die beschriebene Zeit.
Diese Kritik soll aber nicht die ansonsten meist stimmige atmosphärische Schilderung der mittelalterlichen Dörfer und Städte, ihrer Bewohner und deren Leben in Frage stellen. Hier gelingen dem Autor eindrucksvolle Bilder und eine - wie bereits gesagt - packende und dramatische Geschichte in einer sach- und zeitgerechten Sprache.
Im Nachhinein irritierend ist höchstens der Titel: Sollte man sich unter einem vogelfreien “Leben” nicht eine etwas längere Zeitspanne als etwa einen Monat vorstellen? Etwa diese Zeit beschreibt das Buch nämlich und packt hier hinein eine wirklich umfassende Wesensänderung des Titelhelden. Das waren noch Zeiten, als es so gelehrige Schüler gab...!