Checkpoint Europa: Flucht in ein neues Leben

Autor*in
Theisen, Manfred
ISBN
978-3-570-31076-2
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
284
Verlag
Gattung
Ort
München
Jahr
2016
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
8,99 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Basil, syrischer Flüchtling in Köln, kann seine Liebe zu dem Mädchen, das er auf der Flucht lieben gelernt hat, nicht vergessen. Er sucht nach Sahra, von der er über ein Jahr nichts gehört hat.

Beurteilungstext

Seit „Im Meer schwimmen Krokodile“ von Fabio Geda höre ich immer wieder von Journalisten, die die Geschichten von Flüchtlingen aufschreiben. So sah es am Anfang auch bei Checkpoint Europa aus: Der 17-jährige Basil aus Syrien als Ich-Erzähler und der Journalist Tobias, der sich an seine Fersen heftet und ein Buch über ihn schreiben will. Doch Checkpoint Europa ist ein Jugendroman, in dem sowohl Flüchtlinge als auch Journalisten Thema sind.

Basil verliert seine Eltern in Syrien im Krieg und muss sich nach Europa durchschlagen. Dabei trifft er auf Sarah und Khalil. Er verliebt sich in Sahra, ein syrisches Mädchen, das von seinem Vater mit 14 zwangsverheiratet wurde und vor Vater und Ehemann geflohen ist. Er verliert sie jedoch aus den Augen und landet in einem Flüchtlingsheim in Köln. Der sprachbegabte Basil geht zur Schule und hofft auf ein Stipendium für eine Ausbildung zum Fremdsprachenkorrespondenten. Khalil ist in Paris geblieben, Basil hofft darauf, von ihm etwas über Sahras Aufenthalt zu erfahren und überredet den Journalisten Tobias, mit ihm dort hinzufahren. Erst lehnt Tobias ab, doch der erfolglose Journalist hat Streit mit seiner Freundin und will erst mal weg von ihr. Tobias fährt Basil nach Paris, doch Khalil hat sich radikalisiert, Basil und Tobias entkommen nur knapp der brutalen Gewalt, die von seiner Gruppe ausgeht. Jetzt meldet sich Sahra aus Saarbrücken, Tobias fährt mit Basil dorthin, wo Basil erkennen muss, dass es für ihn mit Sahra keine Zukunft gibt. Das syrische Mädchen hat sich mit dem Sohn ihrer deutschen Gastfamilie zusammengetan. Basil macht sich daran, sich mit dem Stipendium seine eigene Zukunft aufzubauen. Und Basil, der sich zu diesem Roadmovie nur bereit erklärte, weil er Zoff mit seiner Freundin hatte, versöhnt sich wieder.

Die drei Flüchtlinge die Theisen darstellt, haben furchtbare Dinge erlebt, die in Basils Rückblicken ungeordnet auftauchen. Khalil wird roh, verbittert und radikal. Sahra ängstlich und überangepasst, und Basil klammert sich an die Erinnerung an sie, obwohl er über ein Jahr nichts von ihr gehört hat, denn Sahra hat eine neue Identität und ein neues Handy. Das Handy bedeutet Basil alles – Verbindung zu Schicksalsgenossen, von denen er getrennt wurde, Fotoalbum, Übersetzer, Gedenkstätte für seine Mutter, deren Leiche nie gefunden wurde, um ihre Vergangenheit nicht auszulöschen… Es ist leicht, sich mit Basil zu identifizieren, denn er ist in Homs nicht anders aufgewachsen als deutsche Jugendliche. In einer liberal gläubigen Familie, mit Fußball und Haustier und Bildung.
Basil, der Christ wurde, um sich von den radikalen islamischen Terroristen abzugrenzen. Basil, der neugierig ist auf Sprachen. Basil, der Gerechtigkeit im Heim anmahnt und ein großer Fan von Deutschland ist. „Die Deutschen formen ihr Land und zählen alles … Ordnung ist ihre Religion. Es ist eine gute Religion, denn ohne Ordnung herrscht nur Chaos“ heißt es auf Seite 7. Der Brutalität und dumpfen Deutschlandfeindlichkeit von Khalil und seinem Kumpel Jamal - „Dieser Deutsche ist ein Schisser, wie alle Deutschen. Wer lässt sich schon von einer Frau regieren?“ (S. 168) - fühlt sich Basil genau so hilflos ausgeliefert wie Tobias. Tobias wird zusammengeschlagen und nur deshalb nicht ausgeraubt, weil ein Imam eingreift. Er ist fassungslos gegenüber dieser Gewalttätigkeit.
Die Flüchtlinge in dem Buch Checkpoint Europa werden sehr unterschiedlich dargestellt, wer dieses Buch gelesen hat, wird nie wieder alle in einen Topf schmeißen.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von est; Landesstelle: Hamburg.
Veröffentlicht am 31.08.2016

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