Brüderchen und Schwesterchen

Autor*in
Grimm, Brüder
ISBN
978-3-480-22242-1
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Ovani, Germano
Seitenanzahl
32
Verlag
Gattung
Märchen/Fabel/Sage
Ort
Esslingen
Jahr
2008
Lesealter
4-5 Jahre6-7 Jahre8-9 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
15,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Teaser

Brüderchen und Schwesterchen fliehen vor der bösen Stiefmutter ind den Wald. Doch auch hier sind sie nicht sicher, denn diese Hexe hat die Quellen verhext, und als der Junge daraus trinkt, wird er in ein Reh verwandelt. Selbst vor dem Königsschloss macht die Heimtücke der Stiefmutter nicht Halt. Schwesterchen - inzwischen Königin - wird Opfer ihres Neids und ihrer Habgier; und nur die Allmacht der Liebe kann den Zauber bannen. Die Stiefmutter aber und ihre Tochter ereilt eine gerechte Strafe.

Beurteilungstext

Dieses Märchen, so steht es im Vortitelblatt, wurde unverändert der Gesamtausgabe der Grimmschen Kinder- und Hausmärchen von 1857 entnommen. Entsprechend grausam ist die Handlung. Nichts wird entschärft oder beschönigt. Es wird erzählt, wie die Geschwister von der bösen Stiefmutter ständig geschlagen und misshandelt werden, sodass sie sich in einen großen Wald flüchten. Und weiter, wie durch deren heimtückische Zauberkraft das Brüderchen in ein Reh verwandelt wird, und wie die alte Hexe hofft, dass Schwesterchen von den wilden Tieren zerrissen und Brüderchen von den Jägern totgeschossen werden möge. Das alles wird ganz und gar realistisch geschildert. Damit aber nicht genug: Die rachsüchtige Stiefmutter und deren missgünstige Tochter verschaffen sich Zugang zum Schloss, wo inzwischen das Schwesterchen zusammen mit ihrem Rehlein als Königin lebt, und eben ein "schönes Knäblein zur Welt gebracht hatte". Die beiden, als Kammerfrauen verkleidet, überreden die junge Königin zu einem Bad und entfachen in der Badestube ein "rechtes Höllenfeuer", sodass ihr Opfer erstickt. Dass die beiden Übeltäterinnen entlarvt werden und vom König ihre gerechte Strafe erhalten, versteht sich in einem Grimmschen Märchen von selbst. Entsprechen drastisch fällt auch die Strafe aus. Also keine Lektüre für zarte Gemüter, sollte man denken. Immerhin lenkt die Ästhetik der Illustration etwas vom grausamen Inhalt des Märchens ab. Sie ist geradezu opulent und von einer ungeheuren Dynamik und erinnert des öfteren an den englischen Jugendstilkünstler Beardsley. Lichtjahre entfernt von den manchmal etwas beschaulichen, idyllisch-romantischen Illustrationen eines Ludwig Richters, dessen Bilder häufig in alten Märchenbüchern zu finden sind. Glücklicherweise auch Lichtjahre entfernt von Illustrationen im Walt-Disney-Stil, wie sie neuerdings in Märchenbüchern aus dem Kaufhaus auftauchen. Im vorliegenden Buch wuchert eine üppige Vegetation über die Seiten und exotische Vögel bevölkern den deutschen Wald. Da wechseln sich naturalistische Szenen mit fantastischen ab, und einmal findet sich sogar ein fast religiöses Motiv, nämlich als die Königin wie eine "Maria del Amparo" mit ihrem nachtblauen Schutzmantel am Kopfende des Kinderbettchens steht. Allerdings entdeckt man auch immer wieder ganz skurrile Details: Ein Rehgeweih wirkt wie die Verästelung eines Baums, auf dem sich Eichhörnchen tummeln. Oder der Jagdfalke des Königs trägt das Visier einer Ritterrüstung. Und merkwürdigerweise taucht aus dem Blättergewirr eines Baumes ein Dachs auf. Die Farben sind eher gedeckt, und nur einmal gibt es, fast einer Explosion gleichend, ein geradezu knalliges Rot. Es ist der fast über eine ganze Buchseite wallende hermelinbesetzte Hochzeitsmantel der jungen Königin. Die Hochzeit - ein kurzer Höhepunkt in der Mitte des Märchens, bevor sich das Unheil anbahnt, wobei die Farben in ein düsteres Grau wechseln.
Dieses zauberhafte Bilderbuch ist ein kleines Kunstwerk, auch wenn es vielleicht - die Illustrationen betreffend - nicht jedermanns Geschmack befriedigt.

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Diese Rezension wurde verfasst von bifi.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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