Böser Bruder, toter Bruder

Autor*in
Dhami, Narinder
ISBN
978-3-473-35332-3
Übersetzer*in
Winter, Kerstin
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
234
Verlag
Ravensburger
Gattung
Ort
Ravensburg
Jahr
2011
Lesealter
14-15 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
12,95 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Mia und ihr Zwillingsbruder Jamie wachsen mit einer manisch-depressiven Mutter auf. Nach dem Tod ihres Opas müssen die beiden - nun auf sich selbst gestellt - mit den Eskapaden ihrer Mutter und allen daraus resultierenden Problemen allein fertig werden. Darüber entfremden sich die Geschwister so sehr, dass Mia, von der Angst übermannt wird, ihr Bruder könne sich hinter der Maske des Amokläufers, der in ihre Schule einbricht, verstecken.

Beurteilungstext

Ein normales, unnormales Mädchen.
In ihrem neuen Roman zeichnet Narinder Dhami die Wahrnehmung und Entwicklung eines psychisch kranken Mädchens nach: Eben noch von den Problemen, die die Erkrankung der Mutter mit sich bringen, überfordert, muss sich die Protagonistin nun der Gewissheit stellen, unter einer multiplen Persönlichkeitsstörung zu leiden.
Das Buch hat drei Teile, die in neunzehn Kapitel eingebettet sind. Während zwei Handlungsebenen durch sich abwechselnde Kapitel miteinander verflochten sind, rahmt eine dritte die Erzählung ein. Die beiden parallel verlaufenden Erzählstränge behandeln einerseits Mias Versuch, den Amokläufer zu stellen - in "Echtzeit" - , andererseits bilden sie Rückblicke in die Kindheit und familiäre Situation des Mädchens ab. Die dritte Ebene, auf die bereits ein kurzer Prolog verweist, lässt den Leser Zeuge der Gespräche Mias mit ihrer Therapeutin werden. Diese führen das Mädchen behutsam zu der Erkenntnis - und somit zum überraschenden Ende des Romans -, dass ihr Bruder Produkt ihrer eigenen Persönlichkeitsspaltung ist. Tatsächlich war er bereits bei der Geburt gestorben und hatte deshalb lediglich in Mias Phantasie existiert.
In interessanter Weise vermischt die Erzählung aktuelle Themen - wie psychische Störungen, Gewalt an Schulen, Mobbing, alleinerziehende Elternteile, Freundschaft, Amoklauf, Ausgrenzung, Tod eines Familienmitgliedes etc. - und Erfahrungshorizonte, die die Lebenswelt von jugendlichen Lesern prägen.
In der Ausnahmesituation, der sich das Mädchen während des Amoklaufes ausgesetzt sieht, muss es beweisen, dass es auch ohne fremde Hilfe in der Lage ist, sich einer schwierigen, schier aussichtslosen Situation zu stellen. Bislang hatte sie sich immer auf ihren Zwillingsbruder verlassen können. Die Ich-Perspektive lässt den Leser an Mias irritierender Gefühlswelt teilhaben. In eindringlicher Weise werden die Gedanken der Hauptfigur offenbart. Immer wieder betont das Mädchen, das Gefühl zu haben, nichts wert zu sein und erst etwas Besonderes leisten zu müssen, um in den Augen seiner Familie und Freunde Anerkennung und Achtung finden zu können. Es wird besonders betont, wie wichtig es der Protagonistin ist, den Respekt ihres Bruders zu gewinnen. Diese prägnante Innensicht der Hauptfigur bietet vor allem jungen Leserinnen vielfältige Möglichkeiten der Identifikation.
Trotz einiger Ungereimtheiten in der Handlung und der eher seichten Hobbypsychologie der Autorin, die jedoch möglicherweise der Zielgruppe der Heranwachsenden geschuldet ist, zeichnet sich der Roman durch seine schnelle, ungewöhnliche und spannende Erzählweise aus. Diese passt sich den Rezeptionsgewohnheiten der jungen Leser in unserer heutigen rasanten Medienwelt in besonderer Weise an.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von SoWie.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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