Blutrote Lilien

Schlagwörter

• Familie
• Freundschaft
• Historisches

Teaser

Im Jahr 1609 kommt Charlotte de Montmorency an den Pariser Königshof. Sie ist gespannt auf das Leben am Hof und sieht aufgeregt ihrer Hochzeit mit dem Marquis de Bassompierre entgegen. Schnell merkt sie, dass sich am Hof zwei Fronten gegenüberstehen und sie nicht jedem Menschen trauen kann. Auch der Verlobte präsentiert sich nicht mehr als der charmante Mann, den sie vorher kennengelernt hat. Mit Selbstbewusstsein trifft sie ihre eigene Entscheidung.

Beurteilungstext

"War es wirklich das, worauf es ausschließlich ankam, dass ich den Kopf oben hielt und den Rücken durchdrückte, während ich lächelte und versuchte, nicht über meine Füße zu stolpern? Es erschien mir nicht viel und ich fragte mich, wozu der liebe Gott mir meinen Verstand gegeben hatte, wenn ich ihn gar nicht benutzen sollte?"
Kathleen Weise verknüpft die realen Personen des 17. Jahrhunderts mit einer Erzählung, die auf wahren Begebenheiten beruht. Die Hauptperson Charlotte de Montmorency kommt als 15-jähriges Mädchen an den französischen Hof nach Paris, um dort den wesentlich älteren Marquis de Bossompierre zu heiraten. Sie freut sich auf das Leben am Hof, das sie sich schillernd ausmalt. Ernüchterung bringt schon das erste Zusammentreffen mit ihrem Bruder und ihrem Vater. Der Bruder wirkt ernst und möchte sie bevormunden, außerdem scheinen er und sein Vater uneins zu sein. Dieses Verhalten ist ihr von ihren Familienmitgliedern bis dahin nicht bekannt. Als sie dann auch noch ihren Verlobten in flagranti erwischt und von allen als ‚dummes Ding' dargestellt wird, verweigert sie eine Ehe mit ihm einzugehen.
Hier wendet sich das Geschehen: An die Stelle der anfänglich naiv wirkenden Charlotte tritt eine Person, die sich selbstbewusst zeigt und ihr Leben nicht von anderen Menschen bestimmen lassen möchte. Während es im ersten Kapitel noch so scheint, als wenn Charlotte ihrem neuen Leben mit einer rosaroten Brille entgegenblickt, wird schnell klar, dass sie als Mädchen vom Lande fernab von Zwängen aufgewachsen ist. Dieses erfrischende und offene Verhalten ist am Hof keineswegs erwünscht, doch das Mädchen sich den Erwartungen nicht unterordnen möchte.
Der Religionskrieg zwischen Katholiken und Protestanten spaltet den Hof. Ein Konflikt, der in Charlottes Augen bisher gar nicht existiert hat, überrollt sie, da sie nun entscheiden muss, wer von den Menschen um sie herum der 'Gute' und wer der 'Böse' ist. Warnungen anderer Menschen machen ihr klar, dass ihr Handeln Konsequenzen für ihre Familie haben kann. Insbesondere die mächtige Rolle des Königs und der Königin, um deren Gunst sich die Handelnden intensiv bemühen, wird verdeutlicht.
Eingeleitet wird der Roman mit einem kurzen Epilog, der es dem Leser ermöglicht, die Handlung in einen historischen Kontext zu setzten. Das Geschehen ist in 22 Kapitel aufgeteilt, erzählt wird von Charlotte in einer einfachen Sprache und in der Ich-Perspektive. Dies lässt den Leser an den Gedanken und Gefühlen der Protagonistin, wie Fremdheit und Enttäuschung, teilhaben. Eine Liste der handelnden Personen und deren Funktion am Ende des Buches ist eine Hilfe, um die einzelnen französischen Namen einzuordnen und eine Beziehung zwischen ihnen herstellen zu können. Empfehlenswert ist dieses Buch für Leser ab 14 Jahren, insbesondere Mädchen werden sich von den Inhalten angesprochen fühlen.