Bleibt Oma jetzt für immer?
- Autor*in
- Stohner, Friedbert
- ISBN
- 978-3-423-64096-1
- Übersetzer*in
- Müller, Thomas
- Ori. Sprache
- –
- Illustrator*in
- –
- Seitenanzahl
- 229
- Verlag
- dtv
- Gattung
- Buch (gebunden)Erzählung/Roman
- Ort
- München
- Jahr
- 2022
- Lesealter
- 8-9 Jahre10-11 Jahre
- Einsatzmöglichkeiten
- BüchereiFreizeitlektüre
- Preis
- 15,50 €
- Bewertung
Schlagwörter
Teaser
„Bleibt Oma jetzt für immer?“ – diese Frage stellt zu Beginn des Kinderromans der kleine Bruder Anton der Ich-Erzählerin Klara. Die Großmutter hat sich den Fuß gebrochen und ist deshalb zunächst für unbestimmte Zeit zu der Familie ihres Sohnes, Klaras und Antons Vater, gezogen. Doch nun wird langsam die fortschreitende Demenzerkrankung der Oma sichtbar. Ein sensibel erzählter Roman aus kindlicher Sicht zu den Themen Alter, Krankheit, Verfall und Tod, die uns alle angehen und betreffen.
Beurteilungstext
Die erzählte Zeit des Kinderromans bezieht sich auf ein Jahr, in dem der geistige Verfall von Klaras und Antons Großmutter rasant voranschreitet. Zunächst beobachtet Klara einige latent seltsame Merkmale an ihrer Oma, wenn sie z.B. auf Socken auf die Straße läuft, weil sie ihre Schuhe vergessen hat. Aber die Belastung für die Familie spitzt sich im Folgenden deutlich zu, wobei die Eltern erstaunlich geduldig im Umgang mit der Demenzkranken dargestellt sind. Klara erscheint ihre Oma oft wie ein „verschrecktes Eichhörnchen“:
„In der Schule schauen manche so, wenn sie was gefragt werden und nicht kapieren, dass sie gemeint sind. Wenn mir das passiert, ist es mir oberpeinlich, und hinterher denk ich jedes Mal, hoffentlich hab ich jetzt nicht so dämlich ausgesehen wie die anderen immer. Frau Hütlein, unserer Klassenlehrerin in der Grundschule, hat den Blick, mit dem man dann in die Gegend schaut, den verschreckten Eichhörnchenblick genannt.“ (S. 21-22)
So bindet sich die Narration und somit die Darstellung der Verfallsgeschichte der Großmutter konsequent an den kindlichen Blick. Ebendiese Wahrnehmung wird durch die Illustrationen von Thomas Müller treffend eingefangen, gerade auch der „Eichhörnchenblick“. Die Belastung der Eltern lässt sich nur erahnen. Auffällig ist, dass sie an keiner Stelle total überfordert reagieren, was in der Realität wohl kaum vorstellbar ist. Denn die Demenz der Oma schreitet ungewöhnlich schnell voran. So diagnostiziert es die Ärztin, die der Vater hinzuzieht. Dennoch überlegen sie offenbar nicht, einen Pflegedienst hinzuzuziehen oder die Oma gar ins Heim zu geben, nicht, als die alte Dame wegläuft und auch nicht, als sie immer und immer wieder ins Krankenhaus muss. Sie stellen sich der Situation und meistern diese mit Bravour – ebendas kann als Kritikpunkt an der Darstellung geltend gemacht werden, denn eine Familie, die so unbelastet mit der Betreuung einer Demenzkranken umgeht, ist kaum vorstellbar (bzw. diejenigen, die das so nicht schaffen, könnten ein schlechtes Gewissen bekommen). Davon abgesehen handelt es sich um einen wichtigen und starken Kinderroman, sprachlich schnörkellos und klar erzählt, der keine Tabus kennt und ein schwieriges Thema anfasst, das uns alle betrifft. Die Geschichte endet mit dem Tod der Großmutter und erzählt somit von Trauer und Abschied. Ein wichtiger Kinderroman, der vor diesem Hintergrund als „sehr empfehlenswert“ zu deklarieren ist.