Blätterrauschen

Schlagwörter

• Freundschaft
• Zukunft

Teaser

Ein paar Jugendliche treffen sich im Hinterzimmer einer Buchhandlung zum Leseclub. Doch diesmal ist alles anders: Alle Geräusche scheinen zu verstummen, die Zeit scheint still zu stehen, und es scheint, als ob jemand im Zimmer ist, aber da ist niemand zu sehen. Es ist tatsächlich etwas Ungewöhnliches in Gange, und die drei Jugendlichen geraten in ein Abenteuer in einer fernen Zukunft.

Beurteilungstext

Oliver, Rosa und Iris sind Außenseiter, aber sie kommen miteinander auch nicht besonders gut aus. Wir treffen hier also auf die typischen Helden fantastischer Romane, die Beschädigungen aufweisen und die in fantastischen Welten lernen, ihre Unsicherheiten zu überwinden und Selbstbewusstsein zu entwickeln.
Doch die versierte Erzählerin Holly-Jane Rahlens macht aus diesem auf den ersten Blick vorhersagbaren Plot eine spannende und auch humorvolle Erzählung.
Obwohl die Buchhändlerin Cornelia versucht, die Jugendlichen vor dem Kontakt mit der zukünftigen Welt zu schützen (aus der sie selber stammt, wie sich später herausstellt), werden die drei dorthin entführt. Dabei lernen sie den gleichaltrigen Colin kennen, der anfangs denkt, er befände sich in einem Computerspiel, als er auf die drei trifft. Gemeinsam versuchen sie, in einer merkwürdigen Verstrickung und Verflechtung verschiedener Interessen und Intrigen herauszufinden, was das Ziel derer ist, die sie in die Zukunft gebracht haben, und wer lautere und wer unlautere Motive hat.
Zentral ist dabei das Interesse einiger Wissenschaftler und Politiker, in der Zukunft bestimmte Aspekte der Zeitreisen zu erforschen, die sie an sich nicht erforschen können. Doch stimmt es, dass dies keine negativen Folgen für die Jugendlichen haben wird? Und was hat es mit dem Konflikt zwischen den „Woodys“, abgeschieden und technologierfern lebenden „Aussteigern“, und den in hochtechnologisch strukturierten Zentren lebenden Menschen auf sich?
Die Handlung entfaltet sich wie Matrjoschkas: Immer wieder finden wir, wenn wir eine Wahrheit verstanden zu haben glauben, eine neue Möglichkeit vor. Am Ende, das ist vielleicht ein bisschen unbefriedigend gelöst, verschwimmen alle Wahrheiten fast zur Unwichtigkeit, und die Jugendlichen kehren zurück in ihr Hinterzimmer und haben alles vergessen. Fast alles: ihr Verhältnis ist besser, entspannter, und sie tragen Ahnungen mit sich, Erinnerungen in Gefühlen gespeichert, von denen sie nicht wissen, woher sie kommen. Und dann ist da noch die Unterschrift von Colin auf Rosas Handprothese und die Iris in Iris‘ Tasche!
Im Unterschied zu vielen fantastischen Romanen sind die Protagonisten psychologisch glaubwürdig dargestellt. Sie entwickeln sich langsam, und alle Unsicherheiten und Ambivalenzen sind vielschichtig und nachvollziehbar. Man ist ein bisschen an Cornelia Funkes Tintenherz-Trilogie erinnert, auch durch den Namen „Mo“, den eine der Zukunftsfiguren trägt, doch insgesamt ist dies ein sehr viel leiseres und unspektakuläres Buch als die Trilogie von Funke.
Die US-Amerikanerin Holly-Jane Rahlens lebt in Berlin und schreibt auf Englisch, allerdings ist dieses Buch (noch) nicht auf Englisch erschienen. 2003 wurde sie für „Prinz William, Maximilian Minsky und ich“ mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichnet.