Bilderbuch-Brunnen

Autor*in
Schroeder, Binette
ISBN
978-3-314-10502-9
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Schroeder, Binette
Seitenanzahl
324
Verlag
Nord-Süd
Gattung
BilderbuchBuch (gebunden)Sachliteratur
Ort
Gossau
Jahr
2019
Lesealter
4-5 Jahre6-7 Jahre8-9 Jahre10-11 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
35,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Teaser

Welch ein opulentes Geburtstagsgeschenk zum 80! Eine Gesamtausgabe ihrer Bilderbücher. Das war noch keinem ihrer KollegInnen gegönnt. Und keinem wurde für seinen Vorlass ein eigener Ausstellungsraum in der berühmten Internationalen Jugendbibliothek (ijb) eingeräumt.

Beurteilungstext

Der Sammelband enthält laut Angabe auf dem Rückentitel "sämtliche Bilderbücher" einschließlich dem letzten "Der Zauberling" (2014); es fehlen jedoch einige, wenn man das Werkverzeichnis des Lexikons für Illustration zu Rate zieht; u.a. die beiden zu Texten von Michael Ende und der "Münchhausen". Mag sein, dass man sie wegen des größeren Textanteils weggelassen hat. Ihr Hausverlag Nord-Süd hat einen Prachtband vorgelegt was Druckqualität und Ausstattung betrifft. Die Leiterin der ijb Christiane Raabe widmet der Künstlerin eine knappe Hommage.
Es ist nicht leicht, die Welt der Binette Schroeder zu beschreiben, zumal es sich hier meist nicht um Illustration im gängigen Sinn handelt, das Bebildern von Texten, sondern um Imagination, eigenständige Kunst. Dennoch sind die Inhalte einfach, leicht zu erfassen wie beispielsweise die Geschichte vom "Lupinchen", ihrem ersten Bilderbuch von 1969. Die Textelemente sind sparsam, manchmal nur andeutend und lassen Raum für eigene Fantasien. Genau das ist das Gestaltungsprinzip der Künstlerin. Das gilt auch für ihre Texte wie für die teilweise gereimten ("Lelebum" 1972 und "Krokodil, Krokodil" 1975) ihres Mannes Peter Nickl.
Wenn bei der Illustration fremder Texte die Gefahr der Verdoppelung besteht, das Gesprochene nur noch einmal mit anderen Mitteln "beschrieben" wird, so wird hier das Erzählen im Text und in der Malerei zu einer Einheit. Der poetische Faden wird weitergesponnen, denn sowohl die Malerei als auch der Text schaffen eine Realität sui generis, ein faszinierendes Spiel zwischen visueller und sprachlicher Kreativität, wobei die eine viel offener und vielfältiger ist als die andere. In Schroeders "Bilder"-Büchern vereinen sich beide wie zu einem Bühnenstück. Die Verwandlung vom Frosch in den Prinzen ("Froschkönig" 1989) wird auf offener Bühne gezeigt wie auch vorher die verschiedenen Phasen, als der Ball im Brunnen verschwindet und dann mit dem Frosch wieder erscheint. Es entstehen Kunstwerke, ob man sie dem Surrealismus zuordnet oder der Phantastischen Malerei, wie Hans ten Doornkaat in seinem profunden Essay als Nachwort zu "The Art of Binette Schroeder" (1995) analysiert, ist für den Betrachter nicht so entscheidend. Wichtiger ist die Frage: an wen richten sich diese Kunstwerke? Können Bilder, die Erwachsene faszinieren, die tiefgründige Reflexionen auslösen, auch auf Kinder wirken? Die prägnante Zeichnung der Figuren, die Einfachheit der Handlung legen nahe, dass Kinder davon gefesselt werden. Müsste die ständige Frage, ob ein Buch für Kinder geeignet ist, nicht umgedreht werden: Zeigt sich die Qualität von Kinderliteratur, von Kinderlyrik und Bilderbüchern nicht darin, dass auch Erwachsene durch sie bereichert werden?

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von RPHJK; Landesstelle: Rheinland-Pfalz.
Veröffentlicht am 15.01.2020

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